MSV-Legende Detlef Pirsig verstirbt mit 74 Jahren
Der Mann, vor dem Gerd Müller zitterte
by JOACHIM DROLLAm Ende war der Tod für ihn eine Erlösung.
Der langjährige Kapitän des MSV Duisburg, Detlef Pirsig, verstarb am Montag-Vormittag mit 74 Jahren in einem Krankenhaus in Mülheim an der Ruhr.
“Eisenfuß“, „Hacker“ und “Peimel“ waren die Spitznamen eines der härtesten Verteidiger in der Bundesliga-Historie. Von 1965 bis 1977 kickte er für die Zebras in der Eliteklasse, absolvierte 365 Spiele (9 Tore) in Meisterschaft (337), DFB-Pokal (24) und Uefa-Cup (4).
Pirsigs Credo: Bevor mich einer traf, habe ich ihn umgehauen!
Er war der Mann, vor dem Gerd Müller (74), der Bomber der Nation, zitterte. Müller vor Jahren zu BILD: „Pirsig sprang einem mit zehn Metern Anlauf ins Kreuz.“
So soll der “Zweikampf“ zwischen dem Bayern-Weltmeister und Pirsig eigenartige Wendungen genommen haben. Vor dem Spiel am 22. Januar 1977 in München (2:2) klagte Müller über starke Bandscheiben-Probleme. Dem Vernehmen nach soll er Pirsig vorher einen Brief geschrieben haben, mit der Bitte, ihn diesmal zu verschonen. Während der Partie kreiste sogar ein Hubschrauber über dem Olympiastadion, um Müller notfalls bei einer Verletzung in eine Spezial-Klinik zu fliegen.
Bei einem Treffen weit nach der Karriere gab Müller gegenüber Pirsig („Der Mörder mit dem Engelsgesicht“) unumwunden zu: „Ich habe Angst vor dir gehabt.“
Für den MSV war Pirsig jedoch ein Glücksfall. Als Kapitän führte er Duisburg ins Pokalfinale 1975 gegen Frankfurt (0:1), hatte als unumstrittener Abwehrchef bis zuletzt das Kommando auf dem Platz.
Im Sommer 1986 kehrte Pirsig in der bis dahin schwärzesten Stunde an die Wedau zurück. Der Klub war erstmals von der 2. Liga in die Oberliga Nordrhein abgestiegen. Pirsig wurde 1987 mit den Zebras Deutscher Amateurmeister und schaffte 1989 den Wiederaufstieg.
Als Ehrenmitglied erlebte der geborene Schweriner die letzten Jahre in der MSV-Arena mit. Zuletzt sah man den meist strahlenden, einstigen Frauen-Schwarm nur noch selten bei Heimspielen. Pirsig litt unter Demenz, verbrachte die letzten Monate im Pflegeheim, wo ihn seine Lebensgefährtin Margit aufopferungsvoll mit betreute.
Am vergangenen Samstag kam er in ein Mülheimer Krankenhaus. Die Lebenskraft hatte ihn verlassen. Am Montag-Vormittag schlief er in den Armen seiner Lebensgefährtin ein.
Der MSV Duisburg hat am Montag einen seiner größten Kapitäne verloren. . .