Lenzkircher verkauft lokale Weihnachtsbäume ohne Pestizide

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Michael Diemand aus Lenzkirch-Saig setzt bei seinen Nordmanntannen keine Pestizide ein. Die Bäume wachsen zwischen Saig und Titisee. Für sie hat er einen besonderen Ständer entwickelt.

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Michael Diemand zeigt das Siegel, auf dem er die Vorteile seiner Nordmanntannen aufzählt. Foto: Susanne Gilg
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Rund 14 000 Nordmanntannen wachsen in der Anlage der Familie Diemand. Foto: Tristan Diemand
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Der bunt bemalte Vollholz-Christbaumständer ist eine Spezialität der Diemands. Foto: Susanne Gilg

Die Weihnachtszeit beginnt für Michael Diemand und seine Familie Mitte November: Denn dann fängt der Saiger damit an, die ersten Nordmanntannen zu sägen – vorwiegend große Bäume für den Außenbereich. Die kleineren fürs Wohnzimmer folgen dann Mitte Dezember. Die beiden Wochen vor Heiligabend sind für ihn Großkampfzeit. Vor zehn Jahren hat er sein Unternehmen "Weihnachtsbaum Schwarzwald" gegründet. Dazu gehört auch ein besonderer Christbaumständer, in den nur die Bäume von Diemands Plantage passen.

Verändertes Konsumverhalten macht sich bemerkbar

Rot leuchtet es schon von Weitem aus den Zweigen der unterschiedlich großen und breiten Nordmanntannen im Hof der Diemands in Saig. Es ist kein Baumschmuck und keine Kerze, sondern ein Siegel, auf dem Michael Diemand das zum Ausdruck bringt, was ihm wichtig ist: "Wir verwenden keinerlei Pestizide und Herbizide, lange Fahrtwege wie sie die Bäume aus Osteuropa hinter sich haben, gibt es bei uns nicht."

Auch bei den Weihnachtsbäumen merke man einen Greta-Effekt, fügt Michael Diemands Frau Manuela hinzu, die ein verändertes Konsumverhalten beobachtet hat. "Die Zahl derer, die auch bei Weihnachtsbäumen auf Regionalität und Qualität achten, nimmt zu", ergänzt Michael Diemand. Ein Biozertifikat lohne sich für ihn nicht, "doch wir arbeiten so naturverbunden, dass wir uns mit unseren Nordmanntannen deutlich abheben vom Standardbaum". Mit Standardbäumen meint er vor allem Bäume, die aus riesigen Plantagen stammen und Hunderte Kilometer auf der Autobahn hinter sich haben. "Und meistens sind diese Bäume behandelt und gespritzt", ergänzt er.



Deshalb wünschen er und seine Familie, zu der neben seiner Frau noch die drei Söhne gehören, die tatkräftig mitanpacken, auf dem roten Siegel, das in jedem Baum befestigt ist "Frohe Weihnachten ohne Gift". "Zuerst haben wir gedacht, dass das zu provokant ist, aber manch einem ist wirklich nicht bewusst, wie viel Gift in so einem Baum stecken kann, der dann manchmal länger als einen Monat im Wohnzimmer steht." Rund 14 000 Bäume wachsen auf der Fläche der Diemands, einem Nordhang zwischen Saig und Titisee. "Dort haben wir keine Probleme mit Stürmen, dem Käfer oder Wassermangel." Zwischen 800 und 1000 Stunden sind sie in der Anlage und pflegen die Nordmanntannen.

Vor zehn Jahren haben die Diemands ihr Unternehmen "Weihnachtsbaum Schwarzwald" gegründet. Doch erst einmal hatte damals gar nicht der Baum, sondern der passende Untersatz im Mittelpunkt gestanden: Im Handumdrehen sollte es blitzschnell und einfach möglich sein, einen Weihnachtsbaum aufzustellen.

"Der Baum steht in drei Sekunden." Michael Diemand
Lange haben der gelernte Maschinenbauer und Sohn Philipp, gelernter Kraftfahrzeugmechatroniker, recherchiert, getestet und entwickelt. "Das ist eine wirklich lange Geschichte", sagt Diemand lachend. Geblieben ist der Christbaumständer aus Vollholz, bunt bemalt, den Diemand in heimischen Betrieben herstellen lässt. "Der Stamm wird so gedrechselt, damit er innerhalb von drei Sekunden im Ständer festgedreht werden kann", erklärt Michael Diemand.

"Es ist natürlich eine sehr regionale Lösung, denn in den Ständer passt natürlich dann nur ein Baum, dessen Stamm von uns gedrechselt wurde." Komme jemand aus Stuttgart und kaufe den Christbaumständer, könne er damit nicht viel anfangen – "zumindest dann nicht, wenn er in Stuttgart seinen Weihnachtsbaum kauft". Aber um die Haustüre der Diemands herum gibt es schon etliche Familien, die im Besitz des Christbaumständers sind, freut sich Diemand.

Die Idee, Weihnachtsbäume anzubauen, "hat mit meinem Opa und der Stromversorgung zu tun", berichtet Michael Diemand. Nach dem Krieg habe sein Großvater Gelände für die Hochspannungsleitungen zur Verfügung stellen müssen, unter denen nichts Hohes mehr wachsen durfte. "Zudem ist der Boden dort sehr gut, damit Nordmanntannen gut gedeihen – und so haben wir angefangen." Vor drei Jahren haben sie zum ersten Mal Bäume aus ihrer Anlage gesägt und verkauft.

"Man braucht schon einen langen Atem, wir haben in der Zeit viele Fehler gemacht und viel gelernt." Bei "Weihnachtsbaum Schwarzwald" packt die ganze Familie mit an, alle helfen mit, arbeiten seit vier Wochen auch an den Sonntagen durch, bis sie ab dem 23. Dezember mal durchschnaufen können. Für sich selbst suchen sie keinen speziellen Baum aus: "Jeder unserer Bäume ist wertvoll, wir nehmen auch gern die doppelt gewachsenen", sagt Manuela Diemand.

An Heiligabend leuchten dann rote Kugeln am Baum der Diemands. Und sie wissen, dass ihr Baum nur den Duft der Tanne ausströmt – ganz ohne Gift.