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Per Knopfdruck die Rettung rufen: In Wien ab sofort möglich. APA/GEORG HOCHMUTH

Neue Notruf-App und Rechnungshofs-Kritik für Wiener Rettung

Per Knopfdruck kann in Wien künftig die Rettung gerufen werden. Für die Wiener Rettung gibt es aber auch Kritik vom Rechnungshof: Wegen langer Notarzt-Wartezeiten, geringer Standortanzahl und vieler Krankenstände.

Wien. Bei gesundheitlichen Notfällen muss es oft schnell gehen. Um die Wartezeit bei Rettungseinsätzen zu verkürzen, gibt es in Wien nun eine sogenannte Notruf-App, mit der per Handy ein Krankenwagen gerufen werden kann. Sie wurde am Montag präsentiert. Gleichzeitig sieht sich die Berufsrettung in der Bundeshauptstadt mit Kritik des Rechnungshofs konfrontiert.

Verfügbar ist die kostenlose App ab sofort für Android- und Apple-Smartphones unter dem Namen „Rettung“. Bei der erstmaligen Anmeldung müssen die Telefonnummer eingegeben und die Ortungsfunktion aktiviert werden. Drückt man bei Bedarf dann drei Sekunden lang auf das "144"-Symbol, wird ein Notruf bei der Rettungsleitstelle abgesetzt. Die jeweiligen Standortdaten scheinen dort ebenfalls auf, wodurch die Einsatzkräfte vor allem im freien Gelände wie auf der Donauinsel oder im Wienerwald den Ort des Zwischenfalls schneller finden können.

Allergien und Medikamente gespeichert

Die Nutzer können bei der Anmeldung auch wichtige medizinische Daten - also etwa Allergien oder regelmäßig einzunehmende Medikamente - hinterlegen, die bei einem Notruf ebenfalls gleich aufscheinen, erklärte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bei einer Pressekonferenz. Das sei vor allem für Personen wichtig, die sich etwa aufgrund einer Krankheit oder Einschränkungen nur schwer mündlich verständlich machen können oder schlecht hören.

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Die App ist direkt mit der Rettungsleitstelle verbunden. APA/GEORG HOCHMUTH

Benutzt man die App, wird aber trotzdem gleichzeitig versucht, eine Telefonverbindung herzustellen. Denn in einem Gespräch könnten dann zusätzliche Dinge abgefragt werden - etwa um welchen Notfall es sich handelt oder ob man selbst oder eine andere Person betroffen ist. Kommt keine Verbindung zustande, werde auf jeden Fall eine Rettung geschickt, erklärte Rainer Gottwald, Leiter der Berufsrettung. Bei Android-Handys kann das Tool auch ohne vorherige Aufhebung der Bildschirmsperre benutzt werden. Bei Apple-Geräten sei das aus technischen Gründen nicht möglich, hieß es.

Wird der virtuelle Notfallknopf außerhalb Wiens gedrückt, geht die Notfallmeldung übrigens beim Kooperationspartner, der Einsatzleitstelle Niederösterreich, ein. Diese gibt den Fall dann an die jeweils zuständigen Kollegen weiter.

Rechnungshof kritisiert wenige Standorte

Abseits der neuen Anwendung ist die Wiener Rettung allerdings auch gerade mit einem - am Montag in Auszügen bekannt gewordenen - Rohbericht des Rechnungshofs beschäftigt. Dabei wird etwa moniert, dass es in Wien im Vergleich zu München weniger Rettungsstandorte gebe - obwohl die bayrische Landeshauptstadt deutlich kleiner ist. Außerdem hat sich die Zeit bis zum Eintreffen eines Notarztes von acht Minuten 13 Sekunden im Jahr 2016 auf rund zehneinhalb Minuten 2018 verschlechtert.

Gottwald wollte das im Gespräch so nicht stehen lassen. Denn in München sei das Rettungswesen in die Feuerwehr integriert. Die höhere Anzahl der Standorte beziehe sich somit auf die Feuerwehrstandorte, die allerdings nicht alle mit Rettungsfahrzeugen bestückt seien. "Unsere Stationen sind reine Rettungsstationen", erklärte der Chef.

Hinsichtlich der Wartezeit meinte Gottwald, dass der RH nur Notärzte zähle. Relevant sei allerdings das erste Eintreffen eines "Rettungsmittels" für die Setzung erster lebensrettender Maßnahmen - und hier erreiche man in Wien einen "europäischen Spitzenwert" von durchschnittlich sieben Minuten und drei Sekunden.

Aufgezeigt wurde vom RH zudem, dass es bei der Berufsrettung mit 37 Tagen pro Vollzeitäquivalent auffallend hohe Krankenstände gebe. Gesundheitsstadtrat Hacker verteidigte die Zahl. "Man kann natürlich die Krankenstandsstatistik runterschrauben, wenn man kranke Menschen rausschmeißt", erklärte er. Die Stadt als Arbeitgeber tue dies aber bewusst nicht. Ein Job im Rettungswesen sei hart und mit zunehmendem Alter komme es eben immer wieder zu längeren Ausfällen.