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Markus Jaursch (Mitte) besetzt in „Zar und Zimmermann“ den Part des größenwahnsinnigen Bürgermeisters van Bett. Außerdem im Bild: Chor und Extrachor des Theaters.Foto: Klaus Lefebvre
Kultur

Komische Oper als Thriller im Hagener Theater

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Hagen-Mitte.  Die Komische Oper feiert am Samstag, 1. Februar, im Hagener Theater Premiere. Das Werk hat einen starken aktuellen Bezug.

„Albert Lortzing war ein absoluter Theatermensch, er war nicht nur Komponist, sondern auch Sänger und Schauspieler“, schwärmt Dramaturgin Rebecca Graitl. Lortzings wohl bekanntes Stück, die Komische Oper „Zar und Zimmermann“, feiert am Samstag, 1. Februar, im Hagener Theater Premiere. Die 1837 in Leipzig uraufgeführte Spieloper entwickelte sich zu einem wahren Publikumsmagneten und wurde in Theatern in ganz Europa gespielt. Doch seit einigen Jahren werden Lortzings Werke immer seltener auf die Bühne gebracht.

Alles andere als harmlos

Was Regisseur Holger Potocki, der „Zar und Zimmermann“ als Agententhriller-Komödie im Hagener Haus präsentiert, bedauert: „Oberflächlich gelesen, wirkt Lortzings Sprache brav und bieder, irgendwie old fashion. Wer aber auf den Inhalt achtet, spürt schnell, dass Lortzing alles andere als harmlos ist.“ Er sei, ergänzt Potocki, durchaus rebellisch und frech gewesen und hätte soziale Schieflagen benannt.

Florierendes Startup-Unternehmen

Wie auch in „Zar und Zimmermann“, in dem der Protagonist ein aufgeblasener, gerissener und verlogener Bürgermeister einer holländischen Stadt ist. Besagtem van Bett (die Rolle besetzt Markus Jaursch) ist es mit List und Tücke gelungen, eine nur noch rote Zahlen schreibende Schiffswerft in ein florierendes Start-up-Unternehmen für Militärschiffe zu verwandeln.

Vom Erfolg größenwahnsinnig geworden, strebt van Bett eine politische Karriere an – er will niederländischer Ministerpräsident werden. Doch es tut sich Widerstand auf und dem Machtverliebten entgleitet alles aus den Händen. Erschreckende Parallelen­ zu Trump und Konsorten tun sich auf. „Daher ist das Werk über großmäulige Populisten auch nicht verstaubt, sondern top-aktuell“, unterstreicht Potocki.

Das Bühnenbild beschreibt Ausstatterin Lena Brexendorff als „alles andere als bieder“. „Wir bilden keinen rollenden Käse und keine Windmühlen ab, sondern eine moderne Konzernzentrale. Die Handlung könnte überall spielen, nicht nur in Holland.“

Oper mit musikalischem Witz

Und was hat das Publikum musikalisch zu erwarten? „Es gibt, anders als in vielen Operetten, keine regelrechten Ohrwürmer“, sagt Rodrigo­ Tomillo, 1. Kapellmeister, „wobei der ,Holzschuhtanz’ und die Arie ,O, ich bin klug und weise’ zu bekannten Stücken geworden sind.“

Die Komische Oper punkte aber durch musikalischen Witz, „und ,Zar und Zimmermann’ ist ein echtes Ensemblestück“, fährt Tomillo fort. Acht Solisten, Gastsänger, Chor, Extrachor und das Philharmonische Orchester sind an der Aufführung beteiligt.