Experten: Tod im Krankenhaus oft vermeidbar

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Zu Hause oder etwa im Hospiz sterben - aber bitte nicht im Krankenhaus. Das zumindest wünschen sich die meisten. Die Realität sieht anders aus.

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Es hapert an der Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Foto: Fabian Sommer (dpa)

Schlechte Kommunikation zwischen Arzt und Patient oder Angehörigen führt laut einer Expertin zu oft dazu, dass Todkranke im Krankenhaus sterben. Dies entspreche nicht den Wünschen der Patienten, sagte die Medizinerin Jana Jünger, Leiterin des für Staatsprüfungen von Ärzten zuständigen Instituts für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP). Denn die meisten wollten zu Hause oder beispielsweise im Hospiz sterben. "Wenn hier besser kommuniziert würde, dann könnten wir diese Situation innerhalb von fünf Jahren deutlich verbessern."

Weil vieles unbesprochen bleibe zwischen den Beteiligten, komme es zu unnötigen Eingriffen, Operationen und kostspieliger Leidenszeit auf der Intensivstation während der letzten Lebenszeit. Jünger plädiert dafür, Ärzte zu schulen und mit ihnen zu üben, wie man mit Patienten am besten deren Wünsche und Vorstellungen angesichts des herannahenden Todes besprechen kann. "Das muss implementiert werden in der Ausbildung und Weiterbildung. Diese Themen müssen wir in die Staatsprüfungen für Arzte bringen", betonte Jünger.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auf, die palliative und hospizliche Versorgung endlich verbindlich zu sichern. Rund 930.000 Menschen stürben jährlich in Deutschland, 80 Prozent wünschten sich, zu Hause oder im Hospiz zu sterben - in der Realität sei es aber ganz anders, sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Nur etwa 30.000 Schwerstkranke hätten die Chance, in einem der 236 stationären Hospize zu sterben.

"Auch in Krankenhäusern sieht das Bild nicht anders aus", sagte Brysch. Für 96 Prozent der rund 430.000 dort Sterbenden gebe es keine Gewähr für einen Platz auf einer Palliativstation. Gerade zur Nachtzeit kümmere sich ein Pfleger nicht selten um mehr als 25 Patienten. "Da ist eine würdevolle Begleitung nicht möglich."

Noch dramatischer sei die Situation für die 340.000 Sterbenden in Pflegeheimen. "Hospizliche Sterbebegleitung ist für die meisten Heimbewohner Illusion. Das gilt es zu ändern."