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Hat in Düsseldorf neuerdings das Sagen: Trainer Uwe Rösler. © dpa
Fortuna Düsseldorf

Uwe Rösler: Ein Kämpfer, der den Krebs besiegte

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Uwe Rösler gibt als neuer Trainer von Fortuna Düsseldorf seinen Einstand in der Bundesliga - im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt.

Uwe Rösler ist einer, der das Leben fast ausschließlich von seiner positiven Seite betrachtet. Diese Haltung ist beim neuen Trainer von Fortuna Düsseldorf tief verwurzelt. Sein Leben veränderte sich 2002 abrupt, als bei ihm noch als Spieler desm norwegischen Erstligisten Lilleström SK während einer Routineuntersuchung im Brustbereich ein Krebsgeschwür festgestellt wurde. Die schwere Krankheit veränderte bis heute alles.

Vor neuen Herausforderungen schreckt der 51-Jährige nicht zurück, weil er darin eine Chance sieht, selbst noch einmal voranzukommen. „Für mich gab es kein Zögern“, sagte Rösler zur Mission beim Tabellenletzten, der zum Einstand am Samstag (15.30 Uhr) Eintracht Frankfurt erwartet. Seine Botschaft: „Die Hütte muss brennen. Wir müssen mehr Tore schießen und Spiele gewinnen.“

Trotzdem wird die Frage sein, ob die Fortuna-Fans nicht zuerst die Verdienste des Vorgängers würdigen wollen. Friedhelm Funkel hat in den vergangenen Tagen so viel Zuspruch erreicht, dass sich der 66-Jährige sichtlich gerührt mit einem handgeschriebenen Brief bedankte. Rösler muss es in dieser von viel Nostalgie getragenen Atmosphäre hinbekommen, gleich gegen Funkels Ex-Klub Frankfurt eine Aufbruchsstimmung zu erzeugen.

Gut möglich, dass der Fußballlehrer Neuzugang Valon Berisha (Leihgabe von Lazio Rom) von Anfang spielen lässt und seine Mannschaft fast schon bedingungslos auf Angriff polt. Ähnlich hatte Rösler es nämlich mit dem schwedischen Traditionsklub Malmö FF geschafft, den Stockholmer Vereinen die Stirn zu bieten, die Vizemeisterschaft zu holen und in die Europa League einzuziehen, wo Malmö bald auf den VfL Wolfsburg trifft. Der Trainer hatte sich aber „aufgrund unterschiedlicher Vorstellung vom künftigen Weg“ verabschiedet. Nur deshalb war der zu Wochenanfang von Fortuna-Sportvorstand Lutz Pfannenstiel kontaktierte Retter sofort verfügbar. Erfahrung mit Abstiegskampf hat Rösler insofern, dass er 2010 einmal den norwegischen Klub Molde FK mit einem furiosen Endspurt zum Klassenerhalt führte.

„Ein Vorteil, den die Verpflichtung hat, ist, dass mich keiner kennt“, sagte der Coach bei seiner Vorstellung. Tatsächlich gehört der im thüringischen Altenburg geborene Rösler zu jenen Protagonisten, die in ihrer Karriere mehr Wertschätzung im Ausland erfahren haben als in der Heimat. Bei Dynamo Dresden spielte der fünffache DDR-Nationalspieler nach der Wende nur mit wechselndem Erfolg, beim 1. FC Nürnberg glückte ihm gar kein Treffer, so dass er im März 1994 für ein Probetraining zu Manchester City reisen musste, um wieder Anerkennung zu erfahren.

Sein Spielstil war damals wie geschaffen für den in dieser Epoche oft abstiegsgefährdeten englischen Erstligisten: Ein kopfballstarker, robuster und mit extremem Einsatz agierender Mittelstürmer eroberte die Herzen der Zuschauer an der Maine Road im Sturm. Als der erste Deutsche im Citizen-Trikot seit Bert Trautmann mit einem Tor am letzten Spieltag 1994/95 den Klassenerhalt sicherte, war er auf dem Weg zur Legende. Am Ende sollten es 65 Tore in 177 Pflichtspielen sein, die indes nicht verhinderten, dass die Citizens, die heute dank der vielen Scheich-Millionen zu den globalen Marken des Kontinents gehören, zweimal abstiegen. Wie tief sich seine Verdienste ins Gedächtnis gruben, spürte Uwe Rösler, als er mit seiner schweren Krankheit im Krankenhaus lag.

Er bekam unzählige Zuschriften von englischen Fans, bei Heimspielen sangen sie seinen Namen. Zur Eröffnung des neuen Stadions begrüßte man ihn im November 2003 nach seiner Genesung mit großem Applaus, seit 2009 gehört er zur Hall of Fame von Manchester City. In der Arbeiterstadt hat Rösler mit seiner Frau auch lange nach der Karriere noch gelebt.