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Interview | TV-Reporter Icke Dommisch

"Der Super Bowl holt das Verrückte aus den Leuten raus"

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In der Nacht zu Montag steigt in Miami der Super Bowl, das Finale um die US-amerikanische Football-Meisterschaft. Das Spiel ist in den USA das größtmögliche Spektakel, auch in Deutschland nimmt die Bedeutung zu. Kultreporter Icke Dommisch erklärt den Hype.

Es gibt wohl keinen Football-Fan, der ihn nicht kennt: Christoph "Icke" Dommisch ist Fernsehmoderator und Sportreporter aus Königs Wusterhausen - und eine echte Kultfigur. In der Sportsendung "ran" (ProSieben Maxx) präsentiert der 33-Jährige als Co-Moderator die Reaktionen aus den sozialen Netzwerken bei den Football-Übertragungen. Nun steht das Finale (Montag, 0:30 Uhr) des größten Einzelsport-Spektakels der Welt bevor. Im Super Bowl treffen die San Francisco 49ers auf die Kansas City Chiefs. Vorher haben wir mit "Icke" gesprochen.

rbb|24: Christoph "Icke" Dommisch, Sie sind in Frankfurt (Oder) geboren und in Deutsch Wusterhausen aufgewachsen. Was verbindet Sie noch mit der Heimat?

Christoph "Icke" Dommisch: Natürlich erstmal alles. Meine gesamte Familie lebt noch in Deutsch Wusterhausen. Meine Mutter, meine Tanten, quasi alle, die es in meiner Familie gibt. Ich habe 25 Jahre zu Hause gelebt, ich verbinde damit - ich bin jetzt mittlerweile 33 - den allergrößten Teil meines Lebens. Freunde, Familie, das erste Mal Football gucken … alles.

Super Bowl Public Viewings in Berlin

In diesem Jahr bieten sich in Berlin wieder viele Möglicheiten, den Super Bowl beim Public Viewing live mitzuerleben. Unter anderem mit dabei:

Mitte: FC Magnet Bar, Belushi's Berlin, Hofbräu Berlin

Friedrichshain: The Castle, Salamas Bar

Wilmersdorf: Route 66 Diner, Coma Cocktailbar

Tegel: CineStar

Im Fernsehen und auf Ihrem Instagram-Account ist regelmäßig zu sehen, wie viel Sie für den Football unterwegs sind. Wie oft lassen Sie sich überhaupt noch zuhause blicken und wie reagieren die Leute, wenn sie Sie wiedererkennen?

Zu selten! Ich würde sagen maximal drei bis vier Mal im Jahr. Ich wohne seit sieben Jahren in München und seit dem war ich drei Jahre an Weihnachten nicht zu Hause, weil wir da Sendungen hatten. Die NFL (National Football League) macht an Heiligabend und anderen Feiertagen keine Spielpause. Aber andererseits bin ich ja auch von zuhause weggegangen, weil ich diesen Job unbedingt wollte. Ich bin erst mit 25 ausgezogen, war also ein kleiner Spät-Starter. Von daher ist das jetzt auch erstmal fein so.

Wenn ich dann aber mal nach Deutsch Wusterhausen zurückkomme, ist es schon komisch. Ich glaube, keiner von den Leuten, die mich zuhause kennen, hat sowas mal erwartet. Wenn ich auf dem Friedhof bin, wo meine Großeltern sind, dann kommen halt auch Leute, die ich noch von früher vom Fußball kenne und wollen danach mit mir über Football quatschen. Das ist schon komisch, aber im positiven Sinne. Es schreiben mir auch Leute, die ich gar nicht so wirklich kenne, aber mit mir auf einer Schule waren: "Krass, habe dich gerade im Fernsehen gesehen, das ist ja mega, was du machst!" Alles sehr, sehr schmeichelhaft.

Wie genau sind Sie zum Football gekommen?

Tatsächlich ganz normal als Zuschauer. In Deutsch Wusterhausen gab's nur einen Fußballclub. An Football oder Basketball war da nicht zu denken. Ich bin durch Dirk Nowitzki auf US-Sport aufmerksam geworden, als der Anfang der 2000er Jahre angefangen hat, in der NBA zu spielen. Damals war auch das Internet noch ganz neu und dann bin ich irgendwann auch über Football gestolpert. Irgendwann habe ich dann mal den Super Bowl geguckt. Da war sogar ein Deutscher im Finale, Tom Nütten hieß der und es liefen gefühlt 95 Werbungen mit "Bigger, better, Burger King" (lacht). Traumatisches Erlebnis, es ist immer noch voll im Schädel drin. So hab ich angefangen. Meine Mutter hat damals gesagt: "Ja, guck dir das ruhig an, aber nimm‘s dir auf", und spätestens im ersten Viertel bin ich dann wirklich eingepennt und am nächsten Tag hab ich dann die Kassette zurückgespult und mir alles nochmal reingezogen.  

Immerhin schaffen Sie es mittlerweile, während des ganzen Spiels wach zu bleiben. Sie haben ja auch schon einige Super Bowls vor Ort erlebt, in diesem Jahr findet das Großereignis in Miami statt. Wie würden Sie die Stimmung bei diesen Mega-Events beschreiben?

Der Super Bowl ist für jede Stadt ein besonderes Event! Du siehst an jeder Straßenecke Schilder hängen und es laufen auffallend viele Leute mit Football-Trikots rum. Aber nicht mal nur von den Teams, die im Finale sind, sondern auch von allen anderen Teams. Jeder Super Bowl ist das große Finale, der Saisonabschluss. Deshalb sind alle Football-Verrückten auf den Straßen.

Vor vier Jahren in San Francisco waren wir nach dem Super Bowl in einer Bar und haben neben Leuten gesessen, die das Spiel live im Stadion gesehen haben. Wir haben dann mit denen gequatscht, das waren Amerikaner. Die kamen extra aus Carolina dorthin und haben 10.000 Dollar für die Tickets bezahlt! Und sie sagten: "Das hier ist unser Jahresurlaub, wir machen sonst keinen Urlaub. Wir waren mega froh, dass wir die Tickets bekommen haben - für uns ist das ein Traum!". Die geben halt einfach ihren Jahresurlaub dafür aus. Leute sind verrückt und der Super Bowl holt das Verrückte aus den Leuten raus.

Wer gewinnt denn den diesjährigen Super Bowl und warum?

Wir sollten als Deutsche ein bisschen mehr für die San Francisco 49ers sein, weil da ja tatsächlich ein Deutscher spielt. Mark Nzeocha heißt der. Das ist ein Spieler, der in den sogenannten Special Teams am Start ist. Es gibt ja drei Mannschaftsbereiche im Football: Defense, Offense und Special Teams. Und in den Special Teams ist er derjenige, der die meisten "Snaps" (Ballübergaben) spielt. Der hat jetzt schon Erfahrung, weil er schon eine Weile in der NFL spielt und wäre letztes Jahr beinahe auch in den Pro Bowl (All Star Game) gekommen. Der Typ ist da so ein bisschen der Anführer und deshalb drückt man den 49ers vielleicht die Daumen. Die haben auch das bessere Team in der Breite und auf allen Positionen. Aber, ich glaube der Gegner, die Kansas City Chiefs, hat dafür den besten Spieler auf dem Feld. Patrick Mahomes - Quarterback und MVP der letzten Saison. Der wird der beste Spieler auf dem Platz sein. Heißt also: Das sollte spannend werden!

Das klingt wirklich nach einem Krimi! Was können andere Sportarten noch vom American Football lernen?

Das ist schwierig. Football hat schon eine große Tradition in Amerika, vor allem als College Sport gibt's das schon sehr lange. Und es ist natürlich eine Sportart, die sehr fürs Fernsehen gemacht ist. Das Spiel ist schon sehr lang, es gibt Menschen, die sagen: "Boah, diese Unterbrechungen, da kommt überhaupt kein Spielfluss auf, das gefällt mir nicht", aber ich glaube, das ist einfach eine 50/50 Chance. Denn durch die Unterbrechungen hat man zum einen die Möglichkeit wieder mal Dinge zu erklären und zum anderen Wiederholungen von Szenen zu zeigen, um dem Gelegenheitszuschauer, der vielleicht die Regeln gar nicht richtig versteht, was interessantes zu bieten. Du kannst nach jeder Situation eine Wiederholung einspielen, in der du siehst: "Ok, der Spieler hat da Schmerzen, weil er umgetackelt wurde..." und du hast jedes Mal so deine Momente, die du kreieren kannst. Also, wenn du sagst, zu viele Unterbrechungen, kein Spielfluss - okay, dann ist Football vielleicht nichts für dich, aber für den anderen hat's halt deshalb schon eine Faszination, weil du immer wieder kleine Entscheidungen hast - das ganze Spiel über.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Intervie führte Felix Edeha, rbb Sport. Es handelt sich um eine redigierte und gekürzte Fassung.

Sendung: Inforadio, 31.01.2020,