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Bundesverkehrsminister Scheuer ist der negativ-Spitzenreiter bei klimaschädlichen Dienstwagen.Bildrechte: dpa
Klima

Politiker-Dienstwagen haben hohen CO2-Ausstoß

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Zum 13. Mal hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eine Dienstwagen-Umfrage bei Regierungspolitikerinnen und -politikern durchgeführt. Ihr Ergebnis: Ausgerechnet im wohl klimapolitisch wichtigsten Jahr sind die CO2-Emissionen bei den Dienstwagen angestiegen. Auch in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen lassen sich die Zahlen nicht schön reden.

Als "Schaufahren gegen den Klimaschutz" bezeichnet die Deutsche Umwelthilfe das Dienstwagenaufgebot in der Deutschen Bundespolitik. Denn die schwarzen BMWS, Audis und Mercedes-Benz‘, die die Politikerinnen und Politiker zu ihren Terminen vorfahren, sind nach Angaben des DUH nur dem Schein nach klimafreundlich. Auch in Mitteldeutschland.

CO2-Emissionen zu hoch – Tendenz steigend

Von März bis November 2019 befragte die DUH insgesamt 245 Personen in der Bundes- sowie Landespolitik zu ihren Fahrzeugen. Von den abgefragten Dienstwagen sind 143 Fahrzeuge mit reinem Dieselantrieb, 74 mit Plug-In-Hybridantrieb und 17 Pkw konventionelle Benziner. Erstmals gebe es drei Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb.

Insgesamt sind die Ergebnisse ernüchternd. Die CO2-Emissionen sind nicht nur zu hoch, sondern auch teilweise gestiegen. Und sie passen zu einem traurigen Trend: Zur Weltklimakonferenz in Madrid wurde öffentlich, dass aktuell auf der Welt so viel CO2 produziert wird, wie nie.

Keine Karosse hält EU-Flottengrenzwert ein

Wie die stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH, Barbara Metz mitteilte, hält nicht eine einzige Karosse der Regierungspolitiker den EU-Flottengrenzwert von aktuell noch 130 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer im Realbetrieb ein. Ab  dem kommenden Jahr sinkt der EU-Flottengrenzwert für Autohersteller dann sogar auf 95g/km.

Nach den aktuellen Umfrageergebnissen dürfte das folglich nur schwer zu erreichen sein. Metz machte deutlich, dass die Werte für sie eine besonders ernüchternde Bilanz darstellen in einem Jahr, in dem Millionen Menschen für den Klimaschutz auf die Straße gegangen sind.

Zur Methode

Die DUH benennt in ihren Umfrageergebnissen den "realen CO2-Ausstoß", der nicht gleichzusetzen ist mit den Angaben der Autohersteller zum offiziellen CO2-Normausstoß. Diese liegen viel tiefer. Die DUH stützt sich bei ihren Ergebnissen auf Daten des Umweltforschungsverbunds ICCT.

Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen auf den hinteren Plätzen

Auch die mitteldeutschen Bundesländer schneiden in der Umfrage nicht gerade gut ab. Thüringen liegt mit einem realen CO2-Ausstoß von 228g/km auf Platz 10, Sachsen-Anhalt mit 233 g/km auf Platz 11 und Sachsen mit 235g/km auf Platz 12 von 16.  Damit überschreiten sie den aktuellen EU-Flottengrenzwert um fast die Hälfte.

Auch die  Abgaswerte der Dienstwagen von Regierungschefs Rainer Haseloff (238g/km), Michael Kretschmer (244g/km) und Bodo Ramelow (247g/km) liegen besonders hoch. Hinzu kommt, dass sie alle einen Wagen mit Dieselmotor fahren, den die DUH aufgrund der Erkenntnisse aus dem Abgas-Skandal als besonders klimaschädlich und gesundheitsschädlich einstuft. In ihrer Auswertung sind diese Fahrzeuge daher mit einem roten Ausrufezeichen gekennzeichnet.  

Spitzenreiter ist der Bundesverkehrsminister

Die DUH kritisiert neben den allgemein hohen Ausstoßzahlen besonders den in der Praxis hohen Spritverbrauch von vermeintlich umweltfreundlichen Plug-In-Hybriden. Diese würden vorwiegend im ineffizienten Verbrenner-Modus gefahren.

So eine "Mogelpackung", wie Metz die Fahrzeuge bezeichnete, fährt auch der negativ-Spitzenreiter, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Sein Dienstwagen - ein Benzin/Elektro-getriebener BMW 745Le xDrive – habe mit 258 Gramm pro Kilometer den höchsten realen CO2-Ausstoß.

Als Reaktion auf die Umfrageergebnisse forderte die DUH die Bundesregierung zu einem radikalen Kurswechsel in der Automobilpolitik auf. Ziel sei der Einsatz von sparsamen Fahrzeugen mit niedrigen CO2-Emissionen und geringem Stromverbrauch bei Elektrofahrzeugen.