Mit einem Dreirad ein Stück Freiheit zurückgewinnen

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Gesundheitliche Beeinträchtigungen sorgen dafür, dass eine Frau ihr geliebtes Radeln nur mit Spezialgerät, einem Elektro-Behindertenrad mit drei Rädern, wieder aufnehmen könnte. Doch das ist teuer.

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Susanne B. würde gerne wieder Fahrrad fahren – doch das ist teuer. (Symbolfoto) Foto: Fotolia.com/rotoGraphics
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Oft denkt Susanne B.* an die Zeiten, als sie viel mit dem Rad unterwegs war – bei jedem Wetter. Radfahren hat sie immer geliebt. Auch zur Arbeit fuhr sie so. Sie ist Hauswirtschafterin und hat früher in Privathaushalten gearbeitet. Inzwischen ist sie Mitte 50 und kann weder arbeiten noch Radfahren: Sie hat Diabetes, Arthrose, Bluthochdruck, Depressionen und Übergewicht. Dadurch ist sie unbeweglich geworden. Ihr Traum wäre ein Elektro-Behindertenrad mit drei Rädern, mit dem sie wieder mobiler würde.

Hoffen, dass jemand Zeit zum Einkaufen hat

Wenn sie Getränke oder mehreres auf einmal einkauft, ist das immer eine größere Aktion: Susanne B. braucht dann Begleitung und muss hoffen, dass in ihrem Bekanntenkreis jemand Zeit hat. Das ist zuletzt noch dramatischer geworden, weil durch den Wegfall eines Supermarkts in ihrer Nähe die Wege zum Einkaufen nun viel länger sind als früher. Und sie kommt immer nur mit ihrem Rollator voran – auch in ihrer kleinen Wohnung. Seitdem auch die beiden jüngeren ihrer drei Kinder ausgezogen und erwachsen sind, lebt Susanne B. allein.

Davor war sie über Jahrzehnte hinweg überwiegend alleinerziehend: Sie hat früh zum ersten Mal geheiratet, mit 19, ihr Mann trennte sich wegen einer anderen Frau von ihr, als die Tochter drei Jahre alt war. Später hat sie wieder geheiratet und noch zwei Kinder bekommen. Doch ihr zweiter Mann war gewalttätig, und sie war froh, als sie ihn wieder los war. Wegen der Kinder konnte Susanne B. phasenweise nicht arbeiten, später fand sie keine Stelle mehr und war arbeitslos. Es kamen schwierige Zeiten, unter anderem, als die Kinder in der Pubertät waren. Sie habe sich damals ans Jugendamt gewandt und um Unterstützung gebeten, sagt Susanne B., doch das habe keinen Erfolg gehabt.

Irgendwann konnte sie nicht mehr, sie hatte einen Nervenzusammenbruch und war einige Zeit in der Psychiatrie. Dank der Psychopharmaka, die sie inzwischen nimmt, ist sie nun psychisch stabiler. Mit den Kindern hat sich alles geklärt, als sie älter wurden. Zu ihnen hat sie mittlerweile wieder guten Kontakt – zwei leben weiter weg. Doch die körperlichen Probleme wurden immer mehr. Susanne B. schluckt täglich viele Medikamente. Wegen ihres Übergewichts, gegen das sie nicht mehr ankommt, und der Schmerzen durch die Arthrose ist sie beim Gehen sehr unsicher geworden. Dank ihres Behindertenausweises kann sie zwar kostenlos mit der Straßenbahn fahren. Doch mit schweren Einkäufen ist das zu anstrengend.

Grundsicherung macht solche Anschaffungen unmöglich

Außerdem würde sie gern wieder beweglicher werden, mehr unterwegs und an der frischen Luft sein. Ein E-Bike mit drei Rädern, mit dem sie auch ihre Einkäufe transportieren könnte, würde neue Perspektiven eröffnen. Dadurch könnte sie vielleicht auch abnehmen und wieder gesünder werden, hofft sie.

Mit ihrer Grundsicherung sind solche Anschaffungen undenkbar. Susanne B. achtet sehr darauf, immer nur günstig einzukaufen, trotzdem kommt es vor, dass sie in der letzten Woche eines Monats kein Geld mehr hat. Sie kommt dann zwar über die Runden – sie achtet darauf, immer Essensvorräte daheim zu haben –, doch in solchen Phasen hat sie kein gutes Gefühl. Und auch für solchen "Luxus" wie eine gute Winterjacke, die sie bräuchte, reicht die Grundsicherung nicht.

* Name geändert