Das Schweizer Atomkraftwerk Beznau ist seit 50 Jahren in Betrieb

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Nur wenige Atomreaktoren weltweit sind noch älter als Block I von Beznau nahe der Grenze bei Waldshut-Tiengen. Nun gibt es ihn seit 50 Jahren – allerdings mit einer längeren Unterbrechung.

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Das Atomkraftwerk Beznau ist seit 50 Jahren in Betrieb. Foto: FABRICE COFFRINI (AFP)

Am Montag ist es 50 Jahre her, seit Block I des Kernkraftwerks auf der Aareinsel Beznau bei Döttingen (Kanton Aargau) kommerziell in Betrieb genommen wurde. Seit 50 Jahren liefert die älteste Anlage ihrer Art in der Schweiz und eine der ältesten der Welt Strom.

Beznau I ist einer von weltweit 449 Reaktoren, die derzeit gemäß der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) in Betrieb stehen. Block I ist zudem einer von fünf momentan aktiven Reaktoren, die dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Nur die beiden Blöcke in Tarapur in Indien sowie die beiden Werke Oyster Creek und Nine-Mile-Point-1 in den USA sind einige wenige Monate oder Tage länger am Netz. Zusammen mit dem baugleichen, 1972 in Betrieb genommenen Block II produzierte das AKW Beznau mit seinen zweimal 365 Megawatt Leistung rund 6000 Gigawattstunden Strom pro Jahr. Dies entspricht ungefähr dem doppelten Stromverbrauch der Stadt Zürich.

Größere Zwischenfälle gab es nicht

Seit Inbetriebnahme wurden auf der Insel Beznau 250 Terrawattstunden Strom produziert. Ein Kohlekraftwerk hätte zur Produktion dieser Leistung rund 300 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Umwelt ausgestoßen. Von größeren Zwischenfällen mit Auswirkungen auf die Umwelt blieb Beznau I trotz 50 Jahren Betrieb verschont. Dennoch musste die Anlage hin und wieder notfallmäßig versorgt werden.

Das wohl einschneidendste Ereignis liegt noch nicht lange zurück. Im März 2015 wurde Block I fast drei Jahre lang vom Netz genommen, nachdem bei der Jahresrevision am Reaktordruckbehälter dank neuster Messtechnologie rund 925 Materialfehler entdeckt worden waren. Die Betreiberin Axpo konnte allerdings nachweisen, dass die Einschlüsse keinen negativen Einfluss auf die Sicherheit haben. Die Aufsichtsbehörde Ensi akzeptierte den entsprechenden Nachweis und gab grünes Licht für das Wiederanfahren.

Schweiz will schrittweise aus der Kernenergie aussteigen

Wie lange Beznau I und II noch weiterlaufen, ist ungewiss. Beide Anlagen wurden im Verlaufe der Jahre immer wieder mit großem finanziellem Aufwand sicherer gemacht. Mit dem Aufkommen der Klimadiskussion haben AKW als CO2-freie Energie-Produktionsstätten wieder etwas bessere Karten in Sachen Akzeptanz. Auch wenn weltweit momentan fast 50 neue AKW in Bau sind, ist der Bau neuer Kernanlagen in der Schweiz derzeit tabu. Mit der Verabschiedung der Energiestrategie 2050 wurde auch der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen.

Ein Problem ist aber nach wie vor ungelöst: die Entsorgung der Abfälle. Die Diskussionen über das Wie und Wo kommen seit Jahrzehnten nicht so richtig voran. Vor 20, 30 Jahren glaubte man, man habe bis zur Inbetriebnahme der ersten Endlagerstätten in den Jahren 2020/2030 noch genügend Zeit. Die mit der Lösung des Problems betraute Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) versucht zwar, den Bau einer Endlagerstätte in kleinen Schritten voranzutreiben. Das Misstrauen der Bevölkerung in möglichen Standortgebieten ist aber nach wie vor groß.