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Die Luftwaffe schickt am Freitag eine Evakuierungsmaschine nach China, um Bundesbürger nach Deutschland zu holen.
(Foto: Paul Zinken/dpa)

Bundeswehrmaschine soll Deutsche aus China ausfliegen

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Die Luftwaffe will noch am Freitag ein Flugzeug nach China schicken, um Deutsche aus der vom Coronavirus am stärksten betroffenen chinesischen Provinz Hubei auszufliegen. Nachdem die Zustimmung der beteiligten Staaten vorlag, soll der Flug nach dpa-Informationen am Vormittag von Köln-Wahn aus starten. Nach bisherigen Schätzungen geht es um rund 90 Bundesbürger. Laut FAZ sollen die Betroffenen um 13 Uhr mitteleuropäischer Zeit am Flughafen von Wuhan ankommen.

Am Frankfurter Flughafen sollen die Passagiere des Rückholfluges zunächst in das medizinische Zentrum Medical Assessment Center gebracht werden, wie der Leiter der Behörde, René Gottschalk, dem Sender hr-Info in einem am Freitagmorgen ausgestrahlten Beitrag sagte. Dies diene dazu, "mögliche Kontaktpersonen zu erfassen". Anschließend soll es für die Passagiere weitergehen in eine Quarantäne-Station im südpfälzischen Germersheim.

Sollte einer der Passagiere Krankheitssymptome zeigen, werde er in die Uniklinik in Frankfurt gebracht, sagte Gottschalk. In der Quarantäne müssten die Passagiere seiner Einschätzung nach 12 bis 13 Tage bleiben, denn die maximale Inkubationszeit betrage 14 Tage - und die Zeit des Fluges könne bereits abgezogen werden.

Am Donnerstag rief die WHO den internationalen Gesundheitsnotstand aus

Am Donnerstag hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen der Virusausbreitung einen internationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Damit sind schärfere Maßnahmen zur Bekämpfung des Ausbruchs verbunden. Mehrere Staaten, unter anderem auch Deutschland, hatten Reisewarnungen ausgesprochen.

Auch Großbritannien, Japan und Südkorea haben Staatsbürger aus der besonders vom Coronavirus betroffenen Stadt Wuhan in Zentralchina ausfliegen lassen. Ein vom britischen Außenministerium gechartertes Flugzeug flog Dutzende Menschen am Freitag aus Wuhan aus. An Bord waren 110 Passagiere, darunter 83 Briten. Eine weitere Chartermaschine mit mehr als 360 Südkoreanern traf am Freitag in Seoul ein. Die Passagiere wurden zunächst auf Fieber getestet und dann per Bus zu Quarantäneeinrichtungen in den Städten Asan und Jincheon gebracht. Anwohner dort sind gegen Regierungspläne Sturm gelaufen, aus China evakuierte Landsleute in ihrer Nachbarschaft unterzubringen. Zuletzt bewarfen Protestierende Regierungsvertreter mit Eiern und anderen Gegenständen, um ihrem Unmut Luft zu machen. China hat angekündigt, Staatsbürger aus der betroffenen Region aus dem Ausland nach China zurückzuholen.

Japan schickte derweil eine dritte Chartermaschine nach Wuhan, die 149 Staatsbürger zurückholte. Am Freitag bestätigte Südkorea zudem den vierten Coronavirus-Fall im Land. Betroffen sei ein 28-Jähriger, der Wuhan besucht und dann Fieber bekommen habe. Japan hat elf bestätigte Fälle gemeldet. In beiden Ländern kam es zudem zu Übertragungen von Mensch zu Mensch.

Mit fast 10 000 Fällen weltweit zählt der Ausbruch der "akuten Atemwegserkrankung", wie sie offiziell genannt wird, schon deutlich mehr Infektionen als vor 17 Jahren die ebenfalls von China ausgegangene Sars-Pandemie mit - laut WHO - 8096 Infektionen. Durch das "Schwere Akute Atemwegssyndrom" (Sars) 2002/2003 starben 774 Menschen. Der neue "2019-nCoV"-Erreger ist eine Variante des damaligen Sars-Virus. Vermutlich stammt er auch von Wildtieren.