Das abrupte Ende der DDR bescherte ausgerechnet dem letzten SED-Vorsitzenden Gregor Gysi die Rolle seines Lebens. Drei Jahrzehnte prägte er die gesamtdeutsche Spitzenpolitik wie kaum ein anderer Deligierter aus dem Osten.
So hat er es am liebsten: Gregor Gysi steht im Mittelpunkt des journalistischen Interesses. In der Nacht zum 9. Dezember 1989 wird der Jurist auf einem Sonderparteitag zum neuen – und letzten – SED-Vorsitzenden gewählt.Bildrechte: dpaUnter dem Beifall der Delegierten wird er tags darauf mit einem symbolischen Geschenk zum großen "Saubermacher" gekürt. Während seiner Zeit in der SED erwirbt sich Gysi, der zuvor schon gegen einen "Staatssozialismus" war, den Ruf eines "Reformkommunisten".Bildrechte: dpaEine Woche später, am 16. Dezember 1989, benennt sich die einstige DDR-Staatspartei auf Vorschlag Gysis in SED-PDS um. Das ist aber noch nicht Neuanfang genug: Im Februar 1990 trennt sie sich schließlich ganz vom historisch belasteten Namensteil und heißt fortan "Partei des Demokratischen Sozialismus" (PDS). Ihr Vorsitzender: Gregor Gysi. Das Foto zeigt den 1. Parteitag der PDS vom 25. Februar 1990 in Berlin (v.l.n.r. Lothar Bisky, Wolfgang Pohl, Bernd Meier, Gregor Gysi und Hans Modrow).Bildrechte: dpaBei den ersten freien Wahlen zur Volkskammer im März 1990 gibt Gysi gemeinsam mit seinem Sohn George die Stimme ab.Bildrechte: dpaAls drittstärkste Partei zieht Gysi mit der PDS in die Volkskammer ein. Am Rande der konstituierenden Sitzung stärkt er sich.Bildrechte: dpaIn den folgenden Monaten überschlagen sich die Ereignisse. Schon im Dezember 1990 wird der erste gesamtdeutsche Bundestag gewählt – in den Gysi für die PDS einzieht. Von nun an bekommen es die wechselnden Regierungen mit der berüchtigten Rhetorik und Schlagfertigkeit Gysis zu tun. Helmut Kohl lacht gerne mit.Bildrechte: dpaIn den Neunzigern zieht die PDS auch dank des Direktmandates von Gregor Gysi wiederholt in den Bundestag ein. Das Bild zeigt ihn mit seinem langjährigen Weggefährten Lothar Bisky.Bildrechte: dpaGregor Gysi im Bundestag – etwa 1997. Es ist die Zeit, in der Vorwürfe gegen Gysi, als Rechtsanwalt Mandanten gegenüber der Stasi verraten zu haben, laut werden. Ab 1998 widmet sich der Immunitätsausschuss dem Thema. Bis heute wehrt sich Gysi auch juristisch erfolgreich gegen die Behauptung, er habe als IM für die Stasi gewirkt.Bildrechte: dpa2008 besichtigt er die Baustelle des Fußballvereins Union Berlin. Fans haben das Stadion renoviert. Gysi hat seinen Lebensmittelpunkt in Berlin, 2002 war er kurzzeitig Wirtschaftssenator des Landes Berlin.Bildrechte: dpaDen Posten räumt er wie andere politische Ämter in Folge der Bonusmeilen-Affäre. Er hat damals beruflich und auf Kosten des Steuerzahlers erworbene Bonusmeilen privat verflogen.Bildrechte: dpaSein politisches Comeback wagt er wenige Jahre später, als es zur Zusammenarbeit und später Fusion mit der linken SPD-Abspaltung WASG ("Wahlalternative Soziale Gerechtigkeit") kommt. Damals ist sein politischer Partner Oskar Lafontaine. Später steht Gysi allein an der Spitze der neuen Partei "Die Linke", die – anders als die PDS – bundesweit ihre Wähler findet.Bildrechte: dpaIm Oktober 2015 hält Gregor Gysi seine letzte Rede als Fraktionsvorsitzender der Linken im Bundestag. Das letzte Mal ergreift er dabei das Wort als Oppositionsführer.Bildrechte: dpaAm 17. Dezember 2016 wählt ihn die übernationale Europäische Linke zum Präsidenten. Nach dem schlechten Abschneiden seiner Partei bei der Europawahl im Mai 2019 will er jedoch nicht mehr kandidieren. Als Politiker ist er aber weiterhin aktiv – seit nunmehr 30 Jahren.Bildrechte: dpa