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© APA/HERBERT NEUBAUER

Nach Derby-Skandal: Flagge gegen die Flagge zeigen

Die Austria forschte den Übeltäter aus. Die Hintergründe zum Nazi-Banner.

Das Spiel war eine Werbung für Österreichs Fußball, die „Wappen“-Choreografie der Rapid-Fans war die größte und aufwendigste seit der Eröffnung des Allianz Stadions.

Dennoch war am Tag nach dem spektakulären 2:2 im 330. Wiener Derby die Polizei am Wort. An die Staatsanwaltschaft Wien wurde eine Sachverhaltsdarstellung eingebracht, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger gegenüber der APA.

Es geht um die im Austria-Block gehisste, verfälschte Reichskriegsflagge. Laut Polizei ist der Banner nicht strafbar. Fragen und Antworten im KURIER-Überblick:

Kann man auf Videos erkennen, wer die Flagge gehisst hat?

Ja. Die Austria hat den Übeltäter schnell ausgeforscht – er hat bei der Austria seit der Saison 2012/’13 Hausverbot und gehört keinem offiziell anerkannten Fanklub an. Die Austria verurteilt den Vorfall und beantragte österreichweites Stadionverbot.

Wie kommt so eine Flagge ins Stadion?

Vornehmlich durch Frauen oder Kinder, weil die weniger genau kontrolliert werden. Außerdem ist es kaum ersichtlich, worum es sich bei einer um den Körper gewickelten Flagge handelt.

Stellte Rapid den Sicherheitsdienst beim Austria-Sektor?

Der Sicherheitsdienst wird vom Veranstalter gestellt, die Austria als Gastverein stellte die Fanordner zur Verfügung, um Aggression und Ausschreitungen zu vermeiden. Auf deren Intervention wurde die Fahne in der 80. Minute abgenommen.

Bestand für die Gästefans eine Ausweispflicht beim Ticketkauf?

Nein. Die Austria verkaufte knapp 1.500 Karten für das Derby an ihre Fans. Bei UEFA-Spielen ist neuerdings der Nachweis der Identität beim Kartenkauf üblich, hat aber nur Sinn, wenn vor den Stadiontoren der Ausweis tatsächlich überprüft wird.

Warum hat die Gruppierung „Unsterblich“, mit Hausverbot versehen, noch Einfluss?

Nicht alle haben ein österreichweites Stadionverbot, sondern nur ein Hausverbot für die Generali Arena der Austria. Zudem gibt es Unterstützung von einer Ultra-Gruppierung, den „Fanatics“. Die pflegen mit rechtsextremen Fans von Slovan Bratislava eine Fanfreundschaft, schwenkten bei Spielen in Bratislava (etwa 2018 gegen Rapid) ihre Fahne. Beim letzten Derby in Favoriten hing eine Fahne mit dem NS-Totenkopf auf der Osttribüne. Mitgebracht von befreundeten „Fans“ aus Brünn.

Wie ist aktuell die Macht unter den Austria-Ultras verteilt?

Drei größere Ultras-Gruppierungen haben das Sagen. Die „Fanatics“, die zuletzt weniger wurden und sich daher fusionierten, stellen den Vorsänger und verfügen so noch über die meiste Macht.

Was kann die Polizei während und nach einem Match tun?

Ein Einschreiten im Block wäre gefährlich, die Wahrscheinlichkeit einer Auseinandersetzung mit Fans sehr hoch. Meist verhält sich die Polizei bei Derbys deeskalierend.

Warum ist diese Flagge nicht verboten?

Laut Verbotsgesetz, Symbole-Gesetz (das die Verwendung von Symbolen des Islamischen Staats und anderer Gruppierungen untersagt) und Verwaltungsverfahrensgesetzen ist der Banner, mit dem die Reichskriegsflagge nachempfunden war, nicht strafbar, betonte Eidenberger. Denn auch die Grundfahne, also die Reichskriegsflagge ist in Österreich – sofern sie kein Hakenkreuz aufweist – nicht verboten.

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