Medienscouts weisen künftig den Weg

by

Eine der Herausforderungen für Erziehende ist derzeit die Frage des richtigen Umgangs mit digitalen Medien. Die Sozialpädagoginnen der Schulen in der Region bieten Hilfestellung zu diesem Thema.

https://ais.badische-zeitung.de/piece/0a/de/37/cf/182335439-h-720.jpg
21 Schülerinnen und Schüler der siebten und achten Realschulklassen lernen, wie sie Mitschüler zu einem achtsamen Umgang mit dem Smartphone verhelfen können. Foto: Martha Weishaar
https://ais.badische-zeitung.de/piece/0a/de/37/d9/182335449-h-720.jpg
Michael Weis ist Referent des Landesmedienzentrums und bildet Schüler im Medienmentorenprogramm (SMEP) aus. Foto: Martha Weishaar
https://ais.badische-zeitung.de/piece/0a/de/37/d4/182335444-h-720.jpg
Schulsozialarbeiterin Lisa Weishaar (Zweite von rechts) initiierte gemeinsam mit ihrer Kollegin Marisa Kern die Ausbildung der Medienscouts. Foto: Martha Weishaar

21 Mädchen und Jungen der siebten und achten Realschulklassen werden in diesen Wochen zu Medienscouts ausgebildet. Ziel ist es, dass die Schüler ihr neu erworbenes Wissen an Mitschüler weitergeben, beginnend in der Grundschule. Ein Elternvortrag ergänzt das Projekt.

Geschult werden die Jugendlichen in vier halbtägigen Unterrichtseinheiten von Michael Weis. Der Sozialpädagoge ist Referent des Landesmedienzentrums, das es sich zur Aufgabe macht, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken. Digitale Medien haben eine Menge Potential, sowohl positives als auch negatives. Die Fülle der Angebote ist verlockend, kann Heranwachsende aber auch ängstigen und sozial schädigen. Fake-Profile, Identitätsdiebstahl, Verbreitung von Kinder- und Jugendpornographie sind Negativbeispiele. Auch kommerzielle Interessen von Anbietern sind auf den ersten Blick oftmals kaum zu erkennen. Leichtfertig gehen viele Smartphonenutzer mit persönlichen Daten um. Daher ist gerade für Kinder und Jugendliche die verantwortungsbewusste Nutzung digitaler Medien wichtig. Eltern sind bei diesem Thema teils überfordert, schreitet die Entwicklung doch derart schnell voran, dass viele ihr gar nicht folgen können.

Das Schüler-Medien-Mentoren-Programm (SMEP) birgt zudem den Vorteil, dass Jugendliche und Kinder manches besser annehmen, wenn es von mehr oder weniger Gleichaltrigen anstatt mahnenden Erwachsenen kommt. Die Medienscouts zeigen ihren Mitschülern, wie sie sich im weltweiten Netz schützen, die von ihnen genutzten App-Dienste sicher stellen und den Zugriff auf Freunde und Familie beschränken können. Schon beim ersten Abgleich der Smartphones sämtlicher Schüler zeigte sich, dass so gut wie niemand persönliche Schutzmaßnahmen eingestellt hatte.

Ein wichtiges Thema ist auch Cybermobbing. Wie es dazu kommt und welche Auswirkungen es hat, veranschaulicht Michael Weis den Schülern deutlich in einem Spiel. Als Multiplikatoren werden die 21 Medienscouts diese Erfahrung, als einzelner ausgegrenzt zu werden, in die Klassen des Bildungszentrums tragen. Die beiden Schulsozialarbeiterinnen stehen dabei hilfreich zur Seite. Lob zollen Lisa Weishaar und Marisa Kern den Teilnehmern des Kurses, haben sich doch alle 21 Schüler freiwillig gemeldet und opfern ihre freien Nachmittage für die Qualifizierungsmaßnahme. Eine der Schülerinnen, die sich zum Medienscout ausbilden lässt, weiß, wie sich Mobbing anfühlt. In ihrer alten Schule sei sie gemobbt worden, erzählt die Schülerin. Und zwar bereits in der dritten und vierten Grundschulklasse. "Viel zu lange dachte ich, mir könne sowieso niemand helfen. Aber der Druck wurde immer stärker. Irgendwann vertraute ich mich meinem Vater an, der mir dann auch geholfen hat", schildert sie ihre Erfahrung. Nun will das Mädchen anderen Schülern vermitteln, wie wichtig es ist, sich frühzeitig helfen zu lassen. Wobei Mobbing nicht allein die Medienscouts klären können, in dem Fall greifen immer auch die Schulsozialarbeiterinnen ein.

Michael Weis betont die Dringlichkeit von Medienkompetenz. "Digitale Medien sind die tägliche Lebenswelt der Kinder. 98 Prozent aller Fünftklässler besitzen ein Smartphone. Kinder müssen wissen, wie man damit umgeht und brauchen jemanden, an den sie sich wenden können. Die wenigsten beschäftigen sich mit den Hintergründen, was die Geräte alles können, da sie super intuitiv aufgebaut sind", sagt der Referent und verweist auf die Jim-Studie (http://www.mpfs.de Der Experte bedauert, dass so gut wie kein Jugendlicher mehr am Laptop arbeitet und sich inzwischen alles am Smartphone abspielt.

Weitere Veranstaltung
Am Donnerstag, 6. Februar, informiert Michaela Jehle vom Referat Prävention des Polizeipräsidiums Freiburg in einem Vortrag über Gefahren der digitalen Medien für Kinder und Jugendliche. Die Vortragsreihe der Schulsozialarbeiterinnen richtet sich an alle Interessierten und beginnt um 19 Uhr in der Mensa der Grundschule.