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Die Sanktionen gegen Russland umfassen einen ganzen Strafenkatalog.
(Foto: YURI KADOBNOV/AFP)

Russland protestiert gegen Olympia-Ausschluss

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Russland will gegen die neuen Strafen der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) wegen der Manipulation von Moskauer Labordaten Einspruch einlegen. Russland werde für seine Sportler kämpfen, sagte die Parlamentsabgeordnete Swetlana Schurowa am Montag der Agentur Interfax zufolge. Russland werde die Strafen beim Internationalen Sportgerichtshof (Cas) in Lausanne anfechten, sagte der Parlamentsabgeordnete Dmitrij Swischtschow vom Sportausschuss der Staatsduma.

Zuvor hatte die Wada auf ihrer Exekutivsitzung in Lausanne beschlossen, Russland als Nation für vier Jahre von Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften auszuschließen. Demnach dürfen russische Sportler nur als neutrale Athleten teilnehmen, nicht aber unter russischer Flagge. Dies gilt für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2020 in Tokio und 2022 in Peking, die Olympischen Jugendspiele und Weltmeisterschaften von Sportarten, die den Wada-Code unterschrieben haben, sowie sogenannten "Major Sport-Events".

"Das russische Doping hat dem sauberen Sport viel zu lange geschadet. Russland wurde jede Gelegenheit gegeben, reinen Tisch zu machen. Aber stattdessen hat es sich entschieden, weiter zu täuschen und zu leugnen", sagte Wada-Präsident Craig Reedie am Montag: "Daher hat das Exekutivkomitee in der strengstmöglichen Art und Weise reagiert. Gleichzeitig wahrt es allerdings auch die Rechte der russischen Athleten, die beweisen können, dass sie nicht von diesen betrügerischen Handlungen profitiert haben."

Das Land darf während des Vierjahreszeitraumes keine Sportgroßveranstaltungen ausrichten oder sich um Weltmeisterschaften oder andere wichtige Ereignisse bewerben. Darüber hinaus kann Russland sich nicht für die Olympischen Spiele und Paralympics 2032 als Ausrichter bewerben. Entscheidend für die wahre Härte der Strafe wird wohl die Auslegung der "bestimmten Vorraussetzungen" sein, unter denen Sportler aus Russland als neutrale Athleten an den Wettbewerben teilnehmen dürfen. Die Fußball-Europameisterschaft mit Sankt Petersburg als Spielort ist von der Entscheidung nicht betroffen, weil die EM laut Wada als "kontinentales Sportereignis" gilt.

145 Doping-Fälle sollen vertuscht oder verfälscht worden sein

Forensische Untersuchungen durch Wada-Experten hatten ergeben, dass die Dopingdaten aus dem Moskauer Labor von 2012 bis 2015 "weder vollständig noch vollständig authentisch" sind. Dies konnte im Vergleich mit einer der Wada 2017 von einem Whistleblower zugespielten Daten-Kopie nachgewiesen werden. Dabei hat Russland nach Wada-Angaben "Hunderte von mutmaßlichen nachteiligen Analyseergebnissen gelöscht oder geändert". Dabei sollen 145 mutmaßliche Doping-Fälle vertuscht oder verfälscht worden sein.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hatte bereits zuvor angekündigt, die "härtesten Sanktionen" gegen Russland zu unterstützen und das Wada-Urteil zu akzeptieren. "Der Wada-Beschluss ist für uns bindend", hatte IOC-Präsident Thomas Bach betont. Trotz der Dimension des Dopingskandals um vertuschte und ausgetauschte Proben im Analyselabor bei den Winterspielen 2014 in Sotschi durften vier Jahre später 168 Russen als "Olympische Athleten aus Russland" unter neutraler Fahne antreten.

Die Rusada zieht nun vor den Internationalen Sportgerichtshof Cas. Auch das IOC und die Weltsportverbände haben die Möglichkeit gegen das Wada-Urteil beim Cas in die Berufung zu gehen, wenn es sich auf die Teilnahme an Olympischen Spiele beziehungsweise Weltmeisterschaften auswirkt.