Zwischen Sülz- und Aggertal
Abgeschirmte Baustelle tief im Berg
by Guido Wagner- Der Austausch der Gleise im Hoffnungsthaler Tunnel ist im vollen Gange.
- Bei der Erneuerung der Gleise zwischen Overath und Rösrath war der Tunnel im vergangenen Sommer ausgespart worden, weil man darin „Schwermetalle und Arsen“ gefunden hatte.
- Wir haben uns ein Bild von der aktuellen Lage vor Ort gemacht.
Rösrath - Riesige flexible Schläuche führen vom Rettungsplatz oberhalb des Tunnelportals hinunter zu den Gleisen, verschwinden in der gut einen Kilometer langen Röhre, die das Sülz- mit dem Aggertal verbindet. Vor mehr als 100 Jahren wurde die Röhre für die Eisenbahn mit Gerät durch den Berg getrieben, wie es auch in den Erzbergwerken auf dem nahen Berg Lüderich eingesetzt wurde. Für den aktuellen Gleis- und Schotteraustausch bedient man sich wieder Technik, wie sie auch im Bergbau verwendet wird.
„Durch die Schläuche, die von oben kommen, wird Luft in den Tunnel geblasen, durch das Rohr am Boden Luft aus dem Tunnel abgesaugt: eine Bewetterung wie in einem Bergwerk“, erklärt ein Sprecher der Deutschen Bahn. Die hat den Streckenabschnitt der Regionalbahn RB 25 zwischen Overath und Rösrath wie berichtet zurzeit erneut gesperrt, um Schotter, Schwellen und Schienen im Tunnel auszutauschen.
Arsen im Schlamm gefunden
Bei der Erneuerung der Gleise zwischen Overath und Rösrath war der Tunnel im vergangenen Sommer ausgespart worden, weil man darin „Schwermetalle und Arsen“ gefunden hatte. An zwei jeweils acht bis zehn Meter langen verschlammten Stellen, wie die Bahn damals mitteilte. „Die innerhalb des Tunnels nachgewiesene Arsen-Konzentration stammt nach unseren bisherigen Erkenntnissen aus den wirtschaftlich genutzten Erzlagerstätten“, so die Bahn (siehe auch „Bergbau rund um den Eisenbahntunnel“).
Nun sind aufwendige Sicherheitsmaßnahmen getroffen, Schleusen und eine Bewässerung eingerichtet worden, um zu verhindern, dass Schwermetalle bei den Bauarbeiten unkontrolliert freigesetzt werden. Die Arbeiter einer Spezialfirma im Tunnel tragen Schutzanzüge. Einblicke in den Tunnel lehnte die Deutsche Bahn ab. „Wegen der Sicherheit, aber auch aus personellen und terminlichen Gründen“, heißt es auf eine Anfrage.
Bergbau rund um den Eisenbahntunnel
Der Hoffnungsthaler Tunnel, der 1910 errichtet wurde, führt durch Ausläufer des Lüderichs und die Erzlagerstätten des Bensberger Erzreviers. Die Schadstoffbelastung, die im Tunnel gefunden wurde, geht nach Einschätzung von Experten auf diese Erzlagerstätten zurück. Mit Wasser dürften die Schwermetalle aus dem Berg in den Tunnel gespült worden sein. Unweit des Tunnelportals auf Hoffnungsthaler Seite war im 19. Jahrhundert in einer Erzgrube namens Anacker Blei und Zinkblende abgebaut geworden. Beim Tunnelbau stieß man auf Erz, nahm in der Nachbarschaft den Bergbau wieder auf und förderte allein 1911 rund 116 Tonnen Zink- und 1,9 Tonnen Bleierze. 1914 wurde der Bergbau endgültig eingestellt.
So bleibt der Blick von außen auf eine Baustelle im Berg, die von beiden Tunnelenden aus betrieben wird, wie ein Bahnsprecher am Telefon erläutert. Neben insgesamt drei Zwei-Wege-Baggern, die sowohl auf der Straße als auch auf Schienen fahren können, sind eine Raupe, ein Kettenbagger und ein Arbeitszug im Einsatz, der in den vergangenen Tagen vor allem Schotter abgefahren hat und nun Material zur Baustelle im Tunnel bringt. Insgesamt 2200 Meter Schienen müssenausgetauscht werden, neben den dazugehörigen Schwellen seien 2000 Kubikmeter neuer Schotter notwendig, so der Bahnsprecher. 20 bis 30 Arbeiter seien pro Schicht von frühmorgens bis spätabends im Einsatz. Da die Bahnstrecke nur eingleisig ist, erfordern die Arbeiten eine gute Logistik, damit sich Arbeitsmaschinen und der Gleiszug mit dem Material nicht in die Quere kommen. „Die Arbeiten sind voll im Zeitplan“, zieht der Bahnsprecher fünf Tage nach Beginn der Bauarbeiten eine erste Zwischenbilanz. Und: „Bei den Arbeiten sind bislang keine weiteren Schadstoffe gefunden worden.“
Schotter, Steine und Erde, die aus dem Tunnel herausgeholt werden, entsorge ein Spezialunternehmen, so der Bahnsprecher. Sofern sich Schotter durch eine Spezialwäsche reinigen lasse, könne er danach im Gleis- oder aber im Straßenunterbau wiederverwendet werden.
Rund eine halbe Million Euro kostet der Gleis- und Schotteraustausch unter den verschärften Sicherheitsmaßnahmen nach Angaben der Bahn. Bis zum 17. Februar bleibt die Bahnstrecke zwischen Overath und Rösrath komplett gesperrt, müssen Reisende zwischen den beiden Orten auf einen Schienenersatzverkehr umsteigen. Weitere Arbeiten und vor allem Kontrollen würden dann noch in den Nächten bis zum 21. Februar durchgeführt, so der Bahnsprecher.