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31.01.2020 | 11:48 Uhr

216 neue Arztstellen für Sachsen

In Sachsen fehlen seit Jahren Hausärzte - vor allem auf dem Land. Jetzt haben Krankenkassen und Ärztevertreter einen neuen Bedarfsplan aufgestellt. Er sieht neue Niederlassungsmöglichkeiten für Ärzte vor. Doch ob dies zu einer raschen Verbesserung der medizinischen Versorgung führt, ist offen.

In Sachsen können sich künftig mehr Ärzte niederlassen. Die Krankenkassen und Kassenärztliche Vereinigung haben in ihrem Bedarfsplan für dieses Jahr 216 neue Arztstellen beschlossen, wie die KV Sachsen mitteilte. Davon sind allein 116 Hausärzte mehr in ländlichen Regionen vorgesehen. Außerdem wurden 40 neue Niederlassungsmöglichkeiten für Psychotherapeuten geschaffen, 17 Stellen für Nervenärzte und fünf Stellen für Rheumatologen.

Neuer "Morbiditätsfaktor" eingeführt

Hintergrund des neuen Bedarfsplan sind demnach neue Vorgaben auf Bundesebene. Danach soll sich der Bedarf an Arztstellen weniger an Einwohnerzahl und Alter, sondern am Gesundheitszustand der Bevölkerung orientieren. Weil die "Krankheitslast" auf dem Land größer sei, steige der Bedarf an Hausärzten dort deutlich, erklärte der Vorstandsvorsitzende der KV Sachsen Klaus Heckemann: "Aus diesem Grunde werden die Großstädte Dresden und Leipzig sowie einzelne angrenzende Planungsbereiche für Haus-, Nerven- und Augenärzte sowie die Gruppe der Psychotherapeuten für neue Niederlassungen befristet gesperrt."

Wie soll der Bedarf gedeckt werden?

Ob der neue Bedarfsplan rasch eine Verbesserung der ärztlichen Versorgung vor allem auf dem Land mit sich bringt, ist fraglich. Denn schon jetzt sind dort knapp 250 Hausarzt-Stellen offen, insgesamt sind damit rund 500 Arztstellen in Sachsen nicht besetzt. Die KV Sachsen und die Krankenkassen haben deshalb bereits verschiedene Maßnahmen beschlossen, um die medizinische Versorgung, vor allem in ländlichen Regionen, zu verbessern und Stellen schneller zu besetzen:

AOK für ländliche Gesundheitszentren und neue Berufsbilder

AOK-Plus-Vorstandschef Rainer Striebel fordert, möglichst viele der offenen Planstellen im ländlichen Raum schnell zu besetzen. "Den Krankenkassen ist bewusst, dass dies allein mit finanziellen Mitteln nicht zu schaffen ist. Hier brauchen wir vor allem mehr innovative und sektorenübergreifende Versorgungsformen, zum Beispiel ländliche Gesundheitszentren." Die AOK unterstütze auch Initiativen für neue Berufsbilder in der Pflege oder Modelle für medizinische Fachangestellte, die Hausärzte entlasten können. "Über solche und ähnliche Vorschläge wollen die Krankenkassen nun mit allen relevanten Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Vertragspartnern möglichst schnell ins Gespräch kommen", so Striebel.

Quelle: MDR/kb