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Die Affäre um die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Frankfurt und Wiesbaden weitet sich aus.© Frank Rumpenhorst/dpa
AWO-Affäre

Wiesbadener AWO-Chef tritt ab

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Wolfgang Stasche (78), seit 20 Jahren Vorsitzender der Wiesbadener AWO, hat seinen Rücktritt erklärt.

Wiesbaden - Die Affäre um die Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Frankfurt und Wiesbaden weitet sich aus. Wolfgang Stasche (78), seit 20 Jahren Vorsitzender der Wiesbadener AWO, hat seinen Rücktritt erklärt. In einer persönlichen Erklärung, die er im Gespräch mit der FR verlas, spricht er von „Vorfällen, die nur schwerlich mit den Grundwerten eines Sozialverbandes, der aus der Arbeiterbewegung hervorgegangen ist, zu vereinbaren sind“.

Er sei „zu vertrauensselig gegenüber der Geschäftsführung“ gewesen und habe „nicht kritisch nachgefragt“. Besonders schmerzhaft für ihn sei, dass er nicht immer die Vorbildfunktion ausgeübt habe, die seine eigenen Wertvorstellungen erfordert hätten.

AWO Wiesbaden: Wolfgang Stasche bat Beschäftigte um Entschuldigung

Der 78-jährige bat die Beschäftigten der AWO Wiesbaden um Entschuldigung. Sein Rücktritt erfolge, „um einen Neuanfang der AWO Wiesbaden zu ermöglichen“ und Schaden vom Verband abzuwenden.

Awo in Frankfurt   

Die Arbeiterwohlfahrt in Frankfurt verfügt nach eigenen Angaben über 3140 Mitglieder. Insgesamt 1105 Beschäftigte arbeiten in Altenheimen, Kitas, Jugendhäusern und anderen Einrichtungen in Frankfurt. Die AWO betreibt auch eine „Anlaufstelle für straffällig gewordene Frauen“. Vorstandschef in Frankfurt ist Jürgen Richter, als AWO-Vorsitzender arbeitet der Rechtsanwalt Ansgar Dittmar.

Langjährige Geschäftsführerin des Kreisverbandes Wiesbaden war bis zum November Hannelore Richter, die Ehefrau des langjährigen Frankfurter AWO-Geschäftsführers Jürgen Richter. In den Fokus rücken jetzt die Gehälter des Ehepaares. Nach einem Bericht des „Wiesbadener Kuriers“ lag Hannelore Richters „Arbeitgeber-Gesamtbrutto“ als Geschäftsführerin bei 344 000 Euro. Klemens Mielke, Vorsitzender des größten Frankfurter AWO-Ortsvereins Nied, forderte den Frankfurter AWO-Vorstand daraufhin auf, „unverzüglich seine Einkünfte offenzulegen“.

Dessen Sprecher Johannes Frass lehnte eine Veröffentlichung der Gehälter der AWO-Spitze ab. Dies sei „aus Datenschutzgründen“ nicht möglich. Nur die Betroffenen selbst könnten ihre Gehälter offenlegen. Es bleibe aber dabei, dass Jürgen Richter „Ende des Jahres“ als Vorstandsvorsitzender der Frankfurter AWO aus dem Amt scheide. Seine Nachfolgerin soll die bisherige stellvertretende Geschäftsführerin Jasmin Kasperkowitz werden.

Ermittlungen in Frankfurt gegen AWO: Verdacht auf Betrug und Untreue

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen einzelne Amtsträger der Frankfurter Arbeiterwohlfahrt wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue. Es geht um städtische Millionenzuschüsse für Flüchtlingsheime, die von der AWO nicht korrekt verwendet worden sein sollen. Auf die Frage der FR, ob es mittlerweile Durchsuchungen oder Vernehmungen gegeben habe, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nadja Niesen: „Zu einzelnen Verfahrensschritten kann ich keine Angaben machen.“

Angesichts des weiter wachsenden Skandals um die Arbeiterwohlfahrt will das Frankfurter Stadtparlament die Tagesordnung seiner Sitzung am 12. Dezember über den Haufen werfen. Die Affäre soll ins Zentrum rücken, die Einbringung des städtischen Doppelhaushalts 2020/2021 nach hinten. „Vom Interesse der Menschen her halte ich das für gerechtfertigt“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Nils Kößler der FR. Ähnlich äußerte sich auch Grünen-Fraktionschef Sebastian Popp.

Mehr zur aktuellen Entwicklung rund um die AWO: Vor dem Sondertreffen der Spitze der Arbeiterwohlfahrt Frankfurt setzt es heftige Kritik von den Mitgliedern. Aber die Führungsspitze will im Amt bleiben.*

Achim Kessler: AWO sei „nicht zur Selbstbereicherung gegründet“ worden

OB Peter Feldmann (SPD) will sich vor den Stadtverordneten erklären, wie das OB-Büro ankündigte. Auch Bürgermeister und Kämmerer Uwe Becker (CDU) sowie Sozialdezernentin Daniela Birkenfeld (CDU) sollen Fragen zur AWO beantworten.

Allein von der FDP als Oppositionsfraktion liegen 17 Anträge und Anfragen vor. Achim Kessler, Frankfurter Bundestagsabgeordneter der Linken, forderte die AWO-Verantwortlichen auf, „Vorwürfe schnell und rückhaltlos aufzuklären und Konsequenzen daraus zu ziehen.“ Kessler fügte hinzu: „Die Arbeiterwohlfahrt in Frankfurt muss zurück in die Hände derjenigen, zu deren Wohl sie einst gegründet wurde.“ Die AWO sei „nicht zur Selbstbereicherung gegründet“ worden.

von Claus-Jürgen Göpfert

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