Taufkirchener Landwirte machen auf sich aufmerksam: Gemütliche Atmosphäre für ungemütliche Themen
Mahnfeuer
Landwirte fühlen sich missverstanden. Mit einem Mahnfeuer wollen sie auf ihre Situation aufmerksam machen. Eines davon wurde in Taufkirchen entzündet.
Taufkirchen–Knapp 2000 Landwirte gibt es im Landkreis Erding, auf Taufkirchener Gemeindegebiet rund 160. Zwei von ihnen, Andreas Glasl und Tom Hupfer, schlossen sich der deutschlandweiten Aktion zum Thema „Land schafft Verbindung – wir rufen zu Tisch“ an. Sie luden Kollegen, Verbraucher und Politiker am Samstag zum Mahnfeuer an der Taufkirchener Rettungswache ein, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Direkt an der B 388 folgten von 18 bis 22 Uhr viele ihrem Aufruf.
In gemütlicher Atmosphäre wollten die Organisatoren auf die aktuell nicht zufriedenstellende Situation in der Landwirtschaft hinweisen. „Wir Landwirte wirtschaften seit Generationen nachhaltig und fordern auch nachhaltige Agrarpolitik“, erklärte Glasl. Würden die Bauern nicht nachhaltig wirtschaften, würden sie ihren Boden kaputtmachen und damit ihre Produktionsgrundlage zerstören, verdeutlichte er.
Dieses Mahnfeuer sei eine erste Gemeinschaftsaktion des Bayerischen Bauernverbands (BBV) und der LSV (Land Schafft Verbindung). „Wir wollen miteinander vorwärtsgehen“, aber Merkel, Klöckner und Co. würden versuchen, einen Keil zwischen beide Gruppierungen zu treiben, meinte der Hilpoldinger.
Der stellvertretende BBV-Obmann Michael Hamburger betonte, Bauern seien für Umwelt-, Arten- und Tierschutz. Er erinnerte an den stillen Protest der Landwirte mit grünen Kreuzen, die sie an markanten Feldern und Wiesen aufstellten, sowie an Demos in München oder Berlin. Vorteil von „Land schafft Verbindung“ sei, dass durch diese Gruppierung über Partei- und Verbandsgrenzen hinweg agiert und dafür gesorgt werden könne, dass alle Landwirte an einem Strang ziehen.
An der aktuellen Politik hatte Hamburger einiges auszusetzen. So kritisierte er den Antrag der Grünen, flächengebundene Direktzahlungen in der nächsten Förderperiode zu 40 Prozent an Umwelt- sowie Klima- und Tierschutzmaßnahmen zu binden. „Wir machen gerne zusätzlichen Umwelt-, Klima- und Tierschutz, aber das muss auch bezahlt werden“, betonte Hamburger. Die Land- und Forstwirtschaft wirke schon jetzt aktiv mit, die Klimaziele zu erreichen. Was die Düngeverordnung, die Roten Gebiete und die Verschärfungspläne anbelange, seien Korrekturen für die Praxistauglichkeit erforderlich. „Es kann nicht sein dass wir Landwirte als alleinig Schuldige für den Eintrag von Nitrat hingestellt werden“, ärgerte er sich. Auch über Streusalz, Schneezusätze auf Skipisten und die direkte Einleitung von ungeklärten Abwässern von Großstädten in die Flüsse kämen große Nitrateinträge zustande. „Natürlich haben auch wir Landwirte Interesse daran, gesundes Trinkwasser für uns und unsere Tiere zu haben.“
Die Vorschläge der Bundesregierung für pauschale Verbote von Pflanzenschutz in Schutzgebieten würden die nachhaltige Landbewirtschaftung gefährden. Und: „Während unsere Bauernfamilien unter immer höheren Anforderungen wirtschaften müssen, werden gleichzeitig Tür und Tor geöffnet für Drittlandimporte, bei denen Standards keine Rolle spielen.“ Schließlich forderte Hamburger Planungssicherheit bei der EU-Agrarpolitik über 2020 hinaus. Die Unterstützung der Bauern durch die Direktzahlungen sei auch für die Förderperiode bis 2027 zu gewährleisten.
Landrat Martin Bayerstorfer, selbst Landwirt, erklärte seine Sicht der Dinge. Er freute sich, dass die Landwirtschaft im Landkreis Erding noch Nahrungsmittel in bester Qualität herstelle und dafür sorge, dass die Umwelt geschützt werde. Die Landwirte würden auch einen nicht unerheblichen Beitrag am gesellschaftlichen Leben leisten, vor allem im dörflichen Bereich, dort neben vielen Veranstaltungen auch als ehrenamtliche Feuerwehrmänner die Tageseinsatzbereitschaft garantieren.
Neben Taufkirchen fanden auch in Giglberg bei St. Wolfgang und in Eitting Mahnfeuer statt. (Birgit Lang)