NBA Dropping Dimes - die SPOX-Awards für den Monat Januar: Kobe-Hommage mit Gänsehaut-Garantie
by Philipp JakobNach dem Tod von Kobe Bryant hing eine dunkle Wolke über der gesamten NBA - die vergangene Woche lieferte aber auch aufmunternde, sehr schöne Szenen. Dropping Dimes befasst sich mit den emotionalen Huldigungen von Trae Young und Co. an die Lakers-Legende, bevor SPOX-NBA-Redakteur Philipp Jakob die wichtigsten Awards für den Januar verteilt.
Unter anderem mit dabei: Der perfekte Fehlwurf, drohende Langweile im MVP-Rennen und ein Twitter-Beef mit versöhnlichem Ende. Doch aus gegebenem Anlass beginnt Dropping Dimes ausnahmsweise mit der Performance des Monats.
Performance des Monats: Trae Youngs Hommage an Kobe
Der 26. Januar 2020 wird wohl als einer der traurigsten Tage der NBA in die Ligahistorie eingehen. Der Tod von Kobe Bryant löste Fassungslosigkeit, Bestürzen und eine Welle der Trauer in der kompletten Association wie auch der gesamten Sportwelt aus.
In den Stunden nach dem Unglück mussten die Spieler trotzdem aufs Parkett, irgendwie musste es weitergehen. Zahlreiche Stars nutzten die Gelegenheit, um die Lakers-Legende angemessen zu würdigen, darunter auch Trae Young.
Zu Beginn der Partie gegen die Wizards ließ der 21-Jährige sein gewohntes Trikot mit der Nummer 11 links liegen und lief in den ersten beiden Possessions mit Kobes Nummer 8 auf. In den folgenden, emotionalen 48 Minuten versenkte Young unter anderem einen Halfcourt-Buzzer-Beater und drückte auf dem Weg zu 45 Punkten sowie 14 Assists passenderweise 24-mal ab.
Im Duett mit Devin Booker, ein weiterer, großer Bryant-Fan, der am selben Abend 36 Zähler gegen die Grizzlies erzielte und ebenfalls 24 Versuche aus dem Feld auf die Reise schickte, rekonstruierten sie Kobes Career-High von 81 Punkten.
Für Young war Kobe ein Mentor, dessen Tochter Gianna, die bei dem tragischen Helikopter-Absturz ebenfalls ums Leben kam, verehrte den Hawks-Guard als einen ihrer Lieblingsspieler. "In einer unserer letzten Konversationen hat er mir gesagt, wie stolz er auf mich war und dass ich weiter ein Vorbild für die Kinder und für Gigi sein soll", erinnerte sich Young.
Auch Damian Lillard widmete seinen starken Auftritt mit 50 Punkte und 13 Assists der Black Mamba. Einen Tag später erzielte Joel Embiid 24 Punkte mit der Nr.24, die er sich extra für das eine Spiel von Sixers-Legende und Hall of Famer Bobby Jones lieh. Eine von vielen wunderschönen Hommagen an Kobe Bryant, der ganze Generationen inspirierte. Zum großen Teil auch die, die derzeit die NBA dominiert.
Runner-Up: Damian Lillards 61-Punkte-Explosion, Eric Gordon als Harden-Imitator, Anthony Davis dominiert die Pelicans
Sixth Man des Monats Januar: Dennis Schröder
Die Rückkehr zur Normalität ist in der derzeitigen Situation keine leichte, doch wie für die NBA gilt natürlich auch für Dropping Dimes: Es muss weitergehen. Am besten möglichst positiv, und damit wären wir bei einem weiteren Kobe-Verehrer, Dennis Schröder.
Dessen heiße Phase aus dem Dezember setzt sich im neuen Jahr nahtlos fort. Die Thunder sind dank elf Siegen bei fünf Niederlagen in diesem Monat weiterhin auf Playoff-Kurs. Für einige dieser Siege kann sich OKC direkt bei Schröder bedanken.
Der Deutsche hatte beispielsweise beim Sieg gegen die Magic kräftig seine Finger im Spiel, 18 seiner 31 Punkte (Season-High) erzielte er in Orlando im Schlussabschnitt. Insgesamt legt Schröder im Januar 20,2 Punkte und 4,8 Assists bei 48,8 Prozent aus dem Feld und überragenden 46,7 Prozent von Downtown auf (bei 5,6 Versuchen pro Partie).
In diesen Sphären können von der Bank sonst nur Lou Williams und Montrezl Harrell mithalten. Das Clippers-Duo stand im Vergleich mit Schröder im Januar allerdings in fünf beziehungsweise drei Spielen weniger auf dem Parkett. Von daher darf sich Dennis The Menace über den zweiten SPOX-Award in dieser Saison freuen.
Runner-Up: Lou Williams, Montrezl Harrell, Norman Powell
D'Angelo-Russell-Swaggy-P-Award für den Teamkollegen des Monats: Kyrie Irving
Das mit den Leadership-Qualitäten ist so eine Sache. Als Franchise-Player sollte man seine Mitspieler im Idealfall auf dem Parkett zu Höchstleistungen stimulieren, abseits des Courts über die lange Saison bei Laune halten. Kyrie Irving hat in seiner Karriere bisher beides nur bedingt geschafft.
Dass sich der 27-Jährige als Franchise-Player sieht, ist bekannt. Dass er nicht unbedingt wie einer handelt, zeigte sich in den vergangenen Jahren bereits mehrfach, so auch Mitte Januar nach einer Pleite gegen die Sixers.
"Als Kollektiv haben wir einige tolle Teile, aber es ist offensichtlich, dass wir noch ein oder zwei weitere Teile benötigen, die mich, KD, DeAndre Jordan, Garrett Temple, Spencer Dinwiddie und Caris LeVert komplementieren", diktierte Irving den Journalisten in die Aufnahmegeräte. Für andere verdiente Teamkollegen wie Joe Harris oder Jarrett Allen war in der Aufzählung Irvings offenbar kein Platz mehr.
Ob aus Versehen oder mit purer Absicht sei einmal dahingestellt ("Ich hätte womöglich ein paar mehr Namen nennen können", gab Irving später zu), das Timing der Kritik war aber definitiv fragwürdig. Die Nets verloren gegen Philly das zweite von drei Spielen seit Irvings Comeback, der Guard selbst traf nur 6/21 aus dem Feld bei einem Plus/Minus-Wert von -29. Das ist alles andere als Leader-like.
Defensive Player des Monats: Rudy Gobert
Im Rennen um den Defensive Player of the Year scheint sich ein spannender Zweikampf abzuzeichnen. Im November erhielt Gobert den SPOX-Award, im Dezember war Anthony Davis an der Reihe und nun hat erneut der Jazz-Big leicht die Nase vorn.
Das liegt unter anderem auch an der Tatsache, dass der Franzose in allen 14 Spielen der Jazz im Januar auf dem Parkett stand. AD musste dagegen in fünf von 13 Lakers-Partien aufgrund von Rückenproblemen aussetzen. Mit ihrer defensiven Dominanz als jeweiliger Anker des Teams nehmen sich beide aber nicht viel.
Ein paar beeindruckende Zahlen zu Gobert: Mit ihrem Center auf dem Parkett lässt das Team aus dem Mormonenstaat, das im Januar bei 11-3 steht, nur 103,6 Punkte auf 100 Angriffe gerechnet zu, das wäre der zweitbeste Wert der Liga (ohne ihn steigt das Defensiv-Rating auf 108,7).
Kaum ein anderer Spieler beeinflusst die gegnerischen Würfe so sehr wie der 27-Jährige. Verteidigt Gobert am Ring, treffen die Gegner gerade einmal 51 Prozent. Entsprechend ist es wenig verwunderlich, dass Teams im Duell mit den Jazz nur 26,1 Versuche in der Restricted Area wagen, die drittwenigsten unter allen 30 Teams.
Ein Spieler, der diesen Zweikampf zwischen dem Stifle Tower und der Braue noch aufbrechen könnte, ist Giannis Antetokounmpo. Seit Hakeem Olajuwon 1994 hat kein Spieler mehr den DPOY und MVP-Award in einer Saison abgeräumt, mit seiner Vielseitigkeit in der Defense (und der puren Dominanz) sammelt der Grieche aber gute Argumente.
Runner-Up: Giannis Antetokounmpo, Anthony Davis, Marcus Smart
Aktion des Monats: Der perfekte Fehlwurf
Es soll den ein oder anderen NBA-Akteur geben, der sich tatsächlich in eine Trainingshalle stellt und einen Freiwurf nach dem anderen an den Ring setzt. Absichtlich wohlgemerkt. Es könnte ja die Situation kommen, in der man bewusst einen Freiwurf verfehlen will, um seinem Team die Chance auf einen Offensiv-Rebound zu ermöglichen.
Auf solche Situationen sollte man immer vorbereitet sein, fragt mal bei De'Aaron Fox nach. Sein Miss von der Charity Stripe in den Schlusssekunden der Partie bei den Timberwolves dürfte wohl als einer der besten in die NBA-Historie eingehen: Der Kings-Guard schmiss den Ball an die vordere Kante des Rings, der Rebound fiel direkt zurück in seine Hände und Fox versenkte den Layup zum Ausgleich.
Keiner der Wolves stellte sich ihm in den Weg, stattdessen verharrten sie in Schockstarre. Irgendwie verständlich, gaben sie doch in den letzten 2:49 Minuten der regulären Spielzeit eine 17-Punkte-Führung aus der Hand. Rekord!
Neben dem perfekten Fox-Fehlwurf sorgte dabei auch Buddy Hield mit 20 Zählern und 5/5 Dreiern im Schlussabschnitt für Aufsehen. In der Overtime ließ Sacramento den Hausherren keine Chance mehr. Die waren offensichtlich immer noch vom vergebenen Freiwurf paralysiert.
Runner-Up: Zion-Block, Morants Killer-Step-Back, Gordons Backboard-Alley-Oop zu sich selbst
Joel-Embiid-Award für die Stichelei des Monats: Kevin Durant
Gibt es KDs Burner-Accounts eigentlich noch? Offensichtlich nicht, denn sonst wäre uns wohl der Beef zwischen Durant und Kendrick Perkins entgangenen. Letzterer wagte es, Russell Westbrook als besten Thunder-Spieler aller Zeiten zu bezeichnen.
KD stichelte in Form der überschaubaren Playoff-Statistiken des Big Man zurück. Es dauerte nicht lange, bis Perkins seinem ehemaligen Teamkollegen den Wechsel zu den Warriors als "schwächsten Move der NBA-Geschichte" vorhielt und Durant als "Feigling" bezeichnete.
Mittlerweile scheint all das aber Vergessen. Nur wenige Stunden nach dem tragischen Tod von Bryant wandte sich Perkins via Twitter erneut an den derzeit verletzten Nets-Star und entschuldigte sich. "Ich wollte dir einfach nur sagen, dass ich die liebe, mein Bruder", schrieb der 35-Jährige. Das Leben sei zu kurz für Streitereien mit einem Freund, Familienmitglied oder wem auch immer. Das können wir nur unterschreiben.
Runner-Up: T.J. Warren vs. Jimmy Butler
MVP des Monats Januar: Giannis Antetokounmpo
Ich sage es nur ungern, aber es droht Langeweile im MVP-Rennen. Viel bleibt zur historischen Saison von Giannis nicht mehr zu sagen, was nicht an anderer Stelle schon erwähnt worden wäre. Außer vielleicht: Der Greek Freak ist auf bestem Wege, der erst vierte Spieler neben Wilt Chamberlain, Oscar Robertson und Elgin Baylor mit mindestens 30 Punkten, 12,5 Rebounds und 5 Assists in einer Saison zu werden.
Bleibt also die Frage, ob dem Griechen überhaupt irgendjemand gefährlich werden kann? Für den Januar-MVP hat sich Kawhi Leonard mit acht 30-Punkte-Spielen in Folge immerhin in die Diskussion gebracht. James Harden hat sich mit seinem Shooting-Slump dagegen im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Rennen geschossen.
Luka Doncic konnte an sein überragendes Niveau vom Saisonstart nicht mehr ganz anknüpfen, zudem fehlt das Argument mit dem Teamerfolg (Mavs: 8-6 im Januar, Bucks: 11-1, Clippers: 9-3). Das gleiche Problem hat auch Damian Lillard, der als Ein-Mann-Dampfwalze (33,1 Punkte pro Partie, kein Spieler hatte diesen Monat mehr) die Blazers immerhin mehr oder weniger im Playoff-Rennen hält.
Und LeBron? Der legt im Januar seinen effizientesten Monat der Saison hin (59,4 Prozent True Shooting) und führt die Liga weiterhin bei den Assists an. In Sachen schierer Produktion hat der King aber keine Chance gegen Giannis - vor allem, wenn man die Statistiken zur besseren Vergleichbarkeit auf 36 Minuten pro Spiel hochrechnet.
So legt der Bucks-Star 8,1 Punkte und 7,4 Rebounds mehr auf als LeBron, Giannis präsentiert sich zudem noch effizienter (62,1 Prozent True Shooting). Nimmt man zusätzlich die überragende Defense des Griechen mit in das MVP-Bewertungsprotokoll, wird das Rennen noch langweiliger ...
Runner-Up: LeBron James, Kawhi Leonard, Damian Lillard, Luka Doncic
Die Statistiken der MVP-Kandidaten im Januar pro 36 Minuten
Name | Punkte | Rebounds | Assists | Turnover | FG% | 3FG% |
Giannis Antetokounmpo | 35 | 15,9 | 6,5 | 4,3 | 56,5 | 30,2 |
LeBron James | 26,9 | 8,5 | 10,9 | 4,5 | 51,3 | 33,3 |
Kawhi Leonard | 34,6 | 8,3 | 5,5 | 3,1 | 49,8 | 37,7 |
Damian Lillard | 31,7 | 4,6 | 7,9 | 2,9 | 48,0 | 44,0 |
Luka Doncic | 30,2 | 10,1 | 8,7 | 4,3 | 45,0 | 33,3 |
James Harden | 28,2 | 7,2 | 6,6 | 4,6 | 35,0 | 25,2 |
Rookie des Monats Januar: Ja Morant
Vier Spiele hat Zion Williamson mittlerweile auf dem Konto, darunter sein furioses Debüt mit 17 Punkten in drei Minuten gegen die Spurs, ein Monsterblock und im Schnitt 18 Punkte bei 63,3 Prozent aus dem Feld. Das macht definitiv Lust auf mehr - um Ja Morant von seinem Thron zu stoßen, reicht das aber noch lange nicht.
Die Grizzlies sind Eigentümer der zweitbesten Bilanz im Januar (11-3). Morant lieferte dabei durchschnittlich 8,7 Punkte im vierten Viertel, ligaweit der zweitbeste Wert in diesem Monat - und natürlich Morant-typisch ganz viel Spektakel. Eine detaillierte Analyse zum Spiel des 20-Jährigen sowie den weiteren Rookies gibt es wie immer in der Rookie Watch.
Runner-Up: Zion Williamson, Kendrick Nunn, Brandon Clarke
Panne des Monats Januar: DeAndre Jordan
Der Inbounds-Pass: katastrophal. Der Steal und Buzzer-Beater von Emmanuel Mudiay: eiskalt. Die Reaktion von DeAndre Jordan: unbezahlbar.
Runner-Up: Mehrere Bewerber bei Rockets vs. Sixers, Philly spielt zu sechst, Draymond Greens "Inbound-Play"