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Der Gehweg an der Engstelle an der Staatsstraße in Kinsau ist nun wieder von Fußgängern nutzbar. © Mergel

Gemeinde entfernt Absperrung, und die Polizei passt auf

Zum Schutz der Kinder

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Am Kinsauer Nadelöhr braucht man einen Schutzengel. Vor allem, wenn man einen Lastwagen im Rücken hat. Die eigenwillige Absperrung eines 20 Meter langen Gehwegs durch einen Anwohner hat seit November 2018 nicht nur Unmut, sondern große Sorge erregt (wir berichteten). Nach einer Zwischenlösung hat nun die Gemeinde die Absperrung entfernen lassen.

Kinsau – Rückblick: Bereits vor Monaten war dem betreffenden Grundstückseigentümer ein Bescheid der Verwaltungsgemeinschaft Reichling zugegangen. Der Inhalt: Die Sperrung am Kinsauer Nadelöhr müsse entfernt werden, da es sich dabei um eine Verkehrsfläche außerordentlicher Bedeutung handle. Nach einer jahrzehntelangen Duldung könne man diesen Gehweg nicht ohne Weiteres sperren – „Gemeinwohl sticht Eigentumsrecht“, so das Credo. Denn 50 Jahre lang war der Weg unter Duldung der Eigentümerfamilie von der Öffentlichkeit genutzt worden.

Der Weg vor dem Haus des Landwirts ist vor allem für die Kinsauer Schulkinder unverzichtbar. Die Staatsstraße ist an dieser Stelle extrem eng – gerade morgens, wenn es noch dunkel ist, drohen den Kindern durch den Straßenverkehr Gefahren. „Gottseidank haben wir in diesem Winter nicht so viel Schnee wie im Vorjahr“, sagt Kinsaus Bürgermeister Marco Dollinger. „Es hat mir große Sorge bereitet, dass da irgendwann etwas passiert.“

Eltern stellten Petition

Auch die Kinsauer Eltern hatten mit einer Petition versucht, etwas zu bewegen: 380 Unterschriften wurden dafür auf Initiative von Marion Schilcher gesammelt.

Konflikt schwelt seit 2018

Bereits seit 2018 schwelt der Konflikt des Eigentümers mit der Gemeinde. Wie berichtet hatte er sich beschwert, dass der Weg von der Gemeinde nicht entsprechend gepflegt worden sei. Einen Geh-und Radweg – dessen Grund die Gemeinde gekauft oder gepachtet hätte – wollte er auch nicht akzeptieren, da er laut Aussage mit dem Traktor seine Ausfahrt so nicht mehr entsprechend nutzen könne. Ein weiterer – vermutlich der wahre – Grund, den der Landwirt 2018 im Gespräch mit der Heimatzeitung nannte, steht im Raum: dass ein Bauantrag seines Sohnes im März 2018 an anderer Stelle abgelehnt worden war. Eine irrelevante Sache, findet Dollinger: „Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.“

Bürgermeister: Sicherheit der Kinder steht über allem

Es gab seitdem einige Termine und Gespräche. „Wir waren viele Mal bei ihm, um zu verhandeln. Irgendwann ist die Kommunikation einmal zuende und es kommt der Punkt, dass man als Gemeinde handeln muss“, so Dollinger. „Es war kein leichter Entschluss für den Gemeinderat. Es ist bedauerlich, wenn man in einer Auseinandersetzung zum letzten Mittel greifen muss. Aber die Sicherheit unserer Kinder steht hier über allem.“

Landwirt ließ Fristen verstreichen

Der Bescheid, dass der Gehweg frei gemacht werden müsse, wurde bereits vor Monaten an den Landwirt verschickt. Laut Bürgermeister Dollinger habe der Grundstückseigentümer „einige Fristen verstreichen lassen, Kommunikation fand keine mehr statt“.

Unter Aufsicht der Polizei: Gemeindemitarbeiter entfernt Absperrung

Da nichts passiert ist, wurde die Gemeinde in der vergangenen Woche aktiv: Der Gemeindearbeiter entfernte die Absperrung aus Stahlrohr. Und das unter Aufsicht der Polizei: Die Gemeinde hatte um Amtshilfe gebeten, falls es Ärger gebe.

„Wir hätten das Recht gehabt, sogar den kompletten Zaun parallel zur Staatsstraße zu entfernen. Aber wir wollten keine weitere Eskalation. Wir wollen nur Sicherheit für die Kinsauer Kinder“, sagt Dollinger.

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