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Ein Monteur arbeitet an einem Mobilfunksender. © Foto: dpa

4G in Gschwend: Geplanter Mobilfunkmast: Bürger äußern Kritik

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Gschwends Bürgermeister Christoph Hald konnte neben Telekom-Sprecher Ingo Reinhardt auch Bürgermeister Peter Kühnl aus Ruppertshofen in der Gemeindehalle begrüßen. Kühnl ist für den Teilort Birkenlohe zuständig. Ein Vertreter der Deutschen Funkturm GmbH war nicht anwesend. Dadurch entstanden Informationslücken.

Die Vorgeschichte zum Bau eines Funkturms reicht fast ein Jahr zurück. Am 14. März 2019 stand im Gschwender Amtsblatt, dass der Bau eines Mobilfunkmastes zur Verbesserung der drahtlosen Telekommunikation auf Spraitbacher Markung geplant sei. Die Deutsche Funkturm GmbH war von der Telekom beauftragt worden, nach einem geeigneten Grundstück zu suchen. Nachdem die Gemeinde Gschwend kein Gelände anbieten konnte, wurde schließlich das Grundstück eines privaten Eigentümers gefunden. Es liegt östlich von Schlechtbach auf unbebautem Gebiet. Auch in der Gemeinderatssitzung im September war die Standortfrage erneut auf der Tagesordnung.

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Telekom muss Versorgungslücken schließen

Inzwischen habe die Telekom einen Pachtvertrag mit dem Grundstückseigentümer abgeschlossen, berichtete Reinhardt. Der Sprecher skizzierte kurz die Rahmenbedingungen für den Ausbau des Funknetzes. Die Bundesnetzagentur habe die Telekom beauftragt, bestehende Versorgungslücken weiter zu schließen. Im Gegensatz zu anderen Anbietern hat die Telekom Deutschland GmbH die Grundversorgungsleistungen in der Bundesrepublik zu übernehmen. Für den Ausbau nannte Reinhardt mehrere Gründe: „Durch Lizenzauktionen haben wir Versorgungsauflagen, die wir von der Bundesregierung bekommen.“ Außerdem seien die Kapazitäten für das „Büro in der Hosentasche“ weiter gewachsen. Pro Jahr sei das Aufkommen zwischen 45 und 60 Prozent angestiegen. Pro Bundesbürger gebe es im Durchschnitt 1,6 Endgeräte – der Trend gehe in zwei bis drei Jahren auf fünf Geräte hoch.

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Die Ausführungen wurden mit großem Interesse verfolgt. Die Standorte der Funkmasten könnten wegen der Netz-Struktur nicht beliebig gewählt werden, weil jede Funkzelle nur ein Teil des gesamten Netzes sei. Hinzu käme die Kapazität der Funkzelle, die mit drei Antennen eine 120-Grad-Versorgung ermöglicht. Jede dieser Antennen habe in ihrem Sektor eine eigene Kapazität, die sich alle Nutzer teilen.

Die Sendeleistung für GSM (2G) und LTE (3G, 4G) liege bei 200 bis 300 Watt. Als Bau-Vari­anten wurden ein Schleuderbetonmast oder ein Stahlgittermast genannt. Der Mast in Gschwend sei 38 Meter hoch. Vor der Errichtung der Anlage würde ein Genehmigungsverfahren mit der Bundesnetzagentur abgewickelt. „Das Standortgenehmigungsverfahren bietet Sicherheit“, betonte Reinhardt. Es würde vor allem die Einhaltung der wissenschaftlich fundierten und gesetzlich verankerten Grenzwerte geprüft. „Wir haben Mobilfunk deutlich besser erforscht als sehr viele Chemikalien“, so Reinhardt.

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Die kritischen Anmerkungen aus dem Publikum orientierten sich zunächst an der Beteiligung gegenüber der Bevölkerung. Die Infoveranstaltung sei viel zu spät angesetzt worden, obwohl bereits wesentlich früher interveniert worden war. Hald verwies auf die Veröffentlichungen im Amtsblatt. Es sei jeweils „keine große Reaktion“ zu verzeichnen gewesen. „Wir sind nicht Verfahrensträger“, unterstrich er. Die Telekom habe die Entscheidungshoheit. Der Gemeinderat habe die Standortfrage im Rahmen der Beteiligung diskutiert. Auch eine Platzierung in Richtung Rappenhof wurde erwogen. Zuhörer kritisierten auch, dass an einem möglichen Standort in Birkenlohe keine Prüf-Messungen erfolgt seien.

Die überraschende Ankündigung, dass die Einspeisung in die Anlage über Richtfunk erfolgen soll, löste erhebliche Bedenken aus. In vielen Publikationen würden bei diesem Verfahren gesundheitliche Beeinträchtigungen diskutiert. Hald brachte die auch für Schlechtbach vorgesehene Glasfaserversorgung in Erinnerung und erhielt von Reinhardt eine positive, aber eingeschränkte Zusage: „Es muss wirtschaftlich auch passen. Wir werden keine 500.000 Euro für Glasfaser ausgeben.“

Bis zu drei Jahre Bauzeit

Nachdem der Mietvertrag für den Standort unterschrieben ist, wird die Telekom nun einen Bauantrag bei der Bundesnetzagentur einreichen. Mit einer Bauzeit von bis zu drei Jahren müsse allerdings gerechnet werden. Das Ziel sei, mit den drei Sektoren der Antenne jeweils die Ortsteile Schlechtbach, Birkenlohe und den Rappenhof zu versorgen. Eine 5G-Versorgung sei nicht geplant, lediglich GSM und LTE.

Grundsätzlich sei es möglich, dass auch weitere Netzanbieter, die von der Grundversorgung befreit sind, zusätzliche Antennen installieren, bestätigte Reinhardt auf Nachfrage. Schultes Hald stellte resigniert fest, dass die Gemeinde weitere Antennen nicht verhindern könne. Er schlug den Zuhörern vor, dass die Gemeinde Kontakte zu den Verantwortlichen der Telekom und der Funkturm GmbH herstellen kann.