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Sebastian Kaps in seinem Atelier in der Gropiusallee.Foto: Martin Brandt
Mit Kamera in Schottland

Profi Sebastian Kaps geht mit Hobby-Fotografen auf Reisen

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Dessau - Tradition trifft Moderne - dieser Gedanke kann schnell aufkommen, wenn man das Atelier von Sebastian Kaps betritt. Neben den rustikalen Schränken und Fotoapparaten aus der DDR-Zeit steht ein Flachbildfernseher, auf dem eine Fotoshow läuft, die der Fotograf selbst erstellt hat.

Auf einem Tisch im selben Zimmer liegt der Grund, warum an diesem Wochenende zahlreiche Dessauer das Atelier von Sebastian Kaps besuchen: Der neue Gartenreich-Kalender für das kommende Jahr.

Seit zwölf Jahren sammelt Sebastian Kaps seine schönsten Bilder aus den Parkanlagen des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs und stellt daraus in jedem Jahr einen Kalender zusammen. In der Adventszeit öffnet der Fotograf stets für ein oder zwei Tage sein Atelier und lädt die Dessauer ein, einen Einblick in seine Arbeit zu erhalten.

Mitte der 1980er Jahre wagte Sebastian Kaps das Risiko und eröffnete ein eigenes Fotostudio

Der Fotografie hat sich der 63-Jährige bereits seit seiner Jugend verschrieben, als er eine Ausbildung begann. „Ich wollte eigentlich Malerei und Grafik studieren, aber dafür gab es nur wenige Studienplätze. Mit der Ausbildung war ich zu Beginn auch nicht glücklich gewesen, das kam dann erst mit der Zeit“, erinnert sich Kaps.

Mitte der 1980er Jahre wagte Sebastian Kaps das Risiko und eröffnete ein eigenes Fotostudio. Kam damit sofort der Erfolg? „Nein, ich habe damit überhaupt nichts verdient. Meine Mama hat mir da noch regelmäßig 50 Mark in die Hände gedrückt.“ Kurz nach der Wende zog Kaps mit seiner Frau in das heutige Wohnhaus in der Gropiusallee, in dem auch sein Atelier untergebracht ist.

Seinem ersten Bildband zur Straße der Romanik folgten viele weitere Aufträge und Projekte im Bereich der Landschafts- und Werbefotografie. Vor drei Jahren dann die große Überraschung: Eine britische Firma, die Fotoreisen organisiert, spricht Sebastian Kaps an und möchte, dass er im deutschen Raum die Organisation dieser Fotoreisen übernimmt. „Die Firma ist in Großbritannien sehr bekannt. Ich dachte mir in dem Moment: Jetzt hast du es geschafft.“

Mit etwa fünf bis sechs Fotografen reist Kaps aus Dessau für eine Woche an fremde Orte

Die Kooperation verlief im Sand, das Konzept der Fotoreisen hat Sebastian Kaps aber weiterverfolgt und in den vergangenen Jahren in Eigenregie organisiert. Das Prinzip: Mit etwa fünf bis sechs meist begeisterten Hobby-Fotografen reist der bekannte Fotograf aus Dessau für eine Woche an Orte, die sich für Landschaftsfotografien am besten eignen und lehrt dort die wichtigsten Handgriffe für das perfekte Foto. Sebastian Kaps beliebtestes Ziel für diese Reisen: Großbritannien. „Die Insel ist landschaftlich einfach toll, insbesondere die Küstenregion. Da reiht sich eine geile Bucht an die Nächste.“

Egal, ob Schottland, Wales, oder die Isle of Skye - Sebastian Kaps hat beinahe jeden Winkel auf der Insel erkundet. In Vorbereitung auf jede Fotoreise fährt der Fotograf selbst etwa zwei Wochen lang in die jeweilige Region, um die Fotoplätze bereits im Vorfeld ausfindig zu machen. Bei der eigentlichen Reise muss Sebastian Kaps die Teilnehmer dann nur zur perfekten Uhrzeit zu den perfekten Orten führen. Insbesondere die Morgen- und Abendstunden eignen sich dabei aufgrund des Lichts für Landschaftsfotografien.

Neben den großen Reisen ins Ausland veranstaltet Sebastian Kaps auch kleinere Fotoworkshops

Außerdem ausschlaggebend: Das richtige Wetter. Auch das ist ein Grund, warum Kaps so gerne nach Großbritannien reist. Denn was der Normalbürger als „schönes Wetter“ definiert, weicht deutlich von dem ab, was ein Fotograf darunter versteht. „Das Langweiligste, das man sich als Fotograf vorstellen kann, ist blauer Himmel“, meint Sebastian Kaps. Spektakuläre Wolkenstrukturen sind dagegen ein beliebtes Motiv des 63-Jährigen.

Neben den großen Reisen ins Ausland veranstaltet Sebastian Kaps auch kleinere Fotoworkshops in der Region, im Harz und im Elbsandsteingebirge – zwölf Reisen unternahm der freie Fotograf in diesem Jahr, 2020 kommt die Bretagne in Frankreich als neues Ziel hinzu. Doch vorher widmet sich Sebastian Kaps noch seinem Gartenreich-Kalender, den er in der kommenden Woche auf dem Weihnachtsmarkt in der Marienkirche verkaufen wird. Die schönsten Motive findet man am Ende vielleicht doch vor der eigenen Haustür. (mz)