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Eine Krankenschwester soll am Uni-Klinikum Ulm fünf Säuglingen ohne Grund Morphium verabreicht haben.Bild: Stefan Puchner / picture alliance / dpa

Uni-Klinik Ulm: Krankenschwester soll 5 Frühchen Morphin verabreicht haben

Fünf kranke Kinder, eine Spritze mit Morphium in einem Schrank und ein schrecklicher Verdacht: In Ulm soll eine Krankenschwester versucht haben, mehrere Säuglinge zu vergiften. Sie bestreitet die Tat, aber die Ermittler sind überzeugt.

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Eine Ulmer Krankenschwester bestreitet, mehreren Frühgeborenen ohne jede medizinische Notwendigkeit Morphium verabreicht zu haben. Im Spind der Frau im Universitätsklinikum sei allerdings eine Spritze mit Morphin entdeckt worden, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag in Ulm mit. Daraus habe sich der Tatverdacht gegen die Frau ergeben. Gegen sie wurde Haftbefehl wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung in fünf Fällen erlassen, wie der Leiter der Staatsanwaltschaft, Christof Lehr, erklärte. Zum Tatmotiv gebe es noch keine Erkenntnisse.

Frühchen in Uni-Klinik Ulm mit Morphin vollgepumpt - Krankenschwester in Haft

Die Frau soll kurz vor Weihnachten in einer Nachtschicht fünf Frühgeborenen im Alter zwischen einem Tag und einem Monat Morphium verabreicht haben. Sie habe bei ihrer Vernehmung umfassende Angaben gemacht, bestreite jedoch die Vorwürfe, sagte Lehr. Es handle sich um eine junge Frau. Weitere Angaben zu ihr wolle man wegen der laufenden Ermittlungen nicht machen.

Krankenschwester soll Frühchen Morphin verabreicht haben

Eine Strafanzeige des Universitätsklinikums hatte die Ermittlungen ausgelöst, wie die Klinikleitung am Mittwoch mitgeteilt hatte. Den Angaben zufolge litten in den Morgenstunden des 20. Dezember 2019 in der Uniklinik für Kinder- und Jugendmedizin fünf Frühgeborene nahezu zeitgleich an lebensbedrohlichen Atemproblemen. Untersuchungen ergaben, dass den Säuglingen ein Betäubungsmittel verabreicht wurde.

Ermittler finden Muttermilch und Morphium im Spind der Krankenschwester

Bei einer Durchsuchung fanden Polizisten im Spind der Krankenschwester eine Spritze mit Muttermilch und Morphium. Daraufhin wurde die Frau festgenommen. Die Polizei setzte eine Ermittlungsgruppe mit 35 Mitgliedern ein. Die Ermittlungen stünden noch weitgehend am Anfang, sagte Bernhard Weber vom Polizeipräsidium Ulm.

Uni-Klinik Ulm entschuldigt sich nach Morphin-Skandal

Die Klinik bat um Entschuldigung: "Wir bedauern es sehr, dass es zu einem solchen Zwischenfall gekommen ist, und entschuldigen uns ausdrücklich bei den Eltern und Kindern dafür", heißt es in der Stellungnahme. Klinikumsvorstand und die Leitung des Hauses hätten "alles in ihrer Macht Stehende" unternommen, um die Ermittler zu unterstützen.

Krankenschwester füttert Babys mit Morphium-Muttermilch - Tatmotiv unklar

Doch was könnte die Verdächtige dazu getrieben haben, wehrlose Säuglinge mit Morphium in eine lebensbedrohliche Situation zu bringen und womöglich deren Tod billigend in Kauf zu nehmen? Das Motiv sei bislang nicht bekannt, erklären die Ermittler. "Wir stehen noch weitgehend am Anfang", sagte Weber.

Anhaltspunkte könnten sich vielleicht aus dem Studium eines anscheinend ähnlichen Falls im Uniklinikum Marburg ergeben. "Wir sind tatsächlich im Kontakt mit den dortigen Ermittlern, vielleicht helfen uns deren Erfahrungen", sagte ein Sprecher der Ulmer Staatsanwaltschaft.

Gibt es Parallelen zum Narkosemittel-Fall in Marburg?

In Marburg hatte eine Kinderkrankenschwester zwischen Dezember 2015 und Februar 2016 drei frühgeborenen Mädchen ärztlich nicht verordnete Beruhigungs- und Narkosemittel verabreicht. Ende November 2019 wurde sie wegen versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.

Das Landgericht Marburg sah Geltungsdrang als ein Tatmotiv an. Die bei ihrer Verurteilung 30-Jährige habe den Tod der Kinder "um ihrer Selbstdarstellung willen in Kauf genommen", befand das Gericht. Die Frau, die wegen schwacher Leistungen aufgefallen sei, habe sich als Retterin profilieren wollen.

Ob Ähnliches auch im Ulmer Fall eine Rolle spielte, ist jedoch noch völlig unklar. Zwischen Tat und Urteil lagen in Marburg mehr als drei Jahre. Wie lange es in Ulm dauern wird, ist nicht absehbar. Es sei denn, so heißt es in Ermittlerkreisen, "wir bekommen ein Geständnis, dann könnte es schnell gehen".

Klinik-Chef bezieht Stellung zum Morphium-Fall

Die schreckliche Tat der Krankenschwester löste in ganz Deutschland Bestürzung aus.Prof. Dr. Michael Bamberg, Leitender Ärztlicher Direktor der Uniklinik Tübingen erklärt zu dem Fall: "Morphin darf nur auf ärztliche Anordnung gegeben werden. Das Morphin ist in einem nicht frei zugänglichen Tresor aufzubewahren. Den Schlüssel verwahrt die Schichtleitung der Pflege. Der Name desjenigen, der Morphin aus dem Tresor entnimmt, muss in einem extra Betäubungsmittel-Buch notiert werden. Außerdem muss die Entnahme einem Patienten exakt zugeordnet sein."

Seiner Meinung nach müssen man "sehr viel kriminelle Energie" entwickeln, um eine solche Tat durchzuführen.

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loc/news.de/dpa