Doppelpack gegen FC Köln: „Phänomen“ Andersson als Union-Symbol - Dahlin-Ratschläge
by Südwest Presse Online-Dienste GmbHDie direkte Konkurrenz von Sebastian Andersson könnte kaum prominenter sein. Auf vier Kopfballtreffer kommt in dieser Bundesliga-Saison ansonsten nur Bayerns Robert Lewandowski, mit insgesamt acht Toren liegt der Stürmer des 1. FC Union Berlin gleichauf mit Dortmunds Marco Reus.
Nicht erst seit seinem Doppelpack zum 2:0 gegen den 1. FC Köln befindet sich Andersson damit auf den Spuren seines Beraters Martin Dahlin, der als Ex-Bundesligaprofi mit insgesamt 60 Treffern wichtigen Einfluss auf ihn hat. „Ich spreche mehrfach die Woche mit ihm“, berichtete Andersson. „Er war ein großer Stürmer, der auch in Deutschland gespielt hat. Er gibt mir einige Ratschläge.“
Diese setzt der 28-Jährige derzeit offenbar bestens um, so dass er sich für den Auftritt im Duell der Aufsteiger ein ungewohntes Sonderlob seines Trainers verdiente. „Er war sehr effizient“, sagte Urs Fischer über Andersson, der zunächst per Kopf (33. Minute) und dann überlegt mit Köpfchen (55.) traf. „Einmal mehr hat er aber viel dafür aufgewendet - nicht nur um die Tore zu erzielen, sondern auch um Arbeit zu verrichten, die uns als Team hilft.“
Mit der Wucht von 1,90 Metern Körpergröße ist Andersson prädestiniert für das Angriffsspiel des Aufsteigers. Meist wird er von seinen Teamkollegen mit langen, hohen Bällen gesucht. Die Abpraller - so genannte zweite Bälle - erhält der 28-Jährige dann zurück. „Er ist ein Riesenfaktor derzeit bei uns, auch unabhängig von seinen Toren“, lobt Kapitän Christopher Trimmel. „Das ist sehr, sehr wichtig. Sonst kloppst du die Bälle vor und die sind gleich wieder weg. Das macht er hervorragend.“ Gegen Köln verbuchte Andersson sieben der zehn Torschüsse von Union.
Diese Qualitäten blieben lange Zeit bei Scouts der Topligen verborgen. „Er ist so ein bisschen ein Phänomen“, charakterisierte Union-Manager Oliver Ruhnert den Stürmer zuletzt im Fachmagazin „Kicker“. „In jungen Jahren war er unauffällig, hat aber meist seine Tore gemacht - und ist doch oft unter dem Radar geflogen.“
Erst im Alter von 26 Jahren wechselte Andersson nach vier Profistationen in Schweden aus seiner Heimat im Sommer 2017 zum damaligen Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern. Auch seine zwölf Treffer konnten den Abstieg der Pfälzer nicht verhindern - ein Glücksfall für Union. Da Andersson keinen Vertrag für die 3. Liga hatte, konnten die Berliner ihn ablösefrei verpflichten.
Mit ebenfalls zwölf Saisontoren trumpfte der Vater zweier Töchter in der Aufstiegssaison als bester Schütze der Berliner auf - und steigert nun in seiner ersten Bundesligasaison seine Quote sogar noch. „Ich fühle mich sehr motiviert, ich genieße es einfach, hier zu spielen“, sagte Andersson am Montag. „Ich denke nicht so viel darüber nach, Tore zu schießen.“
Auch seine Zukunft spiele keine große Rolle in seinen Gedanken. „Ich kann nichts darüber sagen, ich weiß nichts, wir müssen abwarten, was mein Berater und der Verein dazu sagen“, betonte er und meinte über ein früheres Liebäugeln mit einem Engagement in England: „Wenn es die Möglichkeit gibt, in Großbritannien zu spielen, dann kann ich womöglich in Großbritannien spielen. Aber ich mag es sehr in Deutschland, die Liga liegt mir.“
Insgesamt trafen erst fünf Spieler diese Saison für Union - so wenig wie bei keinem anderen Bundesligisten. Aber auch trotz dieser Unwucht bejubelten die Berliner bereits ihren vierten Heimsieg in Serie und liegen aktuell im gesicherten Mittelfeld. „Wir sind noch nicht sicher mit 19 Punkten“, warnte Andersson und lieferte eine Beschreibung der Lage, die auch für seine bisherige Zeit in Deutschland symbolhaft ist: „Wenn wir so weitermachen, wird alles gut werden.“