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Für den Wiederaufbau des ehemaligen Kulturhauses in Krumpa opfert Sascha Ginter jede Minute seiner freien Zeit.Foto: Peter Wölk
Sascha Ginter engagiert sich

Einsatz für einen lebenswerten Ort Krumpa

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Krumpa - Sascha Ginter muss sich seine Zeit genau einteilen. Der Krumpaer führt ein eigenes Unternehmen, hat Frau und Kinder, macht leidenschaftlich gern Musik, fotografiert und filmt. Vor allem aber engagiert er sich in seiner Wahlheimat gleich an drei Fronten: Der 53-Jährige ist Mitglied im Heimat- und Kulturverein, in der Bürgerinitiative gegen Müll am Geiseltalsee und hat den Förderverein für die Wiedereröffnung des Kulturhauses „Ernst Thälmann“ als Musikakademie mitgegründet.

Eigentlich stammt Sascha Ginter aus der Nähe von Koblenz, verbrachte aber auch sechs Jahre seiner Kindheit in Peru, weil sein Vater dort als Lehrer arbeitete. Zurück in Deutschland, zog es ihn an die Mosel und nach Konstanz. Der Diplom-Verwaltungswissenschaftler wurde Unternehmensberater und machte sich 1998 selbstständig. Seit 2009 lebt er nun schon in Krumpa und bietet beruflich Organisationsberatung im Automobilbereich an.

„Er ist ein Naturreservoir und sollte frei sein von Industrieansiedlungen“

Weil seine Frau aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Krumpa ist, kam der Unternehmer ganz selbstverständlich mit dem Heimat- und Feuerwehrverein in Kontakt und trat 2018 dem Verein bei. Als Bassist und DJ sorgt er nun entweder praktisch für den musikalischen Teil von Veranstaltungen oder macht Vorschläge für Bands, die auftreten könnten. Er kümmert sich auch um Ton und Licht. Als ein neues Feuerwehrwappen gebraucht wurde, Flyer entstehen sollten, man T-Shirts schick bedrucken oder 2019 mit einem Feuerwehrkalender kräftig Werbung machen wollte, war Sascha Ginter ebenfalls zur Stelle.

Im Sommer 2019 kündigte die süddeutsche Logex-Gruppe an, das Krumpaer Recyclingunternehmen LBR zu übernehmen und sämtliche genehmigte Abfalllagerung und -sortierung auszuschöpfen. Das war für den 53-Jährigen sofort ein Alarmsignal. Er wurde Teil der Bürgerinitiative gegen jegliche Müllverwertung am Geiseltalsee. „Er ist ein Naturreservoir und sollte frei sein von Industrieansiedlungen“, sagt er. „Die Firma muss sich einen anderen Standort suchen“, ist das Ziel seines Engagements. Denn: „Ich habe zum ersten Mal das Gefühl, irgendwo zu Hause zu sein. Krumpa hat alles, um lebenswert zu sein. Der Schandfleck allerdings ist Logex“.

Hunderte Gäste wurden bei einem Tag der offenen Tür begrüßt

Als Sascha Ginter Ende 2018 mit seiner Idee einer Wiederbelebung des seit 30 Jahren geschlossenen Kulturhauses an die Öffentlichkeit trat, ahnte er nicht, auf welche positive Resonanz das bei der Bevölkerung stoßen würde. Zunächst hatte er lediglich das Konzept für die Errichtung einer Musikakademie zu Papier gebracht und sich dann um die Gründung eines gemeinnützigen Vereins dafür gekümmert.

Er konnte den Stadtrat überzeugen, sich finanziell am Rückkauf des Hauses zu beteiligen. Recht zügig begannen Innen- und Außenarbeiten, um den Wildwuchs zu beseitigen und zu entrümpeln. Hunderte Gäste wurden bei einem Tag der offenen Tür begrüßt. Mit einem virtuellen Rundgang gelang es, zusätzlich Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. 2020 stehen die Planungen zum Umbau an. Längst gehen seine Vorstellungen für eine neue Nutzung über die Akademie hinaus. „Ich möchte auch dem Ort und den Leuten etwas geben“, sagt er. „Die Gemeinschaft soll das Haus mit nutzen. Es wäre eine Schande, wenn es dem Dorf nicht zugute kommen würde.“

Seine Frau Janine unterstützt ihn bei all diesen Engagements. Sie weiß, wie wichtig es ihm ist. Sogar eigene Pläne und Vorhaben wurden dafür schon verschoben oder abgesagt, berichtet sie. „Er opfert jede Minute seiner freien Zeit.“ (mz)