Die diesjährige Protektoratszunft "Feuer-Narre" wird 66 Jahre alt

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Sie sind Feuer und Flamme für die Fasnet: Vorläufer der Feuer-Narre in Freiburg nahmen 1954 zum ersten Mal am Fasnetmendig-Umzug teil. 2020 sind sie die Protektoratszunft.

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Erstmals an der Fasnet 1954 waren zwei rote Narren, die Vorläufer der „Feuer-Narre“ beim Rathausappell dabei. Foto: Archiv Hans Sigmund
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Feuer-Narre im Einsatz Foto: Andrea Schiffner
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Feuer-Narre beim Umzug in Freiburg-St. Georgen 2015. Foto: Thomas Kunz

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Breisgauer Narrenzunft (BNZ) das Freiburger Fasnetgeschehen reaktivierte, erwachte in Manfred Thumm die Idee, eine neue Narrenfigur zu schaffen, In Anlehnung an die Zunft der "Blaue Narre" schuf er einen roten Narren. So entstand die Zunft der "Feuer-Narre".

Das Häs (Kostüm) der neuen Zunft fertigte Thumm aus aus mehr als 5000 roten, runden Filzflecken. Dazu kam eine Haube, die an den beiden Enden in spitze Hörner auslief. Überall wurden Blechschellen angebracht. Als zweite Hästrägerin gesellte sich seine spätere Lebensgefährtin Emma Heß zu ihm, und am Rosenmontagsumzug 1954 nahmen die beiden zum ersten Mal am Fasnachtstreiben in Freiburg teil. Das liegt damit 66 Jahre zurück und ist nach närrischer Zeitrechnung ein Jubiläum.

Im Laufe des Jahres 1954 waren Rudi Thumm, Martin Gloderer, Lilo Schwanz, Ellen Schwanz, Dieter Bitsch, Kurt Rösch, Wolfgang Gerritz, Siegfried Luge und Doris Bührle hinzugekommen, sodass am 11.11.1954 die damit auf elf Personen angewachsene Zunft in die BNZ aufgenommen wurde. Als Paten stellten sich die Miau-Zunft und die Blaue Narre zur Verfügung. Mehrfach gab es noch Veränderungen am Häs, eine Holzmaske wurde geschaffen und ein Name für die neue Zunft gefunden: "Freiburger Feuer-Narre". Das gesamte Fasnet-Zeremoniell der Feuer-Narre ist mit den Jahren auf das Feuer und seine Symbolik ausgerichtet worden. So haben sie sich auch als Zunftspruch die Mahnung "Los d’Pfote weg – vom Füer!" (Hände weg vom Feuer!) zugelegt.

Ganz zu Beginn begnügte man sich bei den Feuer-Narre mit einer Gummimaske, doch schon bald wurde der Wunsch nach einer richtigen, geschnitzten Holzmaske laut. In dem Holzschnitzer Johann Kehl aus Oberried fand man einen begabten Künstler, der die Ideen der jungen Zunft hervorragend umsetzte. Da die Zunft sich das Feuer als Hauptsymbol zugelegt hatte, sollte auch die Maske dies irgendwie zum Ausdruck bringen. So schuf der Künstler ein verschmitztes, einem griechischen Faun ähnelndes Jungmännergesicht mit vielen roten Auswüchsen an Kinn, Backen, Augenbrauen und Stirn, die brennende Flammenzungen darstellen sollen. Besonders ausgeprägt ist die Kinnpartie, ansonsten ist die Maske hellbraun mit roten Lippen bemalt. Als besonderen "Gag" versah Kehl die Maske mit einem aufklappbaren Scharnier, sodass der Kiefer auf und zugeklappt werden kann.

Die Feuer-Narrre besitzen ein typisches Plätzle- oder Flecklehäs, wie fast die meisten Narrenfiguren im schwäbisch-alemannischen Raum. Es besteht aus einem schuppenförmigen, mit roten Filzflecken benähten Overall. Als Kopfbedeckung trägt der Feuer-Narr eine zweifarbig in Schwarz und Rot gehaltene Pelerinkappe. Diese ist mit schwarzen und roten "Tropfen" besetzt, welche jeweils mit einer aus Rotguss gefertigten Narrenschelle versehen sind. Auf dieser Kappe ist das Wappen mit dem Freiburger "Krabb" (Münzwappen) und die Inschrift "FEUER NARRE" aufgenäht. Der Untergrund des Wappens besteht dabei aus einem goldenen Brokatfeld. Links und rechts sind auf Ohrenhöhe schwarze und rote "Flammen" angenäht, welche die Kappe nach oben abschließen.

In den Anfangsjahren wurden über den Schuhen mit Glöckchen und roten Filzflecken besetzte Gamaschen getragen. Heute ist es nur noch Pflicht, schwarze oder rote Schuhe zu tragen. Grundsätzlich besteht das ganze Häs aus dem Farben Rot, Schwarz und Gold.

Seit 2010 sind die Feuer-Narre ohne festes Zunftlokal

Natürlich bemühte man sich auch um ein eigenes Zunftlokal. Doch musste öfters das Domizil geändert werden, was über die Jahre eine Odyssee fast durch die ganze Stadt nach sich zog. So war man zu Beginn im Gasthaus "Hans Sachs" (Innenstadt), danach im Waldgasthaus St. Ottilien (Waldsee), außerdem in der "Frohen Einkehr" an der Lehener Straße (Stühlinger). Später waren es der Löwenkeller (Stühlinger), der Wiehrehof (heute "Omas Küche"), dann 22 Jahre der "Deutsche Kaiser" (beides Wiehre), anschließend das Rhodia-Stüble im Industriegebiet Nord. Seit dem Jahre 2010 ist man ohne eine feste Bleibe.

Am heutigen Freitag, 31. Januar 2020, werden die Feuer-Narre in der Mooswaldhalle in Hochdorf als diesjährige Protektoratszunft dem Oberbürgermeister von Freiburg, Martin Horn, den traditionellen Protektoratsschirm überreichen.