Extinction Rebellion: Aktivisten legen tausende Roller lahm
Umweltaktivisten von Extinction Rebellion haben in Frankreich über 3.000 E-Scooter aus dem Verkehr gezogen. Die Aktivisten halten die Roller für umweltschädlich.
by Carsten DreesIch glaube, 2020 wird ein sehr spannendes Jahr, was Klima- und Umweltschutz angeht. Das Thema ist nach wie vor weit oben auf der politischen Agenda, nachdem es so wirkte, als wäre es in diesem Jahr überhaupt erst wirklich dort angekommen. In der Industrie wird viel umgedacht und auch unter uns Privatpersonen scheint das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger zu werden.
2020 wird aber auch das Jahr, in dem wir erkennen werden, wohin die Reise mit den Umweltaktivisten geht. Organisationen wie Fridays For Future sollten unbedingt am Ball bleiben, weiter sämtliche Finger in alle erreichbaren Klima-Wunden bohren und auf die Wissenschaft verweisen. Allerdings muss hier auch eine Professionalisierung einsetzen. So hat Greta Thunberg jüngst getwittert, dass sie zusammen mit 500.000 Menschen in Madrid demonstriert habe — die Polizei hingegen sprach von lediglich 15.000 Demonstranten. Thunberg übernahm da ungeprüft die Zahl, die der Veranstalter der Demonstration nannte und genau so etwas kann sich Fridays For Future nicht mehr erlauben. Wenn hier nämlich kein ordentliches Fact-Checking betrieben wird, spielt man all denen in die Karten, die von “Klimahysterie” reden und den Umweltschützern so gar nicht gewogen sind.
Meiner Meinung nach sollten sich friedliche Aktivisten aber auch von Extinction Rebellion abgrenzen. Bei zivilem Ungehorsam gibt es meiner Meinung nach Grenzen, die auch für eine gute Sache nicht übertreten werden sollten. Das geschieht nach meinem Empfinden zum Beispiel dann, wenn Menschen verletzt werden oder ganz bewusst Sachbeschädigung vorgenommen wird.
Ein aktuelles Beispiel führt uns nach Frankreich. Dort — Stichwort Gelbwesten — wird generell mehr und heftiger protestiert, da verwundert es niemanden wirklich, dass auch Extinction Rebellion dort stark vertreten ist. Jetzt macht die Organisation wieder von sich reden, indem man stolz verkündete, dass man 3.600 E-Scooter in französischen Städten lahmgelegt habe.
Die Umweltaktivisten halten die E-Scooter für alles andere als klimafreundlich. Die Unternehmen würden hier Greenwashing betreiben, in Wirklichkeit wären die Roller aber sogar klimaschädlich. Ob dem so ist bzw. wieso das tatsächlich so sein kann, darf man tatsächlich ruhig diskutieren, gerade wenn man sieht, wie kurz die Scooter nur eingesetzt werden, bevor sie schrottreif sind.
Wo ich aber meine Schwierigkeiten habe: Wenn man im Namen des Umweltschutzes Sachen beschädigt. Genau das ist in Frankreich im Rahmen dieser Aktion nämlich passiert. Genauer gesagt haben die Aktivisten von ER die QR-Codes der E-Scooter übermalt und sie somit faktisch aus dem Verkehr gezogen. Betroffen von der Aktion wären nach eigener Aussage der Aktivisten Roller in den Städten Lyon, Bordeaux und Paris.
Wie gesagt: Lasst uns diskutieren, wie toll — oder eben nicht toll — E-Scooter tatsächlich sind, woran es noch hapert und wie man sicherstellen kann, dass die Roller tatsächlich mehr nützen als schaden. Aber wir sollten ganz sicher nicht dazu übergehen, in Eigenregie Gerätschaft zu zerstören, weil uns daran irgendwas nicht passt. Es muss sich viel tun, aber das muss geschehen, ohne dass SUV-Fahrer vorgeführt werden, oder mutwillig fremdes Eigentum zerstört wird.
Ich persönlich glaube nicht daran, dass sich der ökologische Daumenabdruck einer Stadt signifikant verbessert, indem man tausende Roller durch solche Aktionen zumindest vorübergehend zu nutzlosem Altmetall degradieren. Stattdessen glaube ich tatsächlich daran, dass sich 2020 entscheiden muss, ob man friedlich fürs Klima demonstriert, oder ob der Diskurs auch in dieser Frage in eine sehr unschöne, gewaltbereite Richtung kippt. Die Umwelt retten wir jedenfalls nicht dadurch, dass wir mutwillig E-Scooter zerstören und dafür sorgen, dass 3.600 funktionslose Roller sinnlos in den Straßen stehen.
via Futurezone