Mehr als 200 Tote durch Virus: Das große Ausfliegen aus dem Krisengebiet setzte ein

Die chinesische Gesundheitsbehörde teilte mit, in der Volksrepublik sei bis einschließlich Donnerstag die Zahl der Toten auf 213 gestiegen. Unterdessen holen immer mehr Länder ihre Bürger aus der Provinz Hubei zurück.

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© (c) APA/AFP/TIZIANA FABI

Rund einen Monat nach Bekanntwerden der ersten Infektionen mit dem Coronavirus in China ist die Zahl der Toten dort auf 213 gestiegen. Knapp 9.700 Menschen haben sich nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Peking mit dem neuartigen Virus angesteckt, das eine Lungenkrankheit auslösen kann. Unterdessen holen immer mehr Länder ihre Bürger aus der hauptbetroffenen Provinz Hubei zurück.

Am kommenden Wochenende sollen auch die sieben Österreicher aus der Provinz zurückgeholt werden. Der Plan ist demnach, dass sie in der Nacht auf Sonntag mit einem Airbus A380 nach Frankreich ausgeflogen werden. Das Bundesheer schickt dann eine C130 nach Frankreich, die die Staatsbürger abholen soll.

Am Freitag ließ die britische Regierung 83 Briten und 27 Nicht-Briten aus Wuhan ausfliegen. Dem deutschen Außenminister Heiko Maas zufolge sollte am Freitag eine Bundeswehrmaschine starten, um über 100 Deutsche zu holen. Unter ihnen gebe es keinen Verdachtsfall. Das Auswärtige Amt warnte vor Reisen nach Hubei und riet dazu, nach Möglichkeit nicht notwendige Reisen nach China zu verschieben. Dort wirkt sich die Epidemie bereits auf die Konjunktur aus.

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Die chinesische Gesundheitsbehörde teilte mit, in der Volksrepublik sei bis einschließlich Donnerstag die Zahl der Toten auf 213 gestiegen. Die Zahl der bestätigten Erkrankungen liege mittlerweile bei 9.692. Die Regierung sei aber zuversichtlich, "den Krieg" gegen das neue Coronavirus zu gewinnen, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking.

Obwohl die Regierung in Peking rasch reagiert und mehrere Millionenstädte in Hubei abgeriegelt hatte, überquerten dort zahlreiche Menschen eine Brücke über den Jangtse, die Huanggang in Hubei mit Jiujiang in der Nachbarprovinz Jiangxi verbindet. Ein Polizist sagte, wenn es "besondere Umstände" gebe, könnten Menschen die Brücke passieren. Huanggang ist eine der am stärksten von dem Virus-Ausbruch betroffenen Städte.

Todesfälle außerhalb Chinas wurden bisher nicht registriert, allerdings wurden aus vielen Ländern Infektionen gemeldet. In Wien wurde Freitagfrüh Entwarnung bezüglich des siebenten Verdachtsfalls gegeben, der in der Bundeshauptstadt aufgetreten war. Bei einem chinesischen Touristen aus Shanghai wurde eine Influenza diagnostiziert. Laut Sozialministerium waren je ein Verdachtsfall in Kärnten und Salzburg offen.

In Deutschland wurde am Donnerstagabend ein fünfter Coronavirus-Fall bestätigt. Wie Deutschland verschärften auch andere Länder ihre Reisehinweise für China. So riet unter anderem Japan seinen Bürgern, auf nicht notwendige Reisen nach China zu verzichten.

"Reisen Sie nicht nach China wegen des neuartigen Coronavirus, der erstmals in Wuhan, China, identifiziert wurde", heißt es auf der Website des US-Außenministeriums. Der verschärfte Hinweis liegt damit gleichauf mit den Warnungen, die die Regierung in Washington für den Irak und Afghanistan ausgibt. Am Donnerstag hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Alarm geschlagen. Die UN-Behörde rief nach einer Expertensitzung einen internationalen Gesundheitsnotstand aus.

Die britische Regierung ist bereit, notfalls eine zweite Maschine nach China zu schicken, um Bürger zurückzuholen. Indonesien erhielt nach eigenen Angaben von China die Erlaubnis, nach Hubei zu fliegen, um rund 250 Bürger herauszuholen.

Fast 400 Südkoreaner, die bereits aus China ausgeflogen wurden, brachten die Behörden in der Nähe von Seoul unter, wo sie unter Quarantäne gestellt wurden. Japan hat bereits mehr als 560 seiner Bürger zurückgeholt. Auch die USA, Kanada und andere Länder bringen ihre Bürger in die Heimat zurück.

Chinas Industrie bekommt erste Auswirkungen der Epidemie zu spüren; sie tritt auf der Stelle, wie Daten der Statistikbehörde zeigen. Zwar gingen die Exportbestellungen im Jänner vor allem wegen des Handelsstreits mit den USA zurück. Doch der Ausbruch des Coronavirus ist als Risikofaktor hinzugekommen, und Experten sind der Meinung, dass sich das in der Statistik noch nicht voll abbildet. In der Dienstleistungsbranche beschleunigte sich das Wachstum. Doch die Behörde warnte, die Daten bildeten den Virus-Ausbruch noch nicht vollständig ab. Experten rechnen damit, dass die Branche den Ausbruch des Virus deutlich zu spüren bekommen dürfte, da viele Chinesen Menschenansammlungen in Geschäften, Restaurants und Kinos vermeiden.

Auch etliche Firmen, die mehrere Tage über das Neujahrsfest am vergangenen Wochenende geschlossen hatten, verlängerten ihre Betriebsferien. Die Provinz Shandong an der chinesischen Ostküste hat Unternehmen laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua darum gebeten, ihren Betrieb nicht vor dem 10. Februar wieder aufzunehmen. So solle dabei geholfen werden, die Ausbreitung des Virus einzudämmen.