Update auf Windows 10: Was tun bei Datenverlust? 5 Tipps, damit beim Windows-Update nichts verloren geht
by FOCUS OnlineBei einem Windows-Update kann Vieles schiefgehen. Das musste jüngst auch die Berliner Polizei leidvoll erfahren. Der Daten-Profi und IT-Experte Jan Bindig erklärt, wie Sie sich vor dem Super-GAU schützen und was zu tun ist, wenn es bereits zu Datenverlust gekommen ist.
Ende November kam es bei der Berliner Kriminalpolizei bei 16 Rechnern zu einem folgenschweren Datenverlust, dem auch "vorgangsrelevante" Ermittlungsakten zum Opfer fielen. Nach Medienberichten wurde die unbeabsichtigte Löschung durch ein Update der PCs in der Direktion 2 von Windows 7 auf Windows 10 verursacht.
Bei der Berliner Kriminalpolizei ging der verantwortliche IT-Mitarbeiter davon aus, dass die Benutzer der zu aktualisierenden Rechner keine wichtigen Daten im lokalen User-Verzeichnis mehr gespeichert haben und startete ohne weitere Vorwarnung oder ein manuelles Backup den Update-Prozess.
Der überschrieb jedoch sämtliche Daten im jeweiligen persönlichen Verzeichnis – und löschte somit auch die sogenannten "vorgangsrelevanten" Ermittlungsdaten, die dort vorschriftswidrig zwischengespeichert wurden. Auf das anstehende Update wurde zwar grundsätzlich hingewiesen – und auch wiederholt die Notwendigkeit der zentralen Sicherung wichtiger Ermittlungsakten betont – den genauen Zeitpunkt erfuhren die Kriminalbeamten laut eigener Aussage hingegen nicht.
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Ursache oft menschliches Versagen
Zwar erlaubte ein Bug im Updater das Überschreiben der Daten, bevor diese an einem zentralen Ort vollständig gesichert wurden – die Hauptursache für diesen unnötigen Datenverlust steht nichtsdestotrotz eindeutig fest: menschliches Versagen. Tatsächlich gingen mangelnde Kommunikation einerseits und die Missachtung von IT-Richtlinien andererseits eine fatale Allianz ein und sorgten für diesen Skandal, der die Berliner Polizei zusätzlich belastete.
Diese Verkettung war aber nur möglich, weil sich die beteiligten Personen immer noch nicht mit den durch die fortschreitende Digitalisierung veränderten Rahmenbedingungen "angefreundet" haben.
Dem dazugehörigen "Mindset" wäre die Fokussierung auf den lokalen Rechner überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Daten können nur gemeinsam genutzt, angereichert und weiterverarbeitet werden, wenn sich diese an einem sicheren, zentralen Ort mit exakt definierten Zugriffsrechten befinden. Um zukünftig ähnliche Katastrophen zu vermeiden, sollten die Verantwortlichen ihren Fokus auf Information, Schulung und Weiterbildung lenken, um einen echten Umdenkprozess in Gang zu setzen und sich von der Vorstellung "My PC is my Castle" zu trennen.
Über den Autor
Jan Bindig ist seit den 90er-Jahren in der IT-Branche tätig. Er ist Geschäftsführer von Datarecovery in Leipzig, einem auf IT-Forensik, Datenwiederherstellung und Datenvernichtung spezialisierten Unternehmen. Zudem ist er Autor des 2018 erschienen Buchs "Das IT Security Mindset".
Datenrettung nach fehlgeschlagenem Windows-Update
"Ist das Kind aber erst einmal in den Brunnen gefallen", hilft der erhobene Zeigefinger nicht weiter – hier ist unaufgeregtes und schnelles Handeln gefragt. Grundsätzlich lassen sich innerhalb des NTFS-Dateisystems vermeintlich verlorene Daten trotz eines durchgeführten Löschvorgangs erstaunlich gut und oft vollständig wiederherstellen.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Datenrettung ist aber eine Festplatte, die nicht schon mit Daten unterschiedlichster Art und Größe "fast bis zum Rand" gefüllt wurde und ein ungewolltes Überschreiben der Daten dementsprechend nicht mehr verhindert werden kann. In diesem Fall stellt sich die Angelegenheit wesentlich komplizierter dar – ein "Happy End" ist aber nichtsdestotrotz immer noch möglich. Um die Erfolgsquote professioneller Datenwiederherstellungsmaßnahmen zu erhöhen, sollten direkt nach dem Erkennen eines unbeabsichtigten Datenverlusts folgende Hinweise beherzigt werden:
Erste Hilfe nach Datenverlust
Versuchen Sie nicht, gleichnamige Dateien anderen Inhalts auf die zuvor unabsichtlich gelöschten Daten zu speichern und einen erneuten Datenverlust durch Überschreiben zu verursachen. Weiterhin bringt es nichts, sondern erschwert die Datenrettungsversuche sogar erheblich, wenn Sie probieren, Windows 10 zu deinstallieren und wieder Windows 7 aufzuspielen. Die "gute alte Zeit" vor dem Update – inklusive Zugriff auf die gelöschten Daten – lassen sich dadurch nicht wieder herstellen, vielmehr könnten Sie den Schaden am Dateisystem noch erheblich vergrößern. Lassen Sie also alles, wie es ist und ziehen Sie IT-Experten hinzu.
Datenverlust bei Windows-10-Update vermeiden
Vorsicht walten zu lassen, ist bekanntlich besser, als das Nachsehen zu haben. Insofern sollten Sie bei einem – absolut sinnvollen – Update von Windows 7 auf Windows 10 diese Tipps berücksichtigen, um sofort direkt danach wieder vollen Zugriff auf Ihre Daten zu haben:
• Bereiten Sie das Update unbedingt in Ruhe und ohne Zeitdruck vor.
• Führen Sie eine vollständige Datensicherung Ihres Systems und Ihrer persönlichen Daten durch – und vergewissern Sie sich persönlich, ob alle Dateien auf dem Sicherungsdatenträger vorhanden und intakt sind.
• Versuchen Sie, jegliche Unterbrechung des Update-Vorgangs zu vermeiden (mobile Rechner sollten während des gesamten Aktualisierungsprozesses am Stromnetz verbleiben!)
• Sollten Sie wider Erwarten einen Datenverlust feststellen, führen Sie auf keinen Fall ein Downgrade durch!
• Entfernen Sie vor dem Update-Vorgang externe Festplatten und andere Speichermedien wie USB-Sticks, SD-Karten, etc., um einer unabsichtlichen Formatierung vorzubeugen.
Fazit
Auf Nummer sicher gehen Sie, wenn Sie wichtige und persönliche Daten grundsätzlich nicht (nur) auf Ihrem lokalen Rechner speichern, sondern diese regelmäßig auf Backup-Medien sichern oder an einem zentralen Ort (Server, Cloud, etc.) speichern, der ebenfalls über einen Backup-Service verfügt. Haben sich trotzdem Daten vermeintlich "auf Nimmerwiedersehen verabschiedet", bewahren Sie Ruhe und wenden Sie sich an erfahrene Datenrettungs-Profis – die Wiederherstellungs-Chancen stehen besser, als Sie denken!
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