Börsennotierte Pharmafirma Sanochemia ist pleite
Das Unternehmen notiert seit 1999 an der Frankfurter Börse. Die Gesundheitsbehörde hat die Produktion im April 2018 eingeschränkt.
Mitte April 2018 hat das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) der börsennotierten Sanochemia AG (160 Mitarbeiter) die Herstellung bestimmter Produkte untersagt, weil die Produktion nicht der Qualitätszertifizierung Good-Manufacturing-Practice (GMP) entsprach. Das war ein harter Schlag für das Wiener Unternehmen mit Werk im burgenländischen Neufeld. In der Folge sackte der Umsatz im Geschäftsjahr 2017/18 von 41 auf 33 Millionen Euro ab, der Nettoverlust kletterte auf mehr als 13 Millionen Euro.
Im März 2019 führte die Gesundheitsbehörde eine weitere Inspektion des eingeschränkten Betriebes durch – angeblich ohne weitere Auflagen. Doch für die erneute Erlangung der vollen Betriebsbewilligung werden zusätzliche Instandhaltungs- und Personalkosten anfallen. Über diese Kosten muss sich nun ein Insolvenzverwalter den Kopf zerbrechen. Denn Sanochemia wird in den nächsten Tagen einen Insolvenzantrag einbringen.
Die Sanochemia Pharmazeutika AG ist ein österreichisches Pharmaunternehmen, wurde 1990 gegründet und hat ihren Sitz in Wien und ein Werk im Burgenland. Sie stellt in Lohnproduktion Wirkstoffe und Diagnostika für andere Pharmaunternehmen her und beschäftigt rund 160 Mitarbeiter, davon 140 in Neufeld im Burgenland. Das Unternehmen notiert seit 1999 an der Frankfurter Börse. Grund der entstandenen „Liquiditätslücke“ soll die Einschränkung des GMP-Zertifikats (Good Manufacturing Practice) sein sowie „umfangreiche wirtschaftliche Belastungen, die aus der Vergangenheit der Gesellschaft resultieren“, hieß es in einer Aussendung.
Indes ist der Aktienkurs der Sanochemia-Aktien in Frankfurt (Segment: Basic Board) bloß um 12,93 Prozent auf 1,38 Euro gesunken, im Xetra-Handel aber um 56,66 Prozent auf 70 Cent.
Keine neue Investoren
Die Lücke könne durch die Cashflows aus dem laufenden Betrieb, der sich in den vergangenen Monaten positiv entwickelt habe, nicht gedeckt werden, erklärte das Unternehmen. Auch die Hereinnahme externer neuer Investoren habe sich in der gegenständlichen Situation der Gesellschaft als nicht durchführbar gezeigt.
Trotz der vom Vorstand heuer eingeleiteten erheblichen Kostensenkungsprogramme und einer Kapitalerhöhung durch den Kernaktionär 2019 - sowie erhöhter Auftragseingänge in den vergangenen Monaten - sei es „auf Grund der heterogenen Interessenlage der Gläubiger zu keiner gemeinsamen, außergerichtlichen Lösung gekommen“.
Da die vom Vorstand mit den größten Gläubigern geführten Sanierungsgespräche zu keinem positiven Abschluss gebracht werden könnten, sei ein gerichtliches Insolvenzverfahren alternativlos.
Nach einem Millionenverlust nach sechs Monaten werde Sanochemia auch im Gesamtjahr 2018/19 per 30. September rote Zahlen schreiben, hieß es im Oktober.
Die Veterinärsparte hat sich als Klotz am Bein erwiesen und wird nun an die belgische Inovet abgegeben. In den ersten neun Geschäftsjahresmonaten (Oktober bis Juni) setzte man 28,1 Millionen Euro um, nach 26,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Im Geschäftsjahr 2017/18 ist der Umsatz von 41,3 Millionen Euro auf 33 Millionen Euro zurückgegangen.
Verkauf der Veterinärpharmazeutikasparte
Ende Oktober 2019 hat Sanochemia "den Verkauf der Veterinärpharmazeutikasparte an den belgischen Tierarzneimittelspezialisten Inovet bekannt gegeben. Der Kaufpreis, der sich aus Milestones-Zahlungen und Royalties zusammensetzt, wurde nicht genannt. Angesichts der schwachen Profitabilität der Tiermedizinsparte, die im vergangenen Jahr bei Erlösen in Höhe von 4,858 Millionen Euro einen operativen Verlust (EBIT) in Höhe von 338.000 Euro erwirtschaftete, dürften nennenswerte Leistungen nach unserer Einschätzung erst mittelfristig vereinnahmt werden".
Und weiter hieß es: "Aufgrund dieses Asset Deals sowie weiterer interner Maßnahmen zur Neuausrichtung des Unternehmens musste der Vorstand Angaben gemäß Abschreibungen vornehmen, die bislang nicht erwartet worden waren. In Verbindung mit steigenden Kosten insbesondere im Gefolge der Qualitätsoffensive im burgenländischen Werk rechnet der Vorstand nun für das laufende Geschäftsjahr 2018/19e mit einem negativen Ergebnis."
Vier Beteiligungen
Sanochemia hält vier Beteiligungen, darunter an der Alvetra & Werfft GmbH. " Die Alvetra u. Werfft GmbH ist ein traditionelles österreichisches Unternehmen im Bereich der Tiergesundheit und Tierernährung und seit 2011 in der Sanochemia Pharmazeutika AG integriert", heißt es auf der Firmenhomepage. "Der erfolgreiche und stetig wachsende Veterinär-Bereich vermarktet hochwertige Arzneimittel, teilweise aus eigener Entwicklung, und stellt sich dem Auftrag, die Gesundheit und die Produktivität der Tiere stetig zu verbessern." Mit den Tochtergesellschaften in Deutschland, Tschechien, Slowakei und Ungarn sowie internationalen Vertriebspartnerschaften ist die Alvetra in fast allen EU-Ländern vertreten."
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