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CO2-Verpressung in Island: Weltweit erste Anlage ihrer Art

Technik for Future

Die Klimaziele sind nur zu erreichen, wenn wir der Atmosphäre aktiv CO2 entziehen. Doch die dafür nötigen Technologien sind oft unausgereift, teuer und bergen Risiken. Was kann helfen, und was ist Unsinn? Der Überblick.

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Uno-Klimagipfel Madrid
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Das Material, mit dem die Weltrettung gelingen soll, ist unscheinbar. Gräulich ist das Basaltgestein und porös. Doch bricht man den Brocken auf, verraten die weißen Ablagerung in seinem Inneren, was ihn so besonders macht: Carbonate, Salze aus Mineralien und Kohlendioxid. Versteinertes CO2.

CarbFix2 heißt das Gemeinschaftsprojekt des Schweizer Unternehmens Climeworks, des Versorgers Reykjavik Energy und der Universität Island. Die Anlage steht auf der isländischen Hochebene Hellisheiði und ist die weltweit einzige ihrer Art. Sie filtert Kohlendioxid aus der Umgebungsluft, vermengt es mit Wasser - und pumpt das Gemisch in Hunderte Meter Tiefe. Am Ende ist das CO2 im Gestein fixiert, hoffentlich für die Ewigkeit.

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CO2-Filter der Firma Climeworks

Die Anlage verschlingt viel Energie, das Verfahren ist aufwendig, kostspielig und bringt bislang nur ein paar Dutzend Tonnen CO2 unter die Erde. Aber in den nächsten Monaten will das von zwei deutschen Ingenieuren gegründete Start-up eine neue, viel größere Anlage errichten. Bis zu 3000 Tonnen CO2 soll sie jährlich aus der Luft saugen und einlagern.

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Basaltgestein zur CO2-Lagerung

Auch das ist bloß ein Bruchteil der weltweiten jährlichen CO2-Emissionen von rund 37 Milliarden Tonnen. Dennoch setzen Experten große Hoffnungen in derlei Maschinen. Denn ohne neue Technologien, die der Atmosphäre CO2 entziehen, wird es fast unmöglich, die Klimaziele zu erreichen.

Alle Jahre wieder, meist vor Weihnachten, ist Weltklimakonferenz. Nummer 25 finde gerade in Madrid statt. Und alle Jahre wieder, meist vor der Weltklimakonferenz, veröffentlicht das Uno-Umweltprogramm den "Emissions Gap Report". Hier vergleichen die Experten Anspruch und Wirklichkeit der Klimapolitik: wie stark der weltweite Treibhausgasausstoß eigentlich sinken müsste, um die Erwärmung in einem halbwegs kontrollierbaren Rahmen zu halten. Und wie stark er stattdessen gestiegen ist.

Dieses Jahr liest sich der Bericht noch düsterer als üblich. Ihm zufolge hat der Ausstoß von Klimagasen wieder ein Rekordniveau erreicht (mehr zu den Ursachen lesen Sie hier). "Die Länder haben kollektiv versagt, den Anstieg der globalen Treibhausgasemissionen zu stoppen", schreiben die Autoren. Dies bedeute, "dass jetzt stärkere und schnellere Senkungen gefordert sind."

Für das Ziel, die mittlere Erhitzung auf 1,5 Grad einzudämmen, müssten bis 2030 laut Bericht im Schnitt 7,6 Prozent Kohlendioxidausstoß eingespart werden - nicht insgesamt, sondern Jahr für Jahr. Tatsächlich aber werden die weltweiten Emissionen bis mindestens 2030 weiter steigen - selbst dann, wenn alle Staaten alle ihre Versprechungen einhalten, die sie im Pariser Klimaabkommen gemacht haben.

Und so schmilzt sie immer wieder dahin: die Menge an Treibhausgasen, welche die Menschheit noch emittieren darf. Um das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, dürfen laut dem Berliner Klimaforschungsinstitut MCC nur noch 1100 Milliarden Tonnen CO2 und andere Gase ausgestoßen werden; beim derzeitigen Niveau ist die Marke in 26 Jahren erreicht. Für das 1,5-Grad-Ziel reicht das Budget nur noch gut acht Jahre. Danach muss die Welt treibhausgasneutral leben: weder durch Landwirtschaft, noch durch industrielle Prozesse wie die Zement- oder Stahlherstellung (mehr über den heimlichen Klimakiller Zement lesen Sie hier) dürften noch Klimagase in die Luft abgegeben werden.

Der einzige Ausweg aus dem Dilemma sind negative Emissionen. Das heißt: Der Weltgemeinschaft gelingt es, beim Klimawandel den Rückwärtsgang einzulegen und der Atmosphäre Treibhausgase zu entziehen.

Sabine Fuss, Wissenschaftlerin des MCC und Professorin an der Berliner Humboldt-Universität, war Leitautorin für den Sonderbericht des Weltklimarates zur 1,5-Grad-Grenze. "Wir haben kein einziges Szenario gefunden, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ohne CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen", sagt Fuss dem SPIEGEL. Und um wenigstens das Zwei-Grad-Ziel zu erreichen, "müsste es nun eine abrupte Kehrtwende und deutliche Veränderungen unseres Lebensstils geben. Je länger wir damit warten, desto abhängiger machen wir uns von CO2-Entnahmetechnologien."

Oliver Geden ist noch eindeutiger. "Wir werden das verbleibende CO2-Budget überziehen: für 1,5 Grad und später wohl auch für 2 Grad. Und danach werden wir immer noch Treibhausgase emittieren", prognostiziert der Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik. "Dann gibt es nur einen Weg, die Klimaziele zu erreichen: das CO2 wieder herauszuholen."

Aber wie? Wir stellen die meistdiskutierten Ansätze vor:

Manche dieser Technologien sind noch am Anfang ihrer Erforschung, viele sind teuer - und alle werden an Grenzen stoßen, sollten sie im großen Stil eingesetzt werden.

"Es ist ein Irrglaube, dass wir mit einer einzigen Technologie jährlich CO2 im zweistelligen Milliardenbereich aus der Atmosphäre holen werden", sagt Fuss. "Wir müssen ein Portfolio von Maßnahmen einsetzen." Aber auch alle Entnahmetechnologien zusammen werden Fuss zufolge nicht ausreichen - falls die Menschheit ihren CO2-Fußabruck nicht bald und deutlich senkt.