Kunstbunker in Köln-Ehrenfeld
K101 soll ein besonderer Kulturort werden
by Heribert RösgenEhrenfeld - „Es spricht für sich, dass der Bunker K101 in Ehrenfeld, Kölns bester neuer Kunstraum, in einem Betonbunker aus Kriegszeiten versteckt ist. Offensichtlich gibt es hier einen endlosen Strom von Inspiration zu finden – man muss nur unter die Oberfläche schauen.“ So bewertete das amerikanische Online-Magazin „Vice“ jüngst den Kulturort in der Körnerstraße 101 im ehemaligen Schutzbunker.
Da hat offenbar jemand gut hingeschaut, denn den Bunker k101 muss man erst einmal finden. Dichtes Efeu und hochwachsende immergrüne Koniferen haben den mächtigen Bunkerbau in der Körnerstraße fast ganz verdeckt. Der in Kriegszeiten vor knapp 80 Jahren errichtete Betonklotz ist unscheinbar geworden. Regelmäßig zieht er allerdings Publikum an, denn im Erdgeschoss befinden sich die Ausstellungsräume des Vereins „K101“.
Bunker wird umgebaut
Der Bunker-Förderkreis hat sich nach der Adresse Körnerstraße 101 benannt. Erhalt, Pflege und Nutzung des Bunkers als Kulturort lautet der Vereinszweck. Jetzt gibt es Pläne, den Bau zu einem Kultur- und Forschungszentrum zu machen. Gemeinsam mit einer weiteren Initiative aus der unmittelbaren Nachbarschaft will der Förderkreis K101 den gesamten Bunker um- und ausbauen lassen. Dieser Partner ist das Photobook Museum (PBM).
Seit 2014 widmet sich die Initiative dem Medium Fotobuch, das sich zu einem der wichtigsten Ausdrucksmittel in der heutigen, digital geprägten Bildkultur entwickelt hat. Sitz des PBM ist ebenfalls in der Körnerstraße.
Die bisherigen Ausstellungen dokumentieren, wie sehr das Bild Ausdruck einer globalen Kultur wurde. „Speziell Fotobücher vermögen es, uns zahlreiche Eindrücke und Informationen über die Welt zu vermitteln“, sagt Markus Schaden, der 2014 das PBM mitbegründet hat.
Treppenhaus vor der Fassade
Die einen – K101 – würden ihre Kulturarbeit am liebsten auf das gesamte Gebäude ausdehnen. Die anderen – PBM – suchen Räume zur Präsentation und zur Forschung. Eine Ausstellung des PBM im Bunker im vergangenen Herbst brachte beide zusammen.
Markus Schaden hat die Vision, den Bunker zu einem Ort zu machen, der sowohl über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus Bekanntheit erlangen, aber auch zu einem Treffpunkt für die Menschen aus dem Stadtteil werden soll. „Gerade weil der Bunker für so viele Menschen Zufluchtsort und nach dem Krieg auch eine Zeit lang Wohnort war“, sagt Markus Schaden. Zudem gebe es die Verbindung zum unmittelbar angrenzenden Grundstück, wo bis 1938 die Ehrenfelder Synagoge stand.
Ein Architekturbüro hat im Auftrag des PBM bereits einen ersten Entwurf sowie eine Machbarkeitsanalyse erstellt. Kern des Entwurfs sei es, alle bau- und denkmalschutzrechtlichen Auflagen zu berücksichtigen. Vor die Fassade soll ein Treppenhaus angebaut werden. Das Dach des Bunkers könnte geöffnet werden, Erweiterungen hinter dem Gebäude seien ebenfalls denkbar.
Bunker-Atmosphäre erhalten
„Der Denkmalschutz steht dem Projekt positiv gegenüber betont aber, dass gerade gewisse bauliche Eigenheiten, wie das zur Tarnung dienende Dach unter Schutz stünden“, berichtet Petra Bossinger vom Verein K101 nach einer Begehung mit dem zuständigen Mitarbeiter des Stadtkonservators. Sie sei aber sicher, dass man sich in solchen Fragen annähern könne.
Für eine Nutzung als Museum, Kultur- und Forschungszentrum sei Tageslicht immens wichtig. Andererseits soll so viel wie möglich von der Bunkeratmosphäre erhalten bleiben. Derzeit wird das Projekt den Kulturarbeitskreisen der Ratsfraktionen vorgestellt. Die Grundvoraussetzung für das Vorhaben sei nämlich ein Kauf des Bunkers durch die Stadt Köln.
Eigentümer ist der Bund
Eigentümerin des Bunkers ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). Sie räumt Kommunen unter gewissen Voraussetzungen den Erstzugriff auf Liegenschaften ein, wie Jochen Altrogge, Leiter des Verkaufsteams Köln der Bima, auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erklärt.
Daher werde vor einer öffentlichen Anbietung zunächst das Kaufinteresse der Kommune abgefragt. Aktuell liege weder ein Kaufantrag der Stadt vor noch fänden anderweitige Verkaufsvorbereitungen statt. „Mittelfristig ist ein Verkauf jedoch nicht auszuschließen“, so Altrogge.