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Trainer Markus Gisdol hat's wahrlich nicht leicht.© Andreas Gora/dpa
Fußball-Bundesliga

1. Chaos-Klub Köln

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Der Bundesligist steht am Tabellenende und gehört auch genau dorthin zurzeit. Trainer Markus Gisdol ist nicht zu beneiden um seine Aufgabe. Ein Kommentar.

Eigentlich ist die Saison ja noch voll im Gang. Gerade einmal 14 Spiele sind vorbei. Die Winterpause naht – und doch, in Köln steht zwei Wochen vor Heiligabend der Baum schon in Flammen. Acht mickrige Pünktchen hat der 1. FC Köln bislang eingesammelt. Das ist das Letzte. Auch tabellarisch. Der Klub ist am Tiefpunkt angelangt. In jeder Hinsicht. Den Trainer hat das Kölner Siebengestirn aus dem Gemeinsamen Ausschuss bereits gewechselt, ebenso den Manager. Von Aufbruchstimmung ist aber nichts zu spüren. Der stolze FC wankt irgendwo zwischen Karneval und Chaos. Die Fans haben sich längst abgewendet. Am Montag nach der 0:2-Niederlage bei Union Berlin blieben die Kicker unter sich - trotz öffentlichem Training. Es scheint fast so, als glaube niemand mehr an die Rettung.

Ganz stimmt das natürlich nicht. Da wären immerhin noch Horst Heldt und Markus Gisdol, die beiden Neuen. Der Manager und sein Trainer wollen natürlich alles versuchen, den siebten Abstieg seit 1998 zu verhindern. Dafür werden sie bezahlt. Ihre Bilanz nach drei Spielen ist aber ziemlich mies. Ein mickriges Pünktchen und auf Platz 18 abgerutscht.

Diese Mannschaft, sie scheint untrainierbar zu sein. In den zurückliegenden Jahren versuchten sechs Trainer, ihrer Herr zu werden. Vergebens. Heldt kündigte nun wortgewaltig Veränderungen an. Nur welche? In der Winterpause sollen Verstärkungen kommen. Wie aber diese finanzieren? Natürlich würde sich der Klub gerne von dem einen oder anderen Leistungsverhinderer trennen. Das dürfte aber schwer bis unmöglich sein. In Köln wird nämlich gut, nein, sehr gut bezahlt. Die Grundgehälter sind hoch, die Vertragslaufzeiten lang. Nicht wenige Profis streichen per annum zwischen zwei und drei Millionen Euro ein. Von Topverdiener Anthony Modeste ganz zu schweigen, der dem Vernehmen nach mehr als vier Millionen Euro kassieren soll. Da lässt es sich gut sitzen auf der Bank oder der Tribüne.

Kölner Profis ohne Einsicht

Hinzu kommt die nicht gerade ausgeprägte Akzeptanz des neuen Cheftrainers, der schon vor seinem Amtsantritt beschädigt war. Gisdol ist nicht gerade das, was man eine Wunschlösung nennt. Das wissen alle. Es wird eben viel ausgeplaudert rund um den Verein. Bruno Labbadia oder etwa Pal Dardai hießen die Topkandidaten. Die aber lehnten dankend ab. Gisdol ist allenfalls die C-, vielleicht sogar die D- oder E-Lösung. Das macht es nicht leicht für den lange arbeitslosen Fußballlehrer. Er will die Zügel nun anziehen. Die Floskel, über den Kampf zum Spiel finden zu wollen, dürfte in diesen Tagen häufiger zu hören sein rund ums Geißbockheim. Die Statistik des Union-Spiels sagt über den Einsatzwillen der FC-Profis einiges aus: die Zweikampfquote lag bei 44 zu 56 Prozent, die Laufleistung bei 113,51 zu 117,31 Kilometern. Im Abstiegskampf sind das erschreckende Werte. Gepaart mit haarsträubenden Fehlern in der Vorwärtsbewegung und eklatanten Schwächen in der Defensive lässt es sich in der Bundesliga nur schwer punkten.

Keine rosigen Aussichten vor dem rheinischen Derby am Samstag gegen Bayer Leverkusen - vor allem, wenn den eigenen Spielern die Einsicht zu fehlen scheint. Es werde „aus dem Ergebnis mehr gemacht, als es ist“, sagte beispielsweise Mittelfeldspieler Dominick Drexler nach der Niederlage beim Mitaufsteiger.

Gisdol ist um seine Aufgabe wirklich nicht zu beneiden.