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Rasante Verbreitung des Coronavirus erfordert globale MaßnahmenAPA/dpa
Coronavirus

WHO ruft Gesundheitsnotstand aus

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat nach der rasanten Zunahme von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus in China eine "gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite" ausgerufen. Damit sind konkrete Empfehlungen an Staaten verbunden, um die Ausbreitung über Grenzen hinweg einzudämmen. In China gibt es offiziell knapp 8.100 Fälle, 170 Menschen sind bisher an dem Virus gestorben.

Der Höhepunkt der Epidemie wird frühestens in einer Woche erwartet. Vor zwei Wochen waren erst 40 Fälle gezählt worden. Das Virus ist besonders tückisch, weil Infizierte auch schon ansteckend sind, wenn sie noch gar keine Symptome zeigen.

Noch sei die Zahl der Infektionen außerhalb Chinas relativ gering, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstagabend. Aber man wisse nicht, welchen Schaden das Virus in einem Land mit einem schwachen Gesundheitssystem anrichten würde. Der Schritt sei nicht als Misstrauensvotum gegen China zu verstehen, betonte der WHO-Direktor.

Die Zahl der Infektionen mit dem neuen Coronavirus 2019-nCoV hat mittlerweile die weltweiten Fälle bei der SARS-Pandemie vor 17 Jahren übertroffen. Mit 317 neuen Erkrankungen, die die Behörden der schwer betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina am Donnerstag berichteten, kletterte die Gesamtzahl weltweit auf mehr als 8.100. An dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom (SARS) waren 2002/2003 nach Auskunft der Weltgesundheitsorganisation 8.096 Menschen erkrankt und 774 gestorben. Das neue Virus ist mit dem SARS-Erreger verwandt.

Mit der ersten Erkrankung in Tibet sind nun in allen Regionen und Provinzen Chinas Infektionen nachgewiesen. Der Anstieg ist rasant. Vor zwei Wochen waren erst 40 Fälle gezählt worden. Der Höhepunkt der Epidemie wird frühestens in einer Woche erwartet. Außerhalb der Volksrepublik sind in rund 20 Ländern mehr als 100 Infektionen gezählt worden. Unter anderem in Frankreich gibt es sechs Infektionen, in Deutschland fünf.

In Österreich gibt es bisher keinen bestätigten Fall. Bei sechs Verdachtsfälle gab es nach dem Test Entwarnung, ein siebenter Verdachtsfall wird noch geprüft. Die Ausrufung des internationalen Gesundheitsnotstandes hat für die Praxis in Österreich zunächst keine Auswirkungen, weil sich Österreich ohnehin an die Empfehlungen der WHO hält, wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte. "Sollten die Empfehlungen strenger werden, wird sich Österreich selbstverständlich daran halten", hieß es weiter.

Immer mehr Staaten wollen ihre Staatsbürger aus der besonders stark betroffenen Region um die Elf-Millionen-Metropole Wuhan ausfliegen. Deutschland plant eine Rückholaktion für deutsche Staatsbürger. Wer mit einem Flugzeug aus Wuhan ausgeflogen werden möchte, müsse in Deutschland zwei Wochen in Quarantäne, sagte der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn. Nach bisherigen Schätzungen geht es um rund 90 deutsche Staatsbürger in der Provinz Hubei. Mitfliegen könne nur, wer symptomfrei ist.

Der deutsche Flug könnte auch eine Möglichkeit für die sieben Österreicher in der Provinz Hubei sein, China zu verlassen. Das Flugzeug der deutschen Bundeswehr soll in Frankfurt landen. Der Rückholflug war zunächst für Samstag geplant. Sicher war das aber auch am Donnerstag noch nicht. Wo genau die Passagiere nach der Landung untergebracht werden, werde derzeit noch abgestimmt, sagte Spahn.

Im Hafen der italienischen Stadt Civitavecchia mussten aufgrund von zwei Verdachtsfällen rund 7.000 Menschen zunächst an Bord des Kreuzfahrtschiffes "Costa Smeralda" ausharren, am Donnerstagabend gab es dann Entwarnung: Wie aus Tests hervorging, gab es keinen Hinweis auf den Erreger der Lungenkrankheit aus China. Unter den rund 6.000 Passagieren, die stundenlang an Bord des Schiffes festgehalten worden waren, waren auch 37 Österreicher, sagte ein Sprecher der Reederei Costa Crociere, Betreiberin des Schiffes, der APA. Das fünftgrößte Kreuzfahrtschiff der Reederei aus Genua hatte eine einwöchige Kreuzfahrt im westlichen Mittelmeerraum unternommen und war von Palma de Mallorca nach Civitavecchia gereist. In Italien gibt es bisher zwei bestätigte Fälle des neuartigen Coronavirus. Es handelt sich dabei um zwei chinesische Touristen.

In den USA ist derweil die erste Übertragung des neuen Coronavirus von Mensch zu Mensch nachgewiesen worden. Dabei handle es sich um den Ehemann einer Frau, bei der nach einer Reise nach Wuhan vor rund zehn Tagen das Virus nachgewiesen wurde, teilte die US-Gesundheitsbehörde CDC am Donnerstag mit. Außer den beiden gibt es in den USA bisher vier bestätigte Fälle von Menschen mit Coronavirus, alle von ihnen hatten das Virus aus Wuhan mitgebracht.

In China sagten die Behörden immer mehr Veranstaltungen ab, um Ansammlungen von Menschen zu verhindern. Chinas Fußballverband CFA kündigte am Donnerstag an, die Fußball-Saison des Landes vorerst zu verschieben. So sollen die Gesundheit der Fans und Spieler geschützt werden. Russland riegelte wegen des Coronavirus seine Grenze zu China teilweise ab.