https://media.diepresse.com/images/uploads_700/5/a/b/5735851/39A6878A-4153-4312-ADA5-3A1CEB5E6733_v0_l.jpg
FOLTIN Jindrich / WB

Pharmaunternehmen Sanochemia kündigt Insolvenz an

Der Vorstand der börsenotierten Sanochemia Pharmazeutika AG wird wegen bevorstehender Zahlungsunfähigkeit in den nächsten Tagen beim Handelsgericht Wien Insolvenz anmelden.

Hiobsbotschaft für Sanochemia-Anleger: Das Pharmaunternehmen mit Sitz in Wien und einem Produktionsstandort in Neufeld, Burgenland, ist zahlungsunfähig und wird Insolvenz beantragen. Das gab der Vorstand am Montag in einer ad-hoc-Mitteilung bekannt. Auslöser für die Pleite laut Unternehmenssprecher Torsten Biallas: Bedingt durch die Einschränkung des GMP Zertifikates sowie umfangreicher wirtschaftlicher Belastungen, die aus der Vergangenheit der Gesellschaft resultieren, ist im Unternehmen eine Liquiditätslücke entstanden. Diese kann durch die Cash Flows aus dem laufenden Betrieb, der sich in den letzten Monaten positiv entwickelt hat, nicht gedeckt werden. Auch die Hereinnahme externer neuer Investoren hat sich in der gegenständlichen Situation der Gesellschaft als nicht durchführbar gezeigt.

Der Vorstand habe im Laufe dieses Jahres verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung des operativen Geschäfts ergriffen, zu denen unter anderem erhebliche Kostensenkungsprogramme und eine Kapitalerhöhung durch den Kernaktionär Anfang dieses Jahres gehören. Trotz dieser Maßnahmen sowie erhöhter Auftragseingänge in den vergangenen Monaten, sei es auf Grund der heterogenen Interessenlage der Gläubiger zu keiner gemeinsamen,
außergerichtlichen Lösung gekommen. Da die vom Vorstand mit den größten Gläubigern der Gesellschaft geführten Sanierungsgespräche zu keinem positiven Abschluss gebracht werden konnten, gebe es aus Sicht von Sanochemia keine Alternative zu einem gerichtlichen Insolvenzverfahren.

Die Pleite kommt nicht aus heiterem Himmel, zum jetzigen Zeitpunkt aber doch unerwartet: Bereits seit April 2018 darf Sanochemia wegen Qualitätsmängeln bestimmte Produkte nicht mehr selbst herstellen, was zu erheblichen Umsatzeinbußen und Kosten geführt hat.

Sanochemia wurde 1990 vom langjährigen CEO und nunmehrigen Aufsichtsrat Werner Frantsits gegründet und neun Jahre später in Frankfurt an die Börse gebracht. In Wien notiert das Unternehmen seit 2010. Sanochemia beschäftigt rund 150 Mitarbeiter und schreibt seit längerem rote Zahlen. Im Geschäftsjahr 2017/18 wurde einem Umsatzeinbruch von 41,4 auf 33 Millionen Euro ein Verlust von knapp 13,3 Millionen Euro eingefahren. Dass es auch im Geschäftsjahr 2018/19 rote Zahlen geben werde, wurde bereits in einer Gewinnwarnung Ende Oktober mitgeteilt. Als Klotz am Bein hat sich die Veterinärsparte  erwiesen, die an die belgische Inovet abgegeben wird. In den ersten neun Geschäftsjahresmonaten (Oktober bis Juni) setzte man 28,1 Millionen Euro um, nach 26,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Firmenchef und Haupteigentümer Timo Bender betonte damals, die Gewinnwarnung habe nichts mit dem operativen Geschäft zu tun, man sei dabei, "Baustellen und Altlasten" zu beseitigen.

Mit 1. Februar 2019 hatte der Deutsche Timo Bender bei Sanochemia als CEO das Ruder übernommen. Sein Unternehmen b.e. imaging ist der größte Einzelkunde von Sanochemia und nach einer Kapitalerhöhung um fünf Millionen Euro mit einem Anteil von knapp 33 Prozent auch größter Eigentümer.

Sanochemia ist an der Börse 20 Millionen Euro wert. 43 Prozent der Anteile befinden sich im Streubesitz.  Die Aktie wurde nach Bekanntwerden der bevorstehenden Insolvenz vom Handel ausgesetzt.

(APA/red)