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Verlangt die Polizei am Telefon Geld, können Sie sofort auflegen. (Symbolbild)iStock

Bernerin übergibt 140'000 Franken an falsche Polizisten

Eine Bernerin wurde Opfer von Telefonbetrügern. Sie übergab 140'000 Franken an falsche Polizisten. So schützen Sie sich vor den Betrügern.

Seit zwei Jahren werden im Kanton Bern regelmässig Anrufe von «falschen Polizisten» gemeldet. Die Betrüger versuchen die Angerufenen dazu zu bewegen, ihnen Bargeld zu übergeben - angeblich, um es in Sicherheit zu bringen.

Der letzte aktuelle Fall datiert von Anfang Dezember 2019. Eine Frau aus dem Kanton Bern brachte 140'000 Franken über die Grenze ins französische St. Louis und hat es dort an einem Übergabeort hinterlegt, wie die Kantonspolizei in einer Mitteilung schreibt. Auf diese Art und Weise erbeuteten Betrüger seit Dezember 2017 allein im Kanton Bern rund eine halbe Million Franken.

So läuft das Telefongespräch ab

Die Kantonspolizei Bern warnt anhand des aktuellen Falls vor den Betrügern und will potentielle Opfer möglichst direkt sensibilisieren und zählt auch auf die Mithilfe von Angehörigen.

Ein Telefongespräch zwischen Täter und Opfer könnte wie folgt ablaufen. Am Telefon meldet sich «Frau Fröhlich von der Kantonspolizei Bern». In der Nachbarschaft seien zwei Einbrecher festgenommen worden, behauptet die falsche Polizistin.

Im Gepäck der Täter seien Bankdaten und Adressen von mehreren anderen Personen gefunden worden. «Wir ermitteln mit Hochdruck. Aber Hacker haben es auf Ihr Bankkonto abgesehen, Ihr Geld ist nicht mehr sicher», warnt die Anruferin im Verlauf eines längeren und professionell klingenden Gesprächs.

«Die Polizei wird es aber sicher für Sie aufbewahren können. Wieviel Geld haben Sie auf dem Konto? Heben Sie sofort 30'000 Franken ab und bringen Sie das Geld an folgende Adresse...» Wenige Opfer, grosse Beute Solche Anrufe werden auch im Kanton Bern seit zwei Jahren regelmässig verzeichnet. «Die falschen Polizisten suchen im Telefonbuch meistens Frauen mit älter klingenden Vornamen aus – zum Beispiel Elisabeth, Ruth, Edith oder Margrit», erklärt Christa Lüthi, Chefin des Dezernats für Wirtschaftsdelikte der Kantonspolizei Bern.

Die meisten Angerufenen reagierten aber richtig: Sie beendeten das Gespräch und legten den Hörer einfach wieder auf. Rund 800 Personen meldeten den Betrugsversuch danach noch der richtigen Kantonspolizei Bern. «Ein gutes Dutzend Mal gelang es den ausserordentlich gut organisierten und professionellen Täterinnen und Tätern aber, ihre Zielpersonen so unter Druck zu setzen, dass sie Bargeld abgehoben, übergeben oder deponiert haben», sagt Christa Lüthi weiter.

Es falle auf, dass die Täterschaft gegenüber ihren Opfern sehr überzeugen aufgetreten sei und ihre Opfer stark unter Druck gesetzt habe. «Viele der Opfer meinten nachher: Sie hätten nie gedacht, dass Ihnen das passieren könnte.»

Bankangestellte sensibilisieren

Die Kantonspolizei Bern tätigt in jedem Fall Ermittlungen. So kam es auch schon zu Anhaltungen von mutmasslichen Tätern.

«Da die Täterschaft aber aus dem Ausland agiert, ist die Strafverfolgung trotz der internationalen Vernetzung oftmals langwierig und schwierig», sagte Christa Lüthi. Entsprechend kommt der Prävention grosse Bedeutung zu. Die Kantonspolizei Bern ist bestrebt, potentielle Opfer zu sensibilisieren und möglichst direkt zu erreichen. Dazu steht sie mit verschiedenen Partnern in Kontakt. «Wir hoffen, die Leute dort zu erreichen, wo sie von den Tätern angerufen werden – bei sich zuhause», sagt Michael Fichter, Chef Prävention der Kantonspolizei Bern.

Parallel dazu tauscht sich die Kantonspolizei mit Finanzinstituten im Kanton Bern über das Phänomen aus. «Haben die gut geschulten Täter ihr Opfer soweit verunsichert und unter Druck gesetzt, dass es vom Konto Geld abgeben will, ist das überlegte Vorgehen der Mitarbeitenden in der Bank eine weitere Möglichkeit, den Betrug zu verhindern», erklärt Michael Fichter weiter. «Mehr als einmal hat das kritische und empathische Nachfragen des Schalterpersonals dazu beigetragen, dass es beim Betrugsversuch geblieben ist.»

So entlarven Sie die falschen Polizisten

Auch wenn die Täter ihr Vorgehen in den vergangenen zwei Jahren laufend verändert und verfeinert haben, lässt sich der Betrug immer an einem einzigen Merkmal erkennen: «Die echte Polizei verlangt nie, dass Sie ihr Geld oder Wertsachen übergeben oder es hinterlegen sollen», klärt Michael Fichter.

«Egal, was ihnen die angebliche Polizistin oder der angebliche Polizist erzählt - einen solchen Anruf können Sie ohne schlechtes Gewissen sofort beenden. Legen Sie den Hörer auf und melden Sie es dann der echten Polizei.» Darüber hinaus bittet der Präventionschef auch die jüngere Bevölkerung um Mithilfe: «Sprechen Sie mit älteren Personen in ihrem Umfeld darüber und geben Sie die Informationen weiter. Sie helfen damit effektiv, den Tätern das Handwerk zu legen.» So schützen Sie sich, Verwandte und Bekannte