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Einer will sogar auf den Chefposten: Die Gemeinderatskandidaten der Grünen mit Mathias Petito (li.), der Bürgermeister Moritz Sappl Konkurrenz machen möchte. © Rudi Stallein

Kommunalwahl 2020: Ein Italiener will Eurasburger Bürgermeister den Chefsessel streitig machen

Eurasburger Grünen zaubern Bürgermeisterkandidaten aus dem Hut

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Mathias Petito will Bürgermeister von Eurasburg werden. Er überraschte mit seiner Bewerbung in der Aufstellungsversammlung der Grünen. Aber es gibt ein Problem.

Eurasburg –Der Punkt war in der Tagesordnung gar nicht vorgesehen. Doch ehe sie sich versahen, steckten die Eurasburger Grünen bei ihrer Aufstellungsversammlung für die Gemeinderatsliste mitten in einer angeregten Diskussion um einen Herausforderer gegen Bürgermeister Moritz Sappl. Mathias Petito will dem Amtsinhaber dessen Chefsessel im Rathaus streitig machen. Ob es tatsächlich dazu kommt, entscheidet sich wohl erst Anfang Januar. So lange dauert es voraussichtlich bis Petito, der einen italienischen Pass besitzt, auch die beantragte doppelte Staatsbürgerschaft in Händen halten kann.

Wahlvorstand Alexander Müllejans hatte gerade die Kandidatenliste vorgestellt und um Meinungen dazu gebeten, als Mathias Petito das Wort ergriff. Er wolle auch auf die Liste, bat der Elektromeister und am liebsten ziemlich weit nach vorne. „Weil ich für die Grünen gerne als Bürgermeisterkandidat antreten möchte.“ Ihm hätten mehrere Sachen in den vergangenen Jahren nicht gefallen, begründete der 46-Jährige seinen Vorstoß. „Die Bevölkerung muss mehr gefragt werden. Und auch der Gemeinderat muss mehr Ideen bringen“, konkretisierte Petito. „Es gefällt mir nicht, dass da einer meint, er muss seine eigene Politik durchbringen, und viele heben dazu nur die Hand.“

Petito ist Italiener

Als Petito seine Bewerbungsrede beendet hatte, war es für einen Moment still im Stüberl. „Der Anspruch ist toll“, sagte Alexander Müllejans, der als erster Worte fand. Das Problem: „Die Liste ist voll.“ Das hätte sich jedoch lösen lassen, weil Boris Kopitz spontan anbot, seine Kandidatur zurückzuziehen. „Ich halte ihn für einen sehr guten Kandidaten, er sollte weit vorne stehen“, sagte Kopitz. Eine größere Hürde ist die bis dato fehlende passende Staatsangehörigkeit. Petito, seit zwei Jahrzehnten bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv und dort lange Jahre im Vorstand, ist Italiener. Zwar habe er die doppelte Staatsbürgerschaft beantragt, sagte der Bewerber. Aber wann die erteilt werde, sei ungewiss. „Das wird zeitlich ein heißer Ritt“, gab Klaus Koch zu bedenken. „Im schlimmsten Fall laufen wir Gefahr, dass die ganze Liste nicht anerkannt wird.“ Spätestens am 22. Januar muss die Liste eingereicht werden.

Der vorläufige Kompromiss sieht so aus: Petito steht in der Liste vorerst auf Platz acht. Sollte es mit der Bürgermeisterkandidatur klappen, rückt er einige Plätze vor. Ansonsten bewerbe er sich um einen Sitz im Gemeinderat (das geht auch mit italienischem Pass), bekräftigte der Elektromeister, dass er in den kommenden Jahren die Politik in der Kommune aktiv mitgestalten will.

Dialog mit den Landwirten

Den Wunsch hegen auch die anderen Kandidatinnen und Kandidaten auf der voll besetzten Grünen-Liste. Wie Petito bemängelt die an Position eins gesetzte Journalistin Carola Belloni, dass „viele Sachen gemacht werden, ohne dass die Leute vorher zu ihrer Meinung gefragt werden“. Jakob Koch meint, dass im Gemeinderat auch die junge Generation vertreten gehöre. „Die Jüngeren haben einen anderen Blick auf die Gemeinde. Hier gibt’s viel anzupacken, ich hätte Lust, dass die nächsten sechs Jahre zu tun“, sagte der 21-jährige Student. Als Stimme „der jungen Familien und der Frauen“, will sich Grundschullehrerin Lucia Schreck Gehör verschaffen. Dietlind Erber ist es ein Anliegen, die Infrastruktur weiter zu verbessern und „den Dialog mit den Landwirten“ zu suchen.

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Als wichtigste Themen der Partei nannte Klaus Koch „Energiewende und Klimapolitik“ sowie „eine Wohnungspolitik, die ermöglicht, dass man hier wohnen kann.“ Hans Urban hob hervor, dass die Grünen in den vergangenen fast sechs Jahren zwar nicht der Taktgeber gewesen seien, aber „ein großer Antreiber“. „Es geht nicht immer darum, dass man Recht kriegt“, sagte der Landtagsabgeordnete, „aber andere zum Nachdenken zwingen, und dass man öffentlich Position beziehen darf und muss.“

Die Kandidaten der Grünen

1. Carola Belloni, 61, Journalistin, Eurasburg 

2. Jakob Koch, 21, Student, Beuerberg 

3. Lucia Schreck, 39, Lehrerin, Beuerberg 

4. Thomas Holzer, 57, Geschäftsführer, Lengenwies 

5. Dietlind Erber, 63, Dipl.-Psychologin, Beuerberg 

6. Hans Urban, 41, Biobauer, Oberherrnhausen 

7. Klio Münz, Dipl.-Psychologin, Beuerberg 

8. Mathias Petito, 46, Elektromeister, Lengenwies

9. Birgit Reichert, 73, Pensionistin, Beuerberg 

10. Alexander Müllejans, 62, Feinmechanikermeister, Beuerberg 

11. Christiane Fußy, 54, Lehrerin, Beuerberg 

12. Franz Epp, 65, Berufsschullehrer, Beuerberg 

13. Beatrix Bauer, 48, Biobäuerin, Dipl.-Ing., Eurasburg 

14. Klaus Koch, 55, Förderschulrektor, Beuerberg 

15. Anke Müllejans, 56, freiberufliche Stylistin, Beuerberg 

16. Boris Kopitz, 50, TV-Sendetechniker, Eurasburg

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