Pflege auf dem Land
Gesundheitsminister Jens Spahn besucht Sangerhausen
by Fabian WagenerSangerhausen - Auch nach vielen Jahren in der Politik gibt es noch Premieren. Auch für Jens Spahn. Es sei seine erste Veranstaltung in einem Rosarium, sagt der Bundesgesundheitsminister zu Beginn seines Besuchs in Sangerhausen.
Es ist indes nicht die Welt der Rosen, die den prominenten Politiker an diesem Tag in die Kreisstadt führt. Es soll um etwas anderes gehen: um die Zukunft des Gesundheitswesen, um die Pflege, um die damit verbundenen Herausforderungen für den ländlichen Raum.
„Die Herausforderungen sind groß“
Keine ganz kleinen Themen also. Oder wie der Sangerhäuser CDU-Bundestagsabgeordnete Torsten Schweiger sagt, der Minister Spahn eingeladen hat: Es geht um Dinge, die ihm in jeder Bürgersprechstunde begegnen. „Die Herausforderungen sind groß“, sagt Schweiger.
Dass Gesundheit und Pflege die Menschen stark beschäftigen, wird bei der Veranstaltung sehr deutlich. Das weihnachtlich dekorierte Glashaus des Rosariums ist gut gefüllt, unter den Besuchern sind Ärzte, Pflegekräfte, Apotheker.
Und noch etwas wird deutlich: Auch in Zeiten der gesellschaftlichen Polarisierung und einer zunehmenden Verrohung des Diskurses gibt es sie sehr wohl noch: die politische Debatte, die Kontroversen zulässt, aber immer sachlich bleibt - geführt in einem respektvollen Ton.
Es sind viele Aspekte, die die Teilnehmer ansprechen, aus dem Publikum kommen zahlreiche Fragen.
Ärztemangel und Bürokratie
Ein Apotheker weist auf die bürokratischen Belastungen hin, auch Mario Schulter, Geschäftsführer der Helios-Kliniken in Eisleben, Hettstedt und Sangerhausen, erwähnt den hohen Aufwand in der Dokumentation.
Der Ärztemangel ist Thema, auch der Fachkräftemangel in der Pflege. Andreas Claus, Vorstand beim DRK-Kreisverband in Sangerhausen, warnt vor „pflegebedingter Altersarmut“ und steigenden Kosten für Heimbewohner.
Und Kati Völkel, Geschäftsführerin eines Sangerhäuser Pflegeheims, kritisiert die aus ihrer Sicht unzureichende Bezahlung der Pflegekräfte und die Arbeitssituation. „Ich habe Sorge, dass wir einen Kollaps erleben“, sagt sie.
Jens Spahn, seit 2002 im Bundestag, einige Jahre gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion und seit März 2018 an der Spitze des Gesundheitsministeriums, antwortet auf die Fragen und Wortbeiträge ausführlich.
Anreize für Landärzte
Er unterstreicht die schwierige Situation in der Pflege, spricht von einem „leer gefegten Arbeitsmarkt“. Ganz ohne Arbeitskräfte aus dem Ausland werde man nicht auskommen, sagt Spahn, der jüngst in Mexiko um Fachkräfte geworben hat.
Dass die Eigenanteile für die Betreuung in Pflegeheimen ansteigen, stimme, sagt er, und führt dies auf mehr und besser bezahltes Personal zurück. Eines aber - und dieser Hinweis ist Spahn wichtig - sei in Deutschland nicht der Fall: dass man sich Sorgen machen müsse, nicht in ein Pflegeheim aufgenommen zu werden, weil man es sich nicht leisten könne. Eine Betreuung werde garantiert.
Auch zur ärztlichen Versorgung äußert sich der 39-Jährige. Er spricht davon, dass man bei der Zulassung zum Medizinstudium nicht nur nach der Abiturnote gehen solle und nennt die Landarztquote als Maßnahme, um Ärzte in ländliche Regionen zu bringen.
Man könne Anreize schaffen, sagt Spahn, der betont, selbst aus einem kleinen Dorf zu kommen. Eines aber gehe nicht: „Ich kann die Ärzte nicht zwingen.“
(mz)