Schweizer Bank

Vontobel verabschiedet sich vom Aktienhandel

Das Schweizer Institut will sich als reines Investmenthaus neu erfinden und stärker auf ultrareiche Kunden setzen.

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Vontobel

Künftig will sich Vontobel auf vier Disziplinen konzentrieren.(Foto: dpa)

Zürich. Es ist ein Bruch mit der eigenen Vergangenheit: Die Ursprünge der Bank Vontobel liegen im Börsenhandel, nun verabschieden sich die Schweizer vom Aktienhandelsgeschäft. 

Vontobel wolle sich künftig als reines Investmenthaus positionieren, erklärte Bankchef Zeno Staub am Montag. „Wir wollen künftig nur noch auf einer Seite des Tisches sitzen“, sagte Staub „und das ist die Seite unserer Kunden“. Der Vontobel-Chef und seine Mannschaft wollen dabei noch stärker auf ultrareiche Kunden setzen.

Künftig will Vontobel zum „kundenzentrierten Investmenthaus“ werden, heißt es aus dem Hauptquartier in der Gotthardstraße. Im Zuge des Umbaus trennen sich die Schweizer vom so genannten Brokerage-Geschäft in London. Die Aktienhandelssparte mit einer Handvoll Mitarbeitern soll bis Ende des kommenden Jahres an die Zürcher Kantonalbank verkauft werden. 

Zugleich verlässt Roger Studer, der bislang die Investmentbanking-Sparte geleitet hat, das Institut. Der langjährige Vontobel-Manager soll aber weiter als Verwaltungsrat einer Tochterfirma der Bank agieren. Insgesamt sollen vom Umbau rund zwanzig Mitarbeiter betroffen sein, für die man nun nach Lösungen suche.

Künftig will sich Vontobel auf vier Disziplinen konzentrieren: Das Asset Management, die Vermögensverwaltung, Plattformen und Dienstleistungen sowie digitale Anlagelösungen. Im Asset Management will Vontobel weiter auf institutionelle Kunden wie Pensionsfonds oder Versicherungen setzen, aber auch anderen Banken entsprechende Dienstleistungen anbieten. 

In der Vermögensverwaltung wollen die Schweizer noch stärker um ultrareiche Kunden werben. „Wir glauben, dass wir für diese Kunden ein guter Partner bei Investmententscheidungen sein könnten“, sagte Bankchef Staub. Anders als die Rivalen UBS und Credit Suisse, die das Geschäft mit Superreichen ebenfalls forcieren, wolle Vontobel dabei aber nicht als Firmenkundenbank agieren, die Risiken auf die eigene Bilanz nimmt. Stattdessen wolle man sich auf die Beratung beschränken.

Die Plattformen-Sparte soll ihre Lösungen für externe Vermögensverwalter zur Verfügung stellen. Hier wolle man zu einem führenden Partner in der Schweiz, Deutschland, Hongkong und Singapur werden, heißt es selbstbewusst.

Mit dem Umbau wolle man das Traditionshaus bereit für die Zukunft machen, erklärte Staub. Konkrete Folgen für die angepeilten Finanzziele der Bank soll die Neuaufstellung jedoch nicht haben. „Es geht uns nicht um das nächste Quartalsergebnis, sondern um die langfristige Entwicklung“, sagte Staub.

Während sich die Auswirkungen auf die Ergebnisse der Bank in Grenzen halten dürften, sparen die Schweizer nicht mit Schlagworten: Ab dem kommenden Jahr sollen die Berater der Bank in „Client Units“ gebündelt werden, die sich ganz auf die Arbeit am Kunden konzentrieren sollen. Die konkreten Investmentlösungen sollen von so genannten „Centers of Excellence“ erarbeitet werden. Auch die Vergütungsstruktur soll vereinheitlich werden.

Die Aktionäre des Instituts reagierten auf die Pläne gelassen: Bis zum Nachmittag legte der Aktienkurs um rund ein Prozent zu.

Das Schweizer Institut ist zwar börsennotiert, die Mehrheit der Vontobel-Aktien befindet sich aber im Besitz von Erben, die ihre Papiere in einem so genannten Familienpool gebündelt haben. Die Verankerung mit einem langfristig denkendem Hauptaktionär sei ein Vorteil für das Institut, argumentierte Verwaltungsratschef Herbert Scheidt.

Während sich Vontobel im Geschäft mit strukturierten Produkten und Börsengängen zuletzt schwer tat, entwickelte sich die Vermögensverwaltung offenbar erfreulich. Bis Ende November konnten die Schweizer die verwalteten Vermögen auf 225 Milliarden Franken steigern. Das Ergebnis liege über dem Ergebnis der ersten elf Monate des Vorjahres, teilte Vontobel mit.

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