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Schmerztabletten von Ratiopharm mit dem Wirkstoff Diclofenac.© imago/Schöning

Diclofenac: Wie gefährlich das Schmerzmittel ist

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Der Wirkstoff Diclofenac hemmt Schmerzen und Entzündungen. Doch einige Forscher warnen vor der Einnahme dieses Arzneimittels, denn es kommt häufig zu Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt und es erhöht das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wir haben einen Experten gefragt, wie gefährlich Diclofenac wirklich ist.

Medikamente mit dem Wirkstoff Diclofenac kommen vor allem bei Gelenk-, Muskelschmerzen und postoperativen Schmerzen oder auch bei schmerzhafter Regelblutung zum Einsatz.

Obwohl bekannt ist, dass Diclofenac häufig Nebenwirkungen im Verdauungstrakt hervorruft und nach längerer Einnahme sogar ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall besteht, lindern viele Patienten ihre Beschwerden damit ohne ärztliche Absprache. Denn Schmerztabletten mit Diclofenac sind in kleinen Mengen rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Doch nicht für jeden ist der Wirkstoff geeignet.

Mögliche Nebenwirkungen

"Diclofenac kann die Leber schädigen, eine Niereninsuffizienz verstärken, die Magenschleimhaut schädigen und dadurch Blutungen im Magen-Darm-Trakt fördern. Außerdem kann es den Blutdruck erhöhen und Herzinfarkte auslösen", sagt Markus Schwaninger, Direktor des Instituts für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie an der Universität zu Lübeck.

Gefahrlos ist die Einnahme eines Arzneimittel mit dem Wirkstoff Diclofenac also nicht. Vor allem Personen, die durch eine Vorerkrankungen bereits ein erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall haben, sollten bei Schmerzen andere Medikamente einnehmen oder eine Einnahme mit dem behandelnden Arzt abwägen. Gleiches gilt für Kinder.

"Schwangere, Stillende und Kinder sollten Diclofenac nicht ohne Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen. Auch bei Vorliegen einer Leber- oder Niereninsuffizienz ist von Diclofenac abzuraten. Wer eine seltene Erkrankung hat, sollte eine Einnahme vorab mit seinem Arzt besprechen", sagt Schwaninger.

Ganz auf den Wirkstoff Diclofenac zu verzichten, ist bei einigen Verletzungen oder Erkrankungen schwierig. Denn – auch wenn das von vielen Verbrauchern angenommen wird – andere rezeptfrei erhältliche, schmerzstillende Arzneimitteln sind nicht pauschal gleich.

Jeder Wirkstoff hat andere Eigenschaften und sein spezielles Anwendungsgebiet, bei dem er am besten wirkt. Deshalb sollten Beschwerden und ihre Behandlung immer mit einem Arzt besprochen werden. Er kann eine möglichst risikofreie Dosierung empfehlen oder auch alternative Heilmethoden anwenden.

"Ob die Einnahme von Diclofenac im individuellen Fall sinnvoll ist, hängt entscheidend von den Beschwerden und der Erkrankung ab, die behandelt werden sollen. Wenn möglich, sollte man besser auf die Einnahme verzichten. Es gibt Alternativen, die allerdings auch nicht frei von Nebenwirkungen sind, aber möglicherweise bei bestimmten Patienten Vorteile bringen können", sagt der Wissenschaftler.

Richtige Anwendung von Diclofenac

Je niedriger dosiert Diclofenac ist und je kürzer die Anwendung, desto risikoärmer ist das Medikament. Frei verkäuflich ist es deshalb in Deutschland nur in kleinen Packungsgrößen mit niedrig dosierten Tabletten oder als Salbe, zudem ist es nur in Apotheken erhältlich. Wer größere Mengen benötigt, braucht ein Rezept vom Arzt.

Einige Wissenschaftler aus Dänemark forderten im Jahr 2018 eine komplette Rezeptpflicht für Diclofenac. Zu diesem Zeitpunkt wurde eine Langzeitstudie zu Diclofenac veröffentlicht, die belegt, dass sich bereits nach einer Anwendungszeit von einem Monat das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko der Probanden erhöht hatte. Eine Rezeptpflicht wird auch in Deutschland schon länger diskutiert, konkrete Pläne dazu gibt es aber momentan nicht.

"Rezeptfrei darf Diclofenac nur in niedrigen Dosen, maximal 75 Milligramm pro Tag, und nicht länger als drei bis vier Tage eingenommen werden. Und man sollte prüfen, ob Kontraindikationen vorliegen, also zum Beispiel eine Vorerkrankung, das eigene Alter oder eine Schwangerschaft gegen die Einnahme sprechen", rät der Experte.

Auch zu anderen Medikamenten können Wechselwirkungen auftreten, deshalb sollte man sich vor der Einnahme von einem Arzt oder Apotheker beraten lassen.

Warnhinweise für Verbraucher

Im Jahr 2018 ist die sogenannte Analgetika-Warnhinweis-Verordnung in Kraft getreten. Sie soll Verbraucher davor schützen, Arzneimittel gegen Schmerzen und Fieber – zum Beispiel solche mit dem Wirkstoff Diclofenac – zu lange einzunehmen.

Auf Verpackungen dieser Medikamente muss nun ein Warnhinweis aufgedruckt werden, der auf die maximale Anwendungszeit aufmerksam macht.

Verwendete Quellen:

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