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Briten EWG Unterzeichnung 1972 Edward Heath | Bildquelle: AFP

Schon damals ein holpriger Start

EWG-Beitritt Großbritannien

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So zäh wie die Brexit-Verhandlungen waren - so holprig verlief auch der Eintritt Großbritanniens in die EWG. Erst nach langem Ringen konnte der damalige Premier Heath den Beitrittsvertrag 1972 unterschreiben.

Am 22. Januar 1972 wurde für Edward Heath, den alle Ted Heath nannten, ein Traum wahr. Der konservative britische Premierminister konnte endlich den Vertrag über den Beitritt zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft unterzeichnen, für den er so lange gekämpft hatte und der dann 1973 in Kraft trat.

"Beitritt bewegendes Ereignis"

Heath war überzeugt davon, dass nur ein gemeinsames Europa mit Großbritannien in seiner Mitte einen neuen Krieg verhindern könnte. "Der Beitritt ist für mich ein besonders bewegendes Ereignis", sagte Heath damals. "Als ich erstmals ins Parlament gewählt wurde, habe ich die Regierung aufgefordert, der Einladung zu folgen, der Montanunion beizutreten. Diese Gelegenheit wurde damals verpasst. Seitdem war das Scheitern aller Beitrittsversuche mal unsere Schuld und mal die Schuld anderer. Aber das ist jetzt alles Vergangenheit."

In der Tat: Schon 1972 war die Geschichte Großbritanniens und des Zusammenwachsens Westeuropas auf dem Kontinent eine Geschichte der Missverständnisse und verpassten Gelegenheiten.

Churchill: Vereinigte Staaten von Europa

Dabei war es ausgerechnet ein Brite, der als erster den Weg zur Europäischen Union vorgezeichnet hatte: Winston Churchill forderte am 19. September 1946 in einer Rede vor der Universität Zürich die Bildung der Vereinigten Staaten von Europa - als Friedensgarantie für den Kontinent. "Wir müssen eine Art Vereinigte Staaten von Europa errichten."

Churchills Idee von Europa war revolutionär, doch sein eigenes Land sah er dabei außen vor - als Förderer der Vereinigten Staaten von Europa, an der Seite der Alliierten des Zweiten Weltkriegs, an der Seite der Amerikaner und der Russen.

Erst die Montanunion

Großbritannien blieb dann auch außen vor, als sechs europäische Länder zunächst einmal die Montanunion bildeten: die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl. Der französische Außenminister Robert Schuman hatte 1950 den Plan entwickelt und versucht, die Briten zum Mitmachen zu bewegen.

Drei Wochen lang beriet die Regierung in London, ohne eine Entscheidung zu treffen. Am Ende setzten die Franzosen den Briten eine Frist von 24 Stunden, was die Briten erstens verstimmte und zweitens zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt traf: Der Premierminister war gerade nicht in London, der Außenminister war im Krankenhaus, der Finanzminister lag krank zu Hause. Und das Restkabinett sah sich nicht in der Lage, eine Entscheidung für den Beitritt zu treffen.

...ohne die Briten

Und so machten sich die kontinentalen Sechs ohne die Briten auf den Weg in die Montanunion. Dieser Geburtsfehler wirkte und wirkt immer noch nach, meint Tony Blair, der spätere Premierminister: "Großbritanniens Problem mit Europa ist, dass wir es nicht erfunden haben und nicht von Anfang an dabei waren. Als Ergebnis haben wir Europa so empfunden, als sei es uns übergestülpt worden."

Harold Macmillan, der 1957 Premierminister wurde, erlebte allerdings, wie schnell sich der europäische Kontinent durch den Wegfall der Handelsschranken von den Kriegsfolgen erholte, wie Großbritannien zurück blieb und Deutschland den Wirtschaftsaufschwung dominierte.

Dafür habe man nicht zwei Weltkriege gegen Deutschland gefochten, schrieb Macmillan in einer Aktennotiz und zog daraus die Konsequenz: "If you can´t beat them, join them" - "Wenn du sie nicht schlagen kannst, dann mache mit ihnen gemeinsame Sache."

De Gaulle: Briten passen nicht zu Europa

Die Deutschen unterstützten den Beitrittswunsch der Briten, aber die Franzosen legten sich quer. Präsident Charles de Gaulle erklärte beim Gipfel in Rambouillet seinem Gast Macmillan, dass die Briten einfach nicht zu Europa passten: "England ist eine Insel, eine Seenation. Die Natur, die Struktur, die Wirtschaftskonjunktur, die dem Land eigen sind, unterscheiden sich fundamental von den Nationen auf dem Kontinent. Aber vielleicht ändert sich ja England in ausreichendem Maße und passt dann eines Tages zur Europäischen Gemeinschaft."

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In einem Referendum 1975 akzeptierten auch die britischen Bürger mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit die Zugehörigkeit zur EWG. Hier Edward Heath, damals Vorsitzender der Konservativen Partei. | Bildquelle: AP

Beitrittsurkunde 1972

Die Briten bekamen erst eine neue Chance, als George Pompidou in den Élysée-Palast einzog. Er ließ zu, dass Heath 1972 in Brüssel die Beitrittsurkunde unterzeichnen konnte.

... aber auch ein Referendum

Der Jubel auf der Insel war allerdings verhalten: Heath brauchte viele Tricks, um den Beitritt gegen Rebellen in der eigenen Partei und gegen die oppositionelle Labour-Party durchs Parlament zu bringen. In einem Referendum 1975 akzeptierten schließlich auch die britischen Bürger mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit die Zugehörigkeit zur EWG. 

In einem neuen Referendum 2016 revidierten sie dann aber ihre Entscheidung: 52 Prozent der Briten stimmten für den Austritt aus der EU. Großbritannien wird deshalb am 31. Januar - nach 47 Jahren Mitgliedschaft - die Europäische Union verlassen.