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Unglaublich schnell unterwegs: Viktoria Rebensburg im Super-G von Lake Louise.
(Foto: AFP)

Ein Sieg, der Kopfzerbrechen bereitet

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Das lästige Gefühl war vom ersten Schwung an da, und es ließ sich bis ins Ziel hinein einfach nicht abschütteln: dass Viktoria Rebensburg jeder Schwung wunderbar rund und leicht gelang. Oder in Rebensburgs Worten: dass sich "alles etwas zu gut ausgeht", wie sie nach ihrer Fahrt befand. Zu gut?

Runde Schwünge sollten ja das Sehnsuchtsziel jedes Alpinfahrers sein, sie kommen im Rennsport aber immer auch mit einer zwiespältigen Botschaft daher. Wer stets schön auf der Idealspur carvt, fährt zwar stilistisch ansprechend, aber nicht unbedingt schnell, weil das hohe Tempo die Schnellsten oft ein wenig von der Ideallinie treibt und sie dabei noch mehr mit den Fliehkräften ringen. Rebensburg vermisste just dieses Gefühl am Sonntagabend beim Super-G in Lake Louise, "es war sehr fein", sagte sie über ihre Fahrt, und erst als sie im Ziel eingetroffen war, stellte sie fest, dass sie auch sehr schnell gewesen war.

Schneller sogar als alle Mitbewerber.

Eigentlich ist Rebensburg wie geschaffen für den Super-G

Das vierte Wochenende der Alpinen in diesem Winter bot wieder einmal Platz für neue Gesichter und Geschichten, die zwei wohl erstaunlichsten schrieben eine Tschechin und ein Amerikaner: Ester Ledecka, die Snowboard-Großmeisterin, die im olympischen Super-G vor zwei Jahren die Weltelite überrumpelt hatte, gewann in Lake Louise die erste Abfahrt des Winters - und somit das erste Mal im Weltcup. Und in Beaver Creek entschied nicht der ehrgeizige Norweger Henrik Kristoffersen den Riesenslalom für sich, sondern der 30-jährige Amerikaner Tommy Ford, der in Sölden zuletzt schon Vierter gewesen war. Aber auch für die Deutschen war eine tragende Rolle reserviert: Rebensburg triumphierte zum Ausklang des Wochenendes im kanadischen Skiresort vor der Italienerin Nicol Delago, es war ihr 18. Erfolg im Weltcup, ihr vierter erst im Super-G. Und es war auch ein Sieg, der ihr bald noch etwas Kopfzerbrechen bereiten dürfte.

Rebensburg und der Super-G, dieses Thema war in den vergangenen Jahren ein "Steckenpferd" von Jürgen Graller, dem Cheftrainer der deutschen Skirennfahrerinnen. Der Österreicher hatte immer wieder betont, dass kaum eine Fahrerin derart geschaffen sei für die zweitschnellste aller alpinen Disziplinen wie Rebensburg. Zur Beweisführung führte er die Kurvenfertigkeiten seiner besten Fahrerin an, die sie als Riesenslalom-Könnerin schon immer besaß; dazu ihre vielen Lehrjahre in den schnellen Disziplinen Super-G und Abfahrt, kurzum: beste Voraussetzungen für den Super-G, die alpine Hybrid-Disziplin, in der das Kurvenfahren mit Tempo verschmilzt. "Wenn sie im Kopf soweit ist", hatte Graller im vergangenen Frühjahr gesagt, wenn Rebensburg ihre Fahrten also mit noch mehr Schärfe versehe, "dann sehe ich nicht so viele, die ihr den Platz an der Sonne streitig machen können".

Den Nachweis hatte Rebensburg im Grunde schon damals, bei der WM in Are erbracht: Lindsey Vonn verunfallte im Super-G, Rebensburgs Start verzögerte sich, die Sicht wurde immer schlechter - trotzdem wurde die Deutsche Vierte, mickrige 0,07 Sekunden hinter Gold-Gewinnerin Mikaela Shiffrin. "Wenn Viki bessere Sicht gehabt hätte", befand die Siegerin später, "hätten wir jetzt vielleicht eine andere Weltmeisterin." Rund einen Monat später gewann Rebensburg den Super-G beim Saisonfinale in Andorra. "Das ist das, wonach man die ganze Saison sucht, dass man auf der Welle drauf ist", sagte sie nach dem Rennen.