Big Ben schweigt
Brexit um Mitternacht: So geht es jetzt weiter
by krone.atNicht einmal Big Ben wird erklingen, wenn Großbritannien sich um 24 Uhr Brüsseler Zeit - also um 23 Uhr in London - aus der EU verabschieden wird. Dabei hätten viele Brexit-Fans sich gewünscht, dass die mit knapp 14 Tonnen schwerste der fünf Glocken des berühmten Uhrturmes am Palace of Westminster in London die neue Ära einläuten soll.
Aber die Kosten wären zu hoch. Denn der Uhrturm wird gerade renoviert, und dazu wurden zentrale Stützelemente entfernt. Die müssten wieder eingesetzt werden, damit die Glocke läuten kann. Und das würde gut eine halbe Million Pfund (fast 600.000 Euro) kosten - für ein einmaliges Glockengeläut. Zu teuer, entschied Premier Boris Johnson, der auch sonst keinen offiziellen Festakt anberaumt hat.
Brexit-Ministerium schließt
Der erste politische Akt in Großbritannien nach dem Austritt wird dann die Schließung des Brexit-Ministeriums sein. Das nach der Volksabstimmung im Jahr 2016 gegründete Ministerium habe seine Aufgabe schließlich erfüllt, wie der noch amtierende Brexit-Minister Stephen Barclay in einem Gastbeitrag für den „Daily Express“ schrieb.
In Brüssel wird die EU-Kommission als ersten politischen Schritt nach dem Brexit am Montag offiziell ihren Vorschlag für die Inhalte und Ziele der Verhandlungen mit Großbritannien über die künftigen Beziehungen beschließen. Danach müssen die verbliebenen 27 EU-Staaten das notwendige Verhandlungsmandat für Chefunterhändler Michel Barnier beschließen. Das soll bei einem Treffen der Europaminister am 25. Februar passieren.
Nach dem Brexit ist vor den Verhandlungen
Im März könnten damit die Verhandlungen über die künftigen Beziehungen mit Großbritannien beginnen. Barnier plant alle drei Wochen eine Verhandlungsrunde mit den Briten. Wobei die Briten sich selbst per Gesetz eine Frist bis zum 31. Dezember 2020 gesetzt haben, bis zu der die Gespräche abgeschlossen sein müssen. Verlängerung ausgeschlossen, sagt Boris Johnson. Die Zeit sei „extrem kurz“, sagte der erfahrene Diplomat Michel Barnier unlängst. „Eine neue Uhr tickt.“
Christian Hauenstein, Kronen Zeitung