Millionenpleite eines namhaften Fensterherstellers
Der steirische Fenster- und Türenhersteller Kapo ist nach der Pleite der Mutter ebenfalls insolvent. Das Traditionsunternehmen will nach einer Entschuldung neu durchstarten.
Die oststeirische Kapo Fenster und Türen GmbH hat Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Dies teilten die Kreditschützer AKV, Creditreform und KSV mit. Grund der Insolvenz dürften Querfinanzierung mit der Ende Juni 2019 insolventen Mutter-Holding sein. Die Firma, die an und für sich positiv bilanziert, soll nach Wertberichtigungen fortgeführt werden. Betroffen sind 102 Dienstnehmer und 110 Gläubiger.
Die Passiva betragen laut vorgelegtem Vermögensstatus zu Verkehrswerten 7,68 Millionen Euro, wovon rund 1,5 Millionen Euro auf Bankverbindlichkeiten bzw. Eventualverbindlichkeiten aus Haftungsrahmen entfallen, rund eine halbe Million Euro schuldet
man Lieferanten, 1,88 Millionen Euro betreffen Abgaben- und Steuerrückstände, 2,9 Millionen Euro entfallen auf Dienstnehmerforderungen unter Berücksichtigung von
Endigungsansprüchen. Die Aktiva werden mit knapp 3,3 Millionen Euro beziffert. Offene Forderungen sollen im Ausmaß von rund 1,25 Millionen Euro bestehen. Vorhandene Sparbücher
bzw. Konten im Umfang von rund 615.000 Euro sollen verpfändet sein.
Nachdem bereits im Jahr 2018 über das Vermögen der Kapo Möbelwerkstätten GmbH ein Insolvenzverfahren anhängig war, folgte am 26. Juni das Insolvenzverfahren der Kapo Holding GmbH und am 11. Juli 2019 die neuerliche Insolvenz der Kapo Möbelwerkstätten GmbH. Innerhalb der oststeirischen Unternehmensgruppe soll es zu massiven Querfinanzierungen gekommen sein, welche laut AKV insbesondere zulasten der Kapo Fenster und Türen GmbH erfolgt sein dürften. Darauf wurde auch im nunmehrigen Insolvenzantrag des Fenster und Türen-Herstellers verwiesen. Dieser hat am Montag die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Graz beantragt.
Aufgrund der Querfinanzierungen bestand eine hohe Nichtdeckung der Zahlungsfähigkeit. Wegen der vorherigen Insolvenzen in der Kapo-Gruppe war auch das Vertrauen sowohl der Kunden als auch der Lieferanten auch gegenüber dem Fenster- und Türen-Produzenten massiv eingeschränkt.
Fortführung und Expansion geplant
Stefan Polzhofer übernimmt mit Dezember 2019 die Geschäftsführung und Mehrheit am Unternehmen. Mit Othmar Sailer (ehemaliger Waagner-Biro-Vorstand und Lisec-Geschäftsführer) konnte ein erfahrener Manager als Investor gewonnen werden.
Die neue Geschäftsführung der Kapo Fenster und Türen sah sich nun veranlasst, einen Insolvenzantrag einzubringen, wobei man u.a. auf die Uneinbringlichkeit von Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen, die Verunsicherung der Kunden und Lieferanten sowie den Wegfall der Kreditlinien verwies. So wurde zum Beispiel der Haftungsrahmen einer Versicherung in der Höhe von rund 2,3 Millionen Euro für Gewährleistungs- und Haftungsgarantien eingefroren. Die Unternehmenskennzahlen zeigen allerdings, dass die Kapo Fenster und Türen GmbH in den vergangenen Jahren grundsätzlich operative Gewinne erwirtschaftet hatte, bei jährlichen Umsätzen zwischen 11,6 Mio. und 14,5 Millionen Euro.
Die Fortführung von Kapo Fenster und Türen wird angestrebt. Mit Rationalisierungs- und Restrukturierungsmaßnahmen will man die Firma stabilisieren und sanieren. Der angebotene Sanierungsplan mit Eigenverwaltung umfasst die gesetzliche Mindestquote von 30 Prozent binnen zwei Jahren. Zudem stellte das Unternehmen Überschüsse in den nächsten Monaten in Aussicht.
Die neuen Eigentümer wollen Kapo als grünsten Fensterhersteller Österreichs positionieren. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Ausbau des technischen Direktvertriebs, beispielsweise in Süddeutschland und der Schweiz. Zudem stehe man aktuell vor dem Abschluss eines ersten Bauvorhabens am neuen Markt in Indien.
(APA)