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Schon bald können Bernerinnen und Berner ihre Aludosen, PET- oder Glasflaschen in farbigen Säcken entsorgen.Raphael Moser

Farbige Abfallsäcke für alle

Der Pilotversuch mit farbigen Abfallsäcken sei erfolgreich gewesen, bilanzieren die Verantwortlichen. Das System zur Abfalltrennung soll auf die ganze Stadt Bern ausgedehnt werden.

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Ein Abenteuer. So nannte Gemeinderätin Ursula Wyss (SP) den Versuch, Abfall und Wertstoffe in farbigen Säcken zu entsorgen. Rund 1300 Haushalte beteiligten sich am einjährigen Pilotprojekt. Sie sammelten PET-Flaschen, Aludosen oder Altglas bei sich zu Hause in farbigen Säcken. Es sei ein Versuch gewesen, gegen die Gewohnheiten des Menschen anzukommen. Mit Erfolg, wie die Verantwortlichen am Montag an einer Medienkonferenz mitteilten. Das System soll deshalb auf alle Quartiere – mit Ausnahme der Innenstadt – ausgedehnt werden.

Wozu der Aufwand?

Glas, Kunststoff, PET und Kleinmetall: für jeden Wertstoff ein separater Sack. Entsorgt werden die Säcke in Containern, die die Stadt bereitstellt – mehr oder weniger direkt vor dem Haus. Altpapier wandert lose in die Container, die alle 14 Tage abgeholt werden.

Wozu dieser Aufwand? Ursula Wyss nannte mehrere Gründe. «Den Sack einfach raus auf die Strasse zu stellen, ist nicht mehr zeitgemäss.» Mitarbeitende sollen nicht mehr schwere Säcke ins Fahrzeug hieven, sich für das gebündelte Altpapier bücken. Viele von ihnen hätten mit Knie- und Rückenproblemen zu kämpfen. Die Container würden zudem verhindern, dass sich Tiere an den Säcken zu schaffen machten.

Wyss betonte auch den ökologischen Nutzen. Mit dem Wechsel von einem Bring- auf ein Holsystem müssten nicht mehr alle mit dem Auto zum Entsorgungshof fahren. Je mehr Bernerinnen und Berner mitmachten, desto ökologischer werde das System. In Zahlen ausgedrückt: Im Vergleich zum heutigen System sind Farbsäcke ökologischer, wenn mindesten 20 Prozent aller Haushalte mitmachen. Zu diesen Schlüssen kommt das Institut für Umwelt und Verfahrenstechnik der Hochschule Rapperswil, das den Pilotversuch begleitet hat.

Bald in der ganzen Stadt

Negative Rückmeldungen habe es kaum gegeben, sagte Christian Jordi, Leiter Entsorgung +Recycling. Bemängelt wurde etwa, dass die Wertstoffe in einem Plastiksack entsorgt werden müssten. Während des Pilotprojekts gab es immer wieder kritische Stimmen, die den ökonomischen Nutzen infrage gestellt haben. Die Auswertungen hätten aber gezeigt, so Jordi, dass man die Säcke wirtschaftlich sammeln und sortieren könne. Mit dem neuen System würden zudem die Sammelstellen entlastet. Ebenfalls Ressourcen sparen könnte die Stadt, indem der Kehricht künftig nur noch einmal abgeholt wird.

Bestätigt sehen sich Wyss und Jordi durch eine Befragung der Teilnehmenden. Dabei gaben 88 Prozent an, mit dem System zufrieden zu sein. Nun soll das System in der ganzen Stadt eingeführt werden – mit Ausnahme der Innenstadt, wo die Voraussetzungen für die Container nicht gegeben sind. Zurzeit wird die Vernehmlassung aufgegleist. Voraussichtlich Ende 2020 kommt die Vorlage in den Stadtrat. Weil das Reglement geändert und ein Kredit gesprochen werden muss, wird es eine Volksabstimmung geben.

Noch sind einige Fragen offen. Beispielsweise wie viel das Vorhaben die Stadt kostet. Auch wie viel die Bernerinnen und Berner für die Säcke dereinst bezahlen müssen. Klar ist hingegen, dass sie künftig über den Detailhandel vertrieben werden.

Läuft alles nach Plan, wird das System bis 2026 in den Quartieren eingeführt. Dabei ist es den Bernerinnen und Bernern selbst überlassen, ob sie die farbigen Säcke benutzen oder nicht. Zwar werden für alle Haushalte Container bereitgestellt – einerseits für den Kehricht, andererseits für Papier und die farbigen Säcke. Die Wertstoffe können aber nach wie vor an der Sammelstelle entsorgt werden. Mit einem Zwang, so Jordi, riskiere man, dass der Abfall in den farbigen Säcken schlecht getrennt werde.