Zoff um DTM-Kalender: Auftakt in Zolder wackelt
Der DTM-Saisonauftakt in Zolder wackelt: Der FIA-Weltrat hat den DTM-Kalender für die Saison 2020 bei der Sitzung am Donnerstag in Paris wegen eines Antrags des belgischen Motorsportverbands RACB nicht genehmigt.
Dort ist man unzufrieden mit dem Zolder-Termin von 24. bis 26. April. Wieso die Belgier gegen den Saisonauftakt im eigenen Land vorgehen?
Das liegt an der Terminüberschneidung mit der Langstrecken-WM WEC, die von 23. bis 25. April in Spa-Francorchamps gastiert. Dadurch würden die zwei größten belgischen Motorsportveranstaltungen des Jahres nach der Formel 1 und neben dem 24-Stunden-Rennen in Spa am gleichen Wochenende stattfinden.
Warum das für den belgischen Verband ein Problem ist? Der RACB tritt bei der Weltratssitzung als Interessensvertreter auf, da man im Gegensatz zum WEC-Veranstalter Spa-Francorchamps über ein Stimmrecht verfügt.
Während man in Zolder mit der Terminkollision - der WEC-Kalender steht bereits seit Sommer 2019 - offensichtlich kein Problem hat, scheint das in Spa anders auszusehen.
Warum sich die DTM auf die WEC einstellen muss
Dort befürchtet man vermutlich negative Auswirkungen auf den Ticketverkauf. "Die ITR prüft derzeit die Situation", sagt ein Sprecher der DTM-Dachgesellschaft auf Anfrage von 'Motorsport-Total.com', wie man nun weiter vorgehen werde.
Denn die Lage ist alles andere als einfach: Fakt ist, dass der WEC-Kalender für die FIA einen höheren Stellenwert einnimmt als der Kalender der DTM, da es sich bei der Langstrecken-WM um eine FIA-Weltmeisterschaft handelt. Das ist auch der Grund, warum der DTM-Kalender in seiner aktuellen Form nicht durchgewunken wurde.
Dass dieser überhaupt beim FIA-Weltrat Thema ist, obwohl es sich gar nicht um eine FIA-Serie handelt, liegt daran, dass die DTM eine internationale Rennserie ist und man - wie nun eben aufgetreten - Terminkollisionen verhindern will.
Neuer Termin als logistische Herausforderung
Doch was kann nun getan werden? Hinter den Kulissen bemüht man sich bereits um eine Lösung. Der Deutsche Motor Sport Bund DMSB, über den der DTM-Kalender eingereicht wurde, tritt als Vermittler auf, da man über gute Kontakte zu den Kollegen vom RACB verfügt. Wenn man eine Lösung gefunden hat, könnte über einen neuen Kalender zum Beispiel mittels Faxabstimmung kurzfristig abstimmen.
Aus aktueller Sicht muss die DTM entweder einen neuen Termin für die Rennen in Zolder finden, einen Tausch im Kalender vornehmen - oder die beiden Parteien verständigen sich darauf, die aktuelle Überschneidung zu akzeptieren. Eine Änderung des DTM-Kalenders würde einen Rattenschwanz an logistischen Folgen nach sich ziehen, da die Hersteller und Teams ihre Hotelbuchungen für das Auftaktwochenende in Zolder längst durchgeführt haben.
Warum ein Ersatztermin schwierig zu finden ist
Die Alternativen zur aktuellen Planung halten sich in Grenzen: Entscheidet man sich dazu, den DTM-Saisonauftakt um eine Woche vorzuverlegen, würde man mit dem Formel-E-Rennen in Paris kollidieren. Das wäre problematisch, weil neben den Herstellern Audi und BMW auch die Fahrer Nico Müller und Robin Frijns in beiden Serien aktiv sind.
Startet man gleich zwei Wochen früher als geplant, dann müsste man auch den ITR-Test, der von 16. bis 18. März in Monza geplant ist, vorverlegen, weil die Hersteller sonst nicht genug Zeit für die Vorbereitungen haben.
Eine Woche nach dem aktuellen DTM-Auftakttermin würde man neben der Formel 1, die in Zandvoort fährt und eine ähnliche Zielgruppe anspricht, erneut mit der Formel E kollidieren, die am 3. Mai in Südkorea startet.
Die Elektroserie pausiert zwar am 10. Mai, dafür müsste man sich erneut der Formel 1 - diesmal in Spanien - stellen. Und zwei direkt aufeinanderfolgende DTM-Rennen in Kauf nehmen, da schon ab 15. Mai das zweite DTM-Wochenende auf dem Lausitzring auf dem Programm steht. Ein Szenario, das man unbedingt verhindern möchte.
Neuer Ort für DTM-Saisonauftakt?
Sonst bliebe der DTM nur noch ein Tausch im eigenen Kalender. Doch auch das ist nicht so einfach, denn der Auftakt wurde Zolder, wo übrigens das erste DTM-Rennen der Geschichte stattgefunden hat, auch vertraglich zugesichert.
Welche Alternativen infrage kommen würden? Während St. Petersburg, Anderstorp, Monza oder Brands Hatch wegen der Gefahr, dass man vor mäßig gefüllten Rängen fährt, als mäßig attraktiv gelten, würde Hockenheim einem Tausch vermutlich kaum zustimmen, da man somit das besonders begehrte Saisonfinale aufgeben müsste.
Der Nürburgring kommt nicht infrage, da am Zolder-Wochenende das Qualifikationsrennen für den 24-Stunden-Klassiker auf der Nordschleife stattfindet. Das Norisring-Rennen zu verschieben, wäre kompliziert, da es sich um einen Stadtkurs handelt. Also blieben nur noch der Lausitzring und Assen, wo man schon bei der Premiere viele Zuschauer anlockte, als potenzielle Anwärter für den Saisonstart übrig.