Italien

Finanzpolizei verhaftet Spitzenbanker der Banca Popolare di Bari

Zwei langjährige Chefs der vom Staat geretteten Volksbank in Apulien stehen unter Hausarrest. Ihnen wird unter anderem Bilanzfälschung vorgeworfen.

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Banca Popolare di Bari

Mit den Festnahmen nimmt die Aufklärung des Skandals um die italienische Volksbank eine neue Wende.(Foto: Reuters)

Rom. Ins Gefängnis müssen sie nicht, aber seit diesem Freitag stehen Marco und Gianluca Jacobini, ehemalige Spitzenbanker der Banca Popolare di Bari, unter Hausarrest. Die Finanzpolizei verhaftete sie am Morgen in Bari mit dem Vorwurf der Bilanzfälschung, Prospektfälschung und Behinderung der Aufsichtsbehörden. Die Bankzentrale in Bari und mehrere Büros – auch in anderen Städten – wurden durchsucht.

Vater und Sohn standen jahrzehntelang an der Spitze der Volksbank, die Mitte Dezember von der italienischen Notenbank unter Aufsicht gestellt worden war. Marco Jacobini, dessen Vater die Bank 1960 gegründet hatte, war bis 2019 Vorsitzender des Verwaltungsrats, sein Sohn Gianluca Vize-Generaldirektor.

Für den Manager Vincenzo De Bustis, ehemaliger CEO der Bank, verfügte die Staatsanwaltschaft von Bari ein zwölfmonatiges Verbot der Ausübung der Leitung eines Finanzinstituts. Auch ihm wird Bilanz- und Prospektfälschung vorgeworfen. Ein weiterer Manager, zuständig für Bilanz, steht ebenfalls unter Hausarrest.

Mit den Festnahmen nimmt die Aufklärung des Skandals um die Banca Popolare di Bari eine neue Wende. Erst hatte die Regierung eingegriffen, um die Bank zu retten und vor Weihnachten eine Finanzhilfe in Höhe von 900 Millionen Euro für die Bank zur Verfügung gestellt, die aus einem Topf des Wirtschafts- und Finanzministeriums kommt.

Um den Verdacht der Staatshilfe zu umgehen, geht dieses Geld jedoch nicht direkt an die Bank. Stattdessen soll es das Kapital der staatlichen Entwicklungsbank Banca del Mezzogiorno-Mediocredito Centrale (MCC) stärken, die gemeinsam mit dem Einlagensicherungsfonds FITD der italienischen Banken und anderen Investoren die Sanierung übernimmt.

Sparer und Anteilseigner lange bewusst getäuscht

Grund für die Zwangsverwaltung seien hohe Verluste, hieß es bei der italienischen Notenbank. Schon im Dezember wurde die Leitungsebene der Banca Popolare di Bari entlassen und wurden staatliche Kommissare eingesetzt.

Danach erst kamen Details der Pleite heraus, nachdem die Staatsanwaltschaft in Bari Ermittlungen aufgenommen hatte. Aus Dokumenten und Mitschnitten von Telefonaten wurde deutlich, dass die Sparer und Anteilseigner der Volksbank seit Langem bewusst getäuscht worden waren. „Die Bilanzen der Filialen waren alle gefälscht und es gab zu viele unregelmäßige Kredite“, sagt der ehemalige CEO De Bustis in dem beschlagnahmten Mitschnitt.

Vor allem die rund 70.000 Anteilseigner sind betroffen, die in gutem Glauben und nach schlechter Beratung Bank-Obligationen gekauft hatten. Ihnen drohte ein Verlust ihrer Ersparnisse. Der Staat griff auch deshalb bei der Bankenrettung ein, um sie zu schützen, denn nach der europäischen Gläubigerbeteiligung hätten sie ihr Erspartes verloren.

Dann kam heraus, dass Vater und Sohn Jacobini kurz vor der kommissarischen Verwaltung der Bank Geld in Höhe von 5,6 Millionen Euro von ihren eigenen Konten auf eine andere Bank verschoben hatten. Das hatte die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. 

Obwohl die Bank seit dem 13. Dezember unter staatlicher Aufsicht stehe, habe die Familie Jacobini faktisch weiterhin die Kontrolle über die Bank, schreibt Richter Francesco Pellecchia vom Gericht in Bari in seiner Begründung für die Verhaftungen. Deshalb sei es „notwendig und dringend“ zu verhindern, dass so ein rechtswidriges Verhalten die Sanierung der Bank stört. Das hätte verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft Süditaliens.

Die uneingeschränkte Macht von lokalen Bankchefs führt nicht zum ersten Mal zu Problemen bei mittelgroßen Banken in Italien. Auch im Fall der beiden 2017 vom Staat geretteten Banken im Norden, der Banca Popolare di Vicenza und der Veneto Banca, ging es um selbstherrliche örtliche Personen, die zum Teil noch vor Gericht stehen.

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