Kommentar zum 1. FC Köln

Trainer-Verschleiß ohne Ende – ist dieses Team untrainierbar?

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Köln - Man soll nicht auf die Goldwaage legen, was Fußballprofis nach dem Abpfiff von sich geben. Der Adrenalin-Ausstoß spielt eine Rolle, da kann schon mal etwas durcheinander geraten. Viel Adrenalin dürften die Spieler des 1. FC Köln am Sonntag allerdings nicht ausgestoßen haben. Denn den Abstiegskampf nahm nur der Gegner an, Union Berlin. Doch überraschen die Profis des Tabellenletzten selbst nach verheerenden Spielen immer wieder mit ihren Einschätzungen.

Dominick Drexler, eigentlich ein reflektierter Typ, postulierte etwa, er habe keine tote Mannschaft gesehen. Dafür vieles, das ihm Hoffnung bereite. Sportchef Horst Heldt und Trainer Markus Gisdol teilen diese Ansicht nicht, sie kündigten Konsequenzen an. Es sind Worte, an denen sie sich messen lassen müssen.

Doch was wollen sie tun, wie wollen sie die Profis sanktionieren? Die Mannschaft hat in zweieinhalb Jahren fünf Trainer verschlissen. Dennoch wurde sie von den Verantwortlichen immer in Schutz genommen. Die Spieler bekamen Alibis, die Schuld wurde jeweils auf diejenigen abgewälzt, die den Klub bereits verlassen hatten.

Klare Managementfehler

Das Problem beim 1. FC Köln liegt tiefer. Viele Spieler sind mit Verträgen ausgestattet, die sie, was Laufzeit und Gehalt angeht, bei anderen Vereinen wohl nicht bekommen hätten und auch nie wieder erhalten. Warum sollten diese Spieler den FC verlassen, wenn es ihnen am Geißbockheim so gut geht? Das sind Managementfehler.

Der Neuaufbau der Mannschaft hätte vor dem Zweitligajahr in Angriff genommen werden müssen. Doch Armin Veh betrieb ihn nicht. Auch im Sommer trennte sich der FC nicht von Spielern, die ihren Zenit überschritten hatten. Erst war man zu ängstlich – dann zu inkonsequent. Beide Male stand Veh in der Verantwortung. Am Ende gab er auf. Sein Nachfolger Horst Heldt ist bekannt dafür, Kader in Bewegung versetzen zu können. Er muss Schnitte vollziehen, die Geld kosten werden. Doch der Verein muss sich diesen Kraftakt vornehmen.

Der Vorstand übt zwar die Kontrolle über die Geschäftsführung aus, war aber seit dem Abgang von Werner Spinner bis September vor allem mit sich selbst beschäftigt. Zwischen Toni Schumacher und Markus Ritterbach auf der einen und Stefan Müller-Römer auf der anderen Seite herrschten Misstrauen und sogar Abneigung. Auch der neue Vorstand um Werner Wolf hatte keinen einfachen und keinen guten Start. Es ist zu vernehmen, dass sich einige Unterstützer, die den Vorstand mit ins Amt verhalfen, von ihm mehr Sichtbarkeit und konkretes Handeln wünschen.

Mit einer zu hohen Erwartungshaltung durch das viel zitierte Kölner Umfeld hat der Absturz des FC indes nichts zu tun. Die Verantwortlichen bezeichneten sich selbst nicht als „normalen Aufsteiger“ und investierten deutlich mehr als die Konkurrenz im Keller. Bei vielen Fans herrscht mittlerweile Resignation. Ob sie auch noch einen siebten Abstieg mittragen würden, erscheint fraglicher denn je.