Papi-Ferien auch für Soldaten: Bundesrätin Viola Amherd will Herz zeigen
by Kari KälinVater werden ist explizit kein Grund, um einen Militärdienst verschieben zu können. Unter Verteidigungsministerin Viola Amherd könnte sich das bald ändern.
Robben im Tenü grün anstatt Windeln wechseln, Schiessübungen veranstalten anstatt Babys trösten: Vater werden ist kein Grund, einen Wiederholungskurs oder die Rekrutenschule zu verschieben. In den Weisungen der Armeechefs fehlt eine Bestimmung, wonach eine Vaterschaft ein Grund sein könnte, einen Militärdienst zu einem späteren Zeitpunkt zu absolvieren. Dass das Parlament in der Herbstsession frisch gebackenen Papis zwei Wochen bezahlten Urlaub gewährt hat, ändert nichts daran. Der Verteidigung des Vaterlands wiegt mehr der Vaterschaftsurlaub.
Doch nun stehen die Zeichen auf Wandel. Verteidigungsministerin Viola Amherd lässt prüfen, ob neu explizit auch die Geburt eines Kindes als Verschiebungsgrund gelten soll. Dies sagte die CVP-Bundesrätin am Montagnachmittag während der Fragestunde im Nationalrat. Väter bleiben gemäss dem aktuellen Reglement zum Beispiel dann vom Militärdienst verschont, wenn sie keinen Ersatz für die Betreuung von Kleinkindern organisieren können.
Willkür des Vorgesetzten
Unsere Zeitung hatte nach einem Blick in Mütterforen berichtet, dass zahlreiche frisch gebackene Väter vergeblich versucht hatten, einen WK zu verschieben. Nationalrätin Mattea Meyer (SP, ZH) kritisierte darauf, es hange von der Willkür des Vorgesetzten ab, ob die Armeeangehörigen dem Dienst bei Vaterfreuden fernbleiben können oder nicht. Dass das Verteidigungsdepartement jetzt Reformbereitschaft zeigt, begrüsst sie. Meyer gibt aber zu bedenken: «Ein ausdrückliches Recht auf einen Vaterschaftsurlaub besteht auch bei einer angepassten Regelung nicht.» Im Nationalrat relativierte derweil Amherd das Problem: «Die Anzahl Armeeangehörige, die während der RS oder der WK Vater werden, ist verhältnismässig gering», sagte sie. Wie viele es sind, erhebt die Armee nicht.
Der zweiwöchige Vaterschaftsurlaub, der jährlich rund 230 Millionen Franken kostet, ist derweil noch nicht in Stein gemeisselt. Ein bürgerliches Komitee hat das Referendum dagegen ergriffen. Wie viele Unterschriften bereits gesammelt sind, verrät es nicht. Co-Präsident Nicolas A. Rimoldi, ein jungfreisinniger Politiker aus Luzern, sagt aber. «Ich bin zuversichtlich, dass das Volk darüber entscheiden kann, ob es mehr Lohnabzüge bezahlen will oder nicht.» Die Sammelfrist endet am 23. Januar ab.
Autor
Kari Kälin
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